Ende 1971 verteilte das FBI Listen mit den Seriennummern des Lösegelds an Banken, Casinos und Wettbüros. Hier lief normalerweise das meiste Bargeld zusammen und entsprechend waren die Chancen am höchsten, dass dort Teile der Beute wieder auftauchten.
Belohnungen
Im Frühjahr 1972 entschloss sich der Bundesanwalt John Mitchell, die Seriennummern auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Northwest Orient lobte zudem eine Belohnung von 15 Prozent auf das wiederbeschaffte Geld aus.
1972 erhielt der Reporter Karl Fleming, der für „Newsweek“ tätig war, zwei 20-Dollar-Scheine mit passenden Seriennummern. Doch wie sich herausstellte, waren die Scheine gefälscht. Zwei Männer wollten dem Magazin die Geschichte für 30.000 Dollar verkaufen und behaupteten fälschlicherweise, sie seien die Entführer gewesen.
Anfang 1973 veröffentlichte das „Oregon Journal“ aus Portland erneut die Seriennummern und bot eine Belohnung von 1.000 Dollar für denjenigen an, der als Erster eine Banknote aus der Beute bei der Zeitung oder dem örtlichen FBI-Büro einreichte. Der „Post-Intelligencer“ aus Seattle zog nach und erhöhte die Belohnung auf 5.000 Dollar. An Thanksgiving 1974 lief das Angebot aus, ohne dass einer Scheine aufgetaucht wäre.
Verjährung abgewendet
1976 drohte die Flugzeugentführung zu verjähren, weil bis dato noch gegen niemanden Anklage erhoben worden war. Selbst wenn man Dan Cooper noch schnappen würde, konnte er straffrei entkommen. Das Problem wurde durch eine formelle Anklageerhebung vor der Grand Jury von Portland gegen „Unbekannt alias Dan Cooper“ wegen Luftpiraterie beseitigt. Dieses Verfahren ist bis heute offen und kann sozusagen jederzeit wieder aufgenommen werden.
Eine erste Spur?
1978 machte ein Jäger in der Nähe einer Forststraße etwa 20 km östlich von Castle Rock (Washington) und nördlich des Lake Merwin eine interessante Entdeckung. Er fand ein Schild, auf dem erläuterte wurde, wie man die Hintertür an einer Boeing 727 öffnete. Da der Fundort prinzipiell an der Flugroute von Flug 305 lag, konnte es sich tatsächlich um ein Relikt aus der entführten Maschine handeln.
Spektakulärer Fund 1980
Die spektakulärste Entdeckung in diesem Fall war jedoch einem 8-jährigen Jungen vorbehalten. Brian Ingram verbrachte im Februar 1980 mit der Familie einen Urlaub am Columbia River. Etwa 15 km stromabwärts von Vancouver im Bundesstaat Washington und rund 30 km östlich von Ariel entdeckte er drei Geldbündel, die aus dem Lösegeld stammten. Brian Ingram stieß auf das Geld, als er an einem Sandstrand eine Kuhle aushob, um ein Lagerfeuer entfachen zu können.
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Brian Ingram
Die Geldscheine hatten sich inzwischen teilweise aufgelöst, wurden aber nach wie vor von einem Gummiband zusammengehalten. Zwei Pakete enthielten 100 Scheine à 20 Dollar, ein Bündel lediglich 90 Scheine, also insgesamt 5.800 Dollar. Die Geldnoten waren exakt so abgepackt, wie man sie Cooper überreicht hatte. FBI-Techniker bestätigten die Echtheit des Geldes.
Mehr neue Fragen als Antworten
Die Entdeckung löste selbstverständlich intensive neue Ermittlungen aus. Doch am Ende warf der Fund mehr neue Fragen auf, als dass er Antworten lieferte. Die ersten Schlussfolgerungen der befragten Experten gründeten auf der Annahme, dass die Bündel vom Columbia River an Land geschwemmt wurden und möglicherweise aus einem seiner zahlreichen Nebenflüsse dorthin gelangt waren.
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Fundstelle des Geldes
Ein Gewässeringenieur der Army bemerkte, dass sich die Scheine auf eine sehr charakteristische Weise aufgelöst hätten. Der Abrieb der Fasern war fast rundlich. Zudem war das Material der verschiedenen Geldnoten miteinander verfilzt, was darauf hindeutete, dass sich die Bündel tatsächlich längere Zeit im Flusswasser bewegt hatten. Hätte jemand die Scheine direkt vor Ort am Strand vergraben, wäre das Material anders verrottet, so der Ingenieur.
Folgte man dieser These, konnte Cooper nicht nahe des Lake Merwin heruntergekommen sein oder in einem anderen Einzugsgebiet des Lewis River. Denn der Lewis River mündete erst weiter stromabwärts von der Fundstelle des Geldes in den Columbia River. Dies gab der Theorie neuerlichen Auftrieb, die Landezone habe sich im Einzugsbereich des Washougal River befunden. Denn dieser mündete in der Tat weiter stromaufwärts in den Columbia River.
Zweifel an der Theorie
Doch es meldeten sich auch Stimmen zu Wort, die bezweifelten, dass das Geld überhaupt im Columbia River getrieben war. Warum waren zwei Bündel komplett, aber bei einem fehlten zehn Scheine? Und warum waren diese drei Bündel zusammen angeschwemmt worden? Dies war doch völlig unlogisch, wenn sie sich längere Zeit im Columbia River befunden hätten. Die Strömung hätte die Pakete zwangsläufig trennen müssen.
Weiteres Paradox
Die Ermittler standen zudem vor einem weiteren Paradox. Die Bündel konnten sich nicht allzu lange im Flusswasser aufgehalten haben. Denn sonst wäre der Schaden an den Gummibändern deutlich gravierender ausgefallen, als dies tatsächlich der Fall war. Dies belegten Experimente, die man durchgeführt hatte.
Aber es gab einen klaren Hinweis darauf, dass die Geldscheine erst nach 1974 auf der Sandbank Tina oder Tena, wie der Strand genannt wurde, angelangt sein konnten. Denn in diesem Jahr hatten in dem Flussabschnitt Baggerarbeiten stattgefunden.
Der Geologe Leonard Palmer von der Portland State University fand zwei verschiedene Schichten von Sand und Sediment zwischen der Tonschicht, die sich am Ufer des Flusses durch die Baggerarbeiten gebildet hatte, und den Geldbündeln. Mit anderen Worten: Das Geld konnte hier erst gelandet sein, nachdem die Bagger schon lange verschwunden waren.
Der Geologe erhielt jedoch auch Widerspruch für seine Theorie. Andere Experten waren der Meinung, dass der Ton am Flussufer nicht zwangsläufig mit den Ausgrabungen in Verbindung stehen musste, sondern möglicherweise eine natürliche Ablagerung darstellte. Dann hätte das Geld auch theoretisch innerhalb eines Jahres nach der Entführung angeschwemmt worden sein. Denn so lange konnten die Gummibänder das Bad im Flusswasser überdauern, wie die Experimente ergeben hatten. Dies sagte aber immer noch nichts darüber aus, von wo sie dorthin gelangt waren.
Weitere Theorien
Es tauchten im Laufe der Jahre weitere Theorien auf. Eine besagte zum Beispiel, eine Person oder ein Tier habe das Geld an einem anderen Ort gefunden, es zur Sandbank gebracht und dort verbuddelt. Der Sheriff von Cowlitz County brachte die Idee auf, dass Cooper vielleicht schon beim Ausstieg aus dem Flugzeug einige Geldbündel verloren hatte, die dann erst vom Wind weggetragen wurden, nachdem er gesprungen war, und im Columbia River landeten.
Ein Lokalreporter kam auf die Idee, dass Cooper vielleicht bewusst wurde, dass er das Geld niemals würde ausgeben können. Dann habe er es einfach in den Fluss geworfen. Wirklich befriedigend konnte jedoch bis heute keine dieser Theorien die Spurenlage am Tina-Strand erklären.
1981 entdeckte im Übrigen ein Suchtrupp bei weiteren Nachforschungen im Bereich der Sandbank einen menschlichen Schädel. Doch Gerichtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass es sich um die Knochen einer Frau handelte.
Kräftige Wertsteigerung
1986 wurden die gefundenen Banknoten zu gleichen Teilen zwischen der Versicherung der Northwest Orient und dem Finder Brian Ingram aufgeteilt. 14 Exemplare durfte das FBI behalten. Ingram verhökerte 2008 auf einer öffentlichen Auktion 15 Geldscheine aus dem Lösegeld und erlöste damit mehr als 37.000 US-Dollar. Das nenne ich mal Wertsteigerung. Bis heute tauchte jedoch keine weitere Banknote von den fehlenden 9.710 Stück auf.
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