(7) »Operation Omega«

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Bis zum Mord an Virginia Voskerichian hatte es vereinzelt auch kritische Stimmen innerhalb des Polizeiapparats gegeben, die an der Serienmörder-Theorie zweifelten und die Gründung der Sonderkommission für übertrieben hielten. Diese Stimmen verstummten mit einem Schlag. Die unheimliche Mordserie erregte inzwischen in den Medien und damit der Öffentlichkeit gewaltiges Aufsehen. Dieses gesteigerte öffentliche Interesse rief postwendend die Politiker auf den Plan. Dadurch geriet das New York Police Department zusätzlich unter Druck, endlich Erfolge bei der Aufklärung der Fälle vorzuweisen.

Am 10. März 1977, zwei Tage nach dem Mord an Virginia Voskerichian, hielt der amtierende Bürgermeister von New York, Abe Beame, zusammen mit hochrangigen Vertretern der Polizeibehörde eine Pressekonferenz ab. Der Bürgermeister erklärte gegenüber den Medien, dass Donna Lauria und Virginia Voskerichian mit derselben Waffe getötet wurden. Die übrigen Morde rechnete man aufgrund der ähnlichen Vorgehensweisen des Täters ebenfalls der Mordserie zu.

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By Unknown photographer – New York City Department of Records, http://www.nyc.gov/html/records/html/features/abebeame.shtml, Public Domain, Link

Die gleiche oder dieselbe Waffe?

Die Darstellung des Bürgermeisters entsprach nicht ganz den Tatsachen, wie offizielle Dokumente, die zu einem späteren Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gelangten, noch beweisen sollten. Denn die Ballistik konnte zwar anhand des Projektils, das Virginia Voskerichian getötet hatte, nachweisen, dass der Täter mit einem Revolver .44 Bulldog geschossen hatte. Aber die Techniker konnten nur zweifelsfrei feststellen, dass die Morde an Donna Lauria, Christine Freund und Virginia Voskerichian mit der gleichen – nicht zwangsläufig mit derselben – Waffe verübt worden waren.

Operation Omega

Gleichzeitig verkündete Bürgermeister Beame, dass das NYPD die Sonderkommission gewaltig aufstocken würde. Statt 16 Polizeibeamten standen der »Operation Omega«, wie man die Sonderkommission nun nannte, ab sofort 30 Polizisten zur Verfügung. Später stieg die Zahl auf 50 Beamte, am Ende waren offiziell 300 Personen Teil der „Operation Omega“. Doch in Wahrheit würden ab Mitte April 1977 alle 28.000 New Yorker Cops das Phantom jagen. Man betraute den erfahrenen Deputy Inspector Timothy J. Dowd, der seit 1940 dem NYPD angehörte, mit der Leitung der SOKO. Verantwortlich für die Koordination der Ermittlungsarbeit war nach wie vor Captain Joe Borrelli, der bis dato die Verantwortung für die Sonderkommission getragen hatte.

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Motive des Täters

Die Reporter befragten Joe Borrelli nach den mutmaßlichen Motiven des Täters. Warum brachte er die Frauen um? Was hatte er davon? Welchen Zweck verfolgte er mit der Mordserie? Borrelli äußerte, er ginge davon aus, dass der Täter einen starken Groll gegen Frauen hege und sich auf einem persönlichen Rachefeldzug befände. Möglicherweise fühle er sich von seiner Umwelt und speziell Frauen ständig abgelehnt und zurückgesetzt. Für diese permanente Zurückweisung wolle er sich nun an der Gesellschaft rächen.

Borrelli gab auf der Pressekonferenz auch bekannt, dass der pummelige Teenager, den die Beteiligten im Lomino/DeMasi-Fall beschrieben hatten, nicht mehr länger als Tatverdächtiger gelte, sondern nur noch als wichtiger Zeuge. Die polizeilichen Ermittlungen würden sich von nun auf den schwarzhaarigen Mann konzentrieren, den Jody Valenti gesehen hatte.

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