(7) Nachahmer

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Cooper war nicht der erste Flugzeugentführer, der ein Lösegeld zu erzwingen wollte. Zwei Wochen zuvor hatte ein gewisser Paul Cini an Bord einer DC-8 von Air Canada über Montana einen ähnlichen Coup versucht. Der Täter konnte jedoch von der Besatzung überwältigt werden, als er seine Pistole am Fallschirm befestigen wollte. Möglicherweise diente Cooper die Tat als Inspiration. Er selbst löste mit seiner erfolgreichen Lösegelderpressung eine Flut an Nachahmungstaten aus.

Garrett Brock

Im Januar 1972 entführte Garrett Brock eine Maschine der TWA auf dem Flug von Los Angeles nach New York City. Er verlangte exakt 306.800 Dollar in bar, die Freilassung von Angela Davis – eine bekannte Bürgerrechtlerin, die damals wegen Terrorismusverdachts in Haft saß – und ein Treffen mit Präsident Richard Nixon. Nachdem die Maschine auf dem Kennedy Airport landete, wurde der Täter von der Polizei überwältigt und durch mehrere Schüsse vor seiner Festnahme verletzt.

Richard LaPoint

Richard Charles LaPoint bestieg am 20. Januar 1972 am McCarran Airport in Las Vegas Flug 800 von Hughes Airwest. Der obdachlose Army-Veteran behauptete, eine Bombe bei sich zu führen, während die DC-9 auf die Startbahn einbog. Er forderte 50.000 Dollar, zwei Fallschirme und einen Helm. Die Behörden kamen seinen Forderungen nach.

Daraufhin ließ er die Passagiere und zwei Flugbegleiter frei. Anschließend dirigierte er den Piloten auf einen östlichen Flugkurs in Richtung Denver. Über einem baumlosen Terrain im nordöstlichen Colorado sprang er schließlich ab.

Die Polizei hatte die Fallschirme allerdings mit einem Signalgerät versehen. So konnte man seine Position feststellen und musste lediglich den Spuren folgen, die LaPoint im Schnee und Schlamm hinterließ. Wenige Stunden später hatte man den Mann festgenommen.

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Der verhaftete Richard LaPoint im Rollstuhl

Richard McCoy Jr.

Richard McCoy Jr. führte im April 1972 eine Entführung durch, die in vielen Details Coopers Tat glich. Deshalb geriet er auch in den Kreis der Verdächtigen für das Verbrechen am 24. November 1971. Dazu im nächsten Kapitel mehr.

McCoy war ein ehemaliger Green Beret, also Angehöriger einer Spezialeinheit der US-amerikanischen Luftwaffe. Er entführte wie Cooper eine Boeing vom Typ 727-100, die sich im Besitz der Fluggesellschaft United Airlines befand. Nach dem Start in Denver (Colorado) schickte er die Maschine auf Kurs San Francisco. McCoy sprang über Utah mit einem Lösegeld von 500.000 Dollar ab. Er konnte zwar wohlbehalten landen, wurde aber zwei Tage später verhaftet.

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Richard McCoy Jr., 1972

Frederick Hahneman

Im Mai 1972 brachte Frederick Hahneman eine Boeing 727 von Eastern Airlines in Allentown (Pennsylvania) mithilfe einer Pistole in seine Gewalt. Er verlangte 303.000 Dollar und lenkte die Maschine nach Honduras um, seinem Geburtsland. Dort sprang er mit dem Lösegeld ab. Das FBI setzte ein Kopfgeld von 25.000 Dollar auf ihn aus. Aufgrund des Fahndungsdrucks stellte sich Hahneman einen Monat später freiwillig bei der amerikanischen Botschaft in Tegucigalpa.

Robb Heady

Anfang Juni 1972 stürmte der Fallschirmjäger und Vietnam-Veteran Robb Dolin Heady eine 727 von United Airlines in Reno (Nevada). Er konnte 200.000 Dollar erpressen sowie zwei Fallschirme. Er sprang in der Dunkelheit über dem Washoe Lake ab, der rund 40 km südlich von Reno liegt. Die Polizei konnte Headys Wagen aufspüren, der in der Nähe des Sees parkte. Auf der Rückseite klebte ein Sticker der amerikanischen Fallschirmspringer-Vereinigung. Die Beamten verhafteten den Täter, als er am nächsten Morgen an seinem Fahrzeug auftauchte.

Martin McNally

Martin McNally war ein arbeitsloser Tankstellenwärter, der mit einer Maschinenpistole Ende Juni eine 727 von American Airlines überfiel. Er lenkte den Linienflug von St. Louis nach Tulsa in Richtung des Bundesstaats Indiana um. McNally entkam mit einer Beute von 500.000 Dollar. Er verlor jedoch das Lösegeld, als er die Maschine verließ. Er selbst landete unverletzt in Peru (Indiana). Ein paar Tage später schnappte ihn die Polizei in der Umgebung von Detroit.

Folgen für die internationale Luftfahrt

1972 gab es in den USA insgesamt 31 Flugzeugentführungen, von denen 19 Stück dazu dienten, Lösegeld zu erpressen. In 15 Fällen verlangten die Täter neben dem Geld auch einen Fallschirm. Diese Taten konnten zwar allesamt aufgeklärt werden. Aber es war klar, dass die Behörden etwas unternehmen mussten, um diese Art von Verbrechen zu erschweren.

Somit läutete die Cooper-Entführung historisch gesehen das Ende der Flugreisen ohne Sicherheitskontrolle ein. Bis dahin waren die Kontrollen – abgesehen von Pass- und Zollüberprüfungen – praktisch nicht vorhanden. Ab 1972 begleiteten Sky Marshals, bewaffnete Sicherheitskräfte, Linienflüge in den USA. 1973 führten die Behörden eine allgemeine Gepäckkontrolle ein, wie sie heute noch üblich ist.

Die Cooper-Platte

Außerdem wurden einige technische Änderungen an den Flugzeugen eingeführt. So verlangte die amerikanische Flugsicherung FAA, dass alle Boeing 727 mit einer Vorrichtung versehen wurden, die ein Öffnen der ominösen Heckklappe während des Flugs verhinderte. Das Teil taufte man in der Luftfahrt später auf den Namen „Cooper-Platte“. Einige Fluglinien verzichteten ganz auf den hinteren Ausgang und ließen die Tür verschweißen.

Der Türspion

Eine weitere noch heute gebräuchliche Veränderung an Flugzeugen geht auf die Entführung durch Cooper zurück. Seitdem ist die Tür zum Cockpit mit einem Spion ausgestattet, sodass die Besatzung jederzeit im Blick hat, was in der Passagierkabine geschieht, auch wenn die Tür geschlossen ist.

Drastischer Rückgang der Entführungen

Danach ging die Zahl der Flugzeugentführungen drastisch zurück. 1973 kam es zum Beispiel nur zu zwei weiteren Versuchen, beide von Personen verübt, die sich in psychiatrischer Behandlung befanden und einen Absturz der Maschine über dem Weißen Haus verlangten.

Der erste Cooper-Nachahmungstäter trat erst wieder 1980 in Erscheinung. Am 11. Juli entführte Glenn K. Tripp Flug 608 von Northwest Airlines am Flughafen Seattle-Tacoma. Er verlangte 600.000 Dollar, zwei Fallschirme sowie die umgehende Ermordung seines Chefs. Nach einer zehn Stunden währenden Verhandlung konnte der Mann schließlich festgenommen werden.

Am 21. Januar 1983 befand sich Tripp wieder auf freiem Fuß und versuchte die gleiche Entführung noch einmal. Dieses Mal ließ er sich nicht auf Verhandlungen ein. Er verlangte, nach Afghanistan ausgeflogen zu werden. Stattdessen landete die Maschine in Portland (Oregon), wo FBI-Agenten Glenn Tripp erschossen.

 

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