(15) Der Prozess gegen David Berkowitz

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David Berkowitz hätte auf unzurechnungsfähig plädieren können und dabei realistische Chancen gehabt, dass das Gericht dem Antrag stattgegeben hätte. Stattdessen erklärte sich David Berkowitz in vollem Umfang schuldig. Aufgrund dessen gab es vor Gericht nicht viel zu verhandeln. Am 12. Juni 1978 verurteilte der Richter David Berkowitz zu einer Strafe von jeweils 25 Jahren bis lebenslänglich für jeden seiner Morde. Die Haftstrafen waren nacheinander zu verbüßen und summierten sich – theoretisch – zu einer Gesamtstrafe von 365 Jahren. Das Gericht überstellte David Berkowitz ins Hochsicherheitsgefängnis von Attica im Norden des Bundesstaates New York.

Während der Urteilsverkündung kam es zu einem Eklat. David Berkowitz murmelte beständig vor sich hin: »Stacy war eine Hure, Stacy war eine Hure …« Er sprach leise, aber die Worte waren dennoch auf den Zuschauerbänken zu verstehen. Das Publikum reagierte empört, der Richter musste die Verhandlung unterbrechen. David Berkowitz behauptete später, seine Bemerkung sei eine Reaktion auf eine Äußerung der Mutter von Stacy Moskowitz gewesen. Diese hatte gegenüber den Medien ständig gefordert, dass man den Mörder ihrer Tochter hinrichten müsse.

Dämonen nur vorgeschoben?

Ein gutes halbes Jahr nach seiner Verurteilung, im Februar 1979, wandte sich David Berkowitz in einem Brief an Dr. Schwartz. Schwartz war der Leiter des Kings County Hospital, in dem die psychiatrischen Gutachten durchgeführt worden waren. David Berkowitz erklärte in dem Schreiben, dass die Dämonen nur eine Erfindung seinerseits gewesen seien:

„Ich bin ein Schwindler. Ich habe die ganze ‚Dämonen‘-Geschichte bloß erfunden. Der Anlass dafür war, dass ich meine Taten innerlich rechtfertigen wollte. Ich wollte einen plausiblen Grund anbieten, warum ich die Verbrechen begangen habe. Ich weiß, dass es da in Wirklichkeit nie irgendwelche Dämonen gegeben hat, die mit mir gesprochen haben oder durch die ich mit dem Teufel kommunizierte.

Als ich anfing, diese Verbrechen zu begehen, hatte ich in Wahrheit keine Ahnung, was mich dazu motivierte. Mir erschienen die Dämonen als mögliche Ursache einfach passend. Deshalb habe ich mich vor Gericht auch schuldig bekannt. Weil ich wusste, dass ich schuldig war.“

David Berkowitz - Dr. Daniel Schwartz
Brief von David Berkowitz an Dr. Schwartz, Kings County Hospital

David Abrahamsen

In den Sitzungen mit dem Psychiater David Abrahamsen gab David Berkowitz zu, dass er sich bereits lange Zeit vor der Mordserie mit dem Gedanken beschäftigt habe, zu töten.

Er habe sich von seiner Umwelt rundum abgelehnt und ausgestoßen gefühlt, was ihn so sehr verletzt habe, dass er es aller Welt habe heimzahlen wollen. David Berkowitz empfand insbesondere Wut und Frust darüber, dass er praktisch keinerlei Erfolg bei Frauen hatte. Deshalb habe er sich junge, attraktive Frauen als Opfer ausgesucht, um sich für die Zurücksetzung zu rächen.

Hinter Gittern

1979 griff in Attica ein Mitinsasse David Berkowitz mit einer Stichwaffe an. Berkowitz überlebte die Messerattacke, die Wunde musste allerdings mit 56 Stichen genäht werden. David Berkowitz weigerte sich, den oder die Angreifer namentlich zu nennen. Er deutete stattdessen an, dass ein satanischer Kult, dem er einst angehört habe, hinter dem Anschlag stecke.

2002 hatte David Berkowitz erstmals die Gelegenheit, seine vorzeitige Entlassung auf Bewährung zu beantragen. Bevor es zu einer Anhörung vor dem zuständigen Ausschuss kam, sagte Berkowitz den Termin schriftlich habe. Er schrieb: »Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich es verdient habe, den Rest meines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Ich bin vor langer Zeit, dank Gottes Hilfe, mit mir und meiner Situation ins Reine gekommen und habe meine Strafe akzeptiert.« Der Ausschuss sah das ähnlich und verweigerte ihm in Abwesenheit die Entlassung auf Bewährung. Bis heute hat sich dieses Spiel alle zwei Jahre wiederholt. Im Mai 2014 war die vorläufig letzte Anhörung.

David Berkowitz heute – „Son of Hope“ statt „Son of Sam“

Seine leiblichen Eltern waren Katholiken. Die Adoptiveltern erzogen ihn jedoch im jüdischen Glauben. 1987 wechselte David Berkowitz seine Religion ein weiteres Mal. Seitdem bezeichnet er sich als wiedergeborenen Christen [Link zu Wikipedia]. Auslöser sei die Lektüre der Bibel gewesen, die ihm ein Mithäftling überlassen habe. Bei Psalm 34:6 [Link zu www.bibleserver.com] habe es Klick gemacht. Kunststück. Der Psalm handelt von einem gewissen David. Mittlerweile hat der ehemalige »Son of Sam«, der sich nun »Son of Hope« nennt, seine eigene Homepage im Internet [Link zu ariseandshine.org]. Dort verkündet David Berkowitz seine frohe Botschaft an interessierte Gläubige. Der Serienkiller als christlicher Erwecker – man lernt nie aus.

David Berkowitz - heute - Son of Hope
David Berkowitz heute
Quelle: ariseandshine.org

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