(2) Goldie’s

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Am 3. Januar 1986 fand man das nächste Opfer, das man der Mordserie zurechnet. Anna Carroll (68) lebte im 1400-er Block der Ritner Street. Sie wurde auf dem Boden des Schlafzimmers gefunden. Sie war von der Taille abwärts nackt. Die Tür zu ihrer Wohnung stand an diesem kalten Wintertag offen.


Geradeaus der 1400-er Block der Ritner Street

 

Im Unterschied zu Patent hatte der Mörder nur sechs Mal zugestochen. Die Stiche befanden sich vornehmlich im Rücken. Zudem erstreckte sich eine klaffende Wunde vom Brustbein bis zur Leiste. Es hatte fast den Anschein, als hätte der Täter Opfer wie ein Tier ausnehmen wollen. Ein Küchenmesser steckt nach wie vor im Torso der Leiche.

Der Tatort lag etwa 15 Kilometer vom Fundort Helen Patent entfernt im südlichen Teil von Philadelphia. Dennoch gab es aus Sicht der Ermittler einige Parallelen zwischen beiden Fällen. Zum einen lagen lediglich vier Monate zwischen den Taten. Zum anderen wiesen die Leichen ähnliche Tatspuren auf.

Es existierte noch ein weiteres Bindeglied. Anna Carroll war häufig in den Kneipen rund um die Frankford Avenue unterwegs gewesen. Unter anderem hatte sie wie Helen Patent die „Golden Bar“ – von den Einheimischen meist nur „Goldie’s“ genannt – besucht. Das „Goldie’s“ lag nahe einer Haltestelle der Hochbahn.


Das Gebäude des „Goldie’s“ ist abgerissen worden und dem Frankford Transportation Center gewichen (links)

 

Susan Olszef

Zwischen dem zweiten und dritten Mord verstrich eine wesentlich längere Zeitspanne. Am Morgen des 25. Dezember 1986 fand man die Leiche der 64-jährigen Susan Olszef in ihrer Wohnung in der Richmond Street. Nachbarn hatten sich über die offen stehende Wohnungstür gewundert. Sie war wie Anna Carroll durch sechs Messerstiche in den Rücken gestorben.

Obwohl die Richmond Street rund zehn Kilometer vom ersten Tatort in Frankford entfernt lag, gab es auch in diesem Fall eine Verbindung dorthin. Susan Olszef hatte wie Patent und Carroll regelmäßig im „Goldie’s“ verkehrt.

Jeanne Durkin

Nur wenige Tage später kehrte der Mörder nach Frankford zurück. Am 8. Januar 1987 fand eine Restaurantangestellte, die Leiche der 28-jährigen Jeanne Durkin. Die Tote lag unter einem Lkw, der vor dem Grundstück des Restaurants geparkt war. Von Durkin war bekannt, dass sie in den Wochen vor dem Mord ihr Quartier in einer stillgelegten Bäckerei aufgeschlagen hatte, die nur zwei Häuser entfernt vom „Goldie’s“ stand. Der Leichnam lag wiederum direkt um die Ecke in der Pratt Street.


Der Fundort befand sich in der Häuserzeile rechts. Das „Goldie’s“ befand sich gleich um die Ecke auf der Frankford Avenue, wo die Hochbahn im Bild verläuft

 

Ihre Leiche war mit 74 Messerstichen geradezu übersät. Die Wunden verteilten sich über den gesamten Körper. Der Mörder hatte die Frau in die Brust, das Gesäß und den Rücken gestochen. Jeanne Durkin lag in einer Blutlache, war von der Hüfte abwärts nackt und ihre Beine waren weit gespreizt. Das Blut war bis an einen Zaun und die Seite des Lastwagens gespritzt. Die Autopsie bewies, dass der Täter die Frau vergewaltigt hatte.

Angesichts der letzten beiden Morde war das Medienecho groß. Gab es einen Serienmörder, der sein Unwesen in Frankford trieb? Die Polizei geriet zunehmend unter öffentlichen Druck. Und das Phantom erhielt von den Medien einen griffigen Namen: „Frankford Slasher“, der Schlitzer von Frankford.

 

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