Ed Gein – Der »Mad Butcher« von Plainfield

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Norman Bates aus »Psycho«, Buffalo Bill aus »Das Schweigen der Lämmer« und Leatherface aus »Das Kettensägenmassaker« haben ein gemeinsames reales Vorbild – Ed Gein. Der unscheinbare Gelegenheitsarbeiter mit deutschen Vorfahren aus einem Dorf in Wisconsin fertigte Suppenschüsseln, Lampenschirme und Hemden aus Knochen und Haut seiner Opfer.

Bernice Worden

Die Spuren in dem kleinen Eisenwarenladen inmitten von Plainfield, Wisconsin, ließen das Schlimmste befürchten. Auf dem Boden hatte sich eine große Blutlache ausgebreitet. Von der Lache führten zwei Schleifspuren bis hinaus auf den Parkplatz. Hier hatte sich ein Gewaltverbrechen ereignet. Und da sich die Ladenbesitzerin nirgends finden ließ, musste Sheriff Arthur Schley davon ausgehen, dass es sich bei dem Opfer dieser Tat um die 58-jährige Bernice Worden handelte. Angesichts des Blutverlusts war sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits tot.

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Bernice Worden

Der Täter hatte nicht nur Blutspuren am Tatort hinterlassen, sondern auch direkte Hinweise auf seine Identität. Neben der Blutlache entdeckten die Polizisten einen Quittungsbeleg, der auf den Namen Eddie Gein ausgestellt war. In dem 700-Seelen-Kaff kannte jeder jeden. Mehrere Zeugen berichteten übereinstimmend, Gein in den Stunden zuvor in der Nähe des Eisenwarenladens beobachtet zu haben. Einer konnte sich sogar erinnern, wie Gein den Laden betreten hatte.

Die Uhrzeit, die der Augenzeuge angab, stimmte mit dem mutmaßlichen Tatzeitpunkt überein. Ed Gein war vermutlich der letzte Kunde gewesen, den Bernice Worden bedient hatte. Damit war er dringend tatverdächtig – auch wenn die Polizei bisher noch keinen Beweis in Händen hielt, ob tatsächlich ein Verbrechen vorgefallen war. Gein würde den Beamten dennoch eine Menge Fragen beantworten müssen. Es war Zeit, dem Burschen einen Besuch abzustatten.

Das Horrorhaus

Ed Gein lebte alleine auf einer abgelegenen Farm in der unmittelbaren Umgebung von Plainfield. Als Sheriff Schley am Abend des 17. Novembers 1957 mit einigen Polizisten im Schlepptau dort vorfuhr, trafen sie den 51-jährigen Hauseigentümer nicht an. Sheriff Arthur Schley hatte sich jedoch vorsorglich einen Durchsuchungsbeschluss besorgt. Die Beamten betraten zunächst die Scheune des verfallenen Farmhauses.

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Ed Geins Haus

Es gab weder Licht noch Strom. Aus dem Innern wehte den Polizisten ein übler Gestank entgegen, der sie fast umhaute. Sheriff Schley nahm den Raum mit einer Taschenlampe näher in Augenschein. Es herrschte das pure Chaos. Überall türmten sich Schrott und vergammelte Lebensmittelabfälle. Als Schley sich vorsichtig einen Weg durch den Unrat bahnte, stieß er mit einem Gegenstand zusammen.

Er schwenkte die Taschenlampe zur Decke. Schley stand vor einem großen Kadaver, der mit dem Kopf nach unten von der Decke baumelte. Jemand hatte den Kopf abgeschnitten, den Kadaver aufgeschlitzt und ausgenommen. Es war zwar kein schöner Anblick, aber in dieser Gegend durchaus nicht ungewöhnlich. Am Tag zuvor war die Jagdsaison auf Hirsche eröffnet worden. Der Großteil der Bevölkerung von Plainfield hatte dieses Wochenende in den umliegenden Wäldern verbracht. Schley ging im ersten Moment davon aus, dass Ed Gein zu den zahlreichen passionierten Jägern gehörte und seine Beute hier ausgeweidet hatte.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Schley seinen Irrtum bemerkte. Das war kein Hirschkadaver. Das war der Leichnam einer Frau. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich um die Leiche der vermissten Ladenbesitzerin Bernice Worden. Ihr Sohn Frank war Polizist. Wie sollte Schley ihm erklären, was mit seiner Mutter geschehen war? Er unterdrückte das spontane Bedürfnis, sich zu übergeben.

Wenig später fanden die Beamten in einem anderen Teil des Hauses auch den fehlenden Kopf von Bernice Worden. Der Täter hatte ihn in einem Sack verstaut. Durch jedes Ohr waren Nägel gerammt, die mit Bindfäden verbunden waren. So präparierten Jäger ihre Trophäen, um sie stolz an der Wand zu präsentieren. Mit was für einem Irren hatten sie es hier zu tun?

Die Hausdurchsuchung dauerte die ganze Nacht und den folgenden Tag an. Was die Polizisten dabei entdeckten, sollte in die amerikanische Kriminalgeschichte eingehen. Denn es stellte sich rasch heraus, dass Bernice Worden nicht das einzige Opfer des verrückten Schlächters gewesen war.

An den Wänden hingen die Köpfe von neun Frauen, fachkundig präpariert und wie Jagdtrophäen angebracht. Eine seltsam ausschauende Suppenschüssel entpuppte sich als Schädeldecke. Die Lampenschirme, der Mülleimer und ein Sessel waren aus menschlicher Haut angefertigt worden. In einem Schrank hing ein »Hemd«, das gänzlich aus menschlicher Haut genäht und vorne mit weiblichen Brüsten ausstaffiert war. Die Beamten fanden zudem vier Nasen und ein Herz. Eine Gardinenkordel, auf der durchstochene Lippen aufgereiht waren. Einen Gürtel aus Brustwarzen. Getrocknete weibliche Genitalien in einem Schuhkarton. Wenn jemals der Begriff Horrorhaus angemessen war, dann wohl im Fall von Ed Geins Farm des Todes.

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Ed Geins Küche

Sheriff Schley hatte längst Großfahndung nach dem Flüchtigen ausgelöst. Eine Polizeistreife griff den Gesuchten nicht weit entfernt von Plainfield auf. Er war mit seinem Ford-Pritschenwagen unterwegs. Man verfrachtete Ed Gein zunächst in das Bezirksgefängnis des Wautoma County. Dort würde er den Beamten etliche Fragen beantworten müssen.

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Festnahme von Ed Gein

 

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