(7) Vom Serienmörder zum Serientotschläger

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Rolf Bossis Taktik ging auf. Bei der Urteilsverkündung am 20. Dezember 1976 erkannte das Gericht bei Fritz Honka in drei Fällen auf Totschlag im Affekt und verminderte Schuldfähigkeit, da beim Angeklagten »eine schwere seelische Abartigkeit mit Krankheitswert« festzustellen sei.

Nur im Fall Anna Beuschel verurteilte man Fritz Honka wegen Mordes. Honkas Aussage, dass die Frau da gelegen habe »wie ein Brett«, erschien dem Richter dann doch etwas arg dürftig, um eine Tat im Affekt zu rechtfertigen.

Serientotschläger oder Serienmörder?

War es wirklich so? War Fritz Honka jemand, der drei Frauen im Affekt getötet und eine, so zwischendurch, mal eben aus heimtückischen und niederen Beweggründen um die Ecke gebracht hatte? Mit dem heutigen Wissen über Serientäter würde man vermutlich etwas anders über den Fall Honka urteilen.

Dass der erste Mord an Gertraude Bräuer nicht von langer Hand geplant und gewollt war, mag man vielleicht noch nachvollziehen. Beim zweiten Opfer konnte man seine Zweifel haben und das Gericht teilte diese. Die dritte Tat ereignete sich nur vier Monate nach dem zweiten Mord, die Ermordung von Ruth Schult nur wenige Wochen später.

Das typische Verhaltensmuster eines eskalierenden Serienmörders. Honka provozierte gezielt Situationen, die im Mord endeten. Er hatte eine Vorgehensweise erprobt, der er nun vertraute. Die Angst vor Entdeckung schwand. Aller Voraussicht nach hätte er das Töten immer weiter fortgesetzt.

Dass es zwischen Februar und Juli 1975 wieder eine Pause gab, lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass Honka im Frühjahr dieses Jahres im Fokus der Justiz stand. Er musste sich wegen des Vergewaltigungsvorwurfs vor Gericht verantworten.

Außerdem beschwerten sich die Nachbarn über den Gestank im Haus. Für Honka war dies möglicherweise das Signal, vorübergehend die Füße stillzuhalten, um einer Entdeckung zu entgehen.

Ochsenzoll

Das Urteil lief darauf hinaus, dass Fritz Honka zunächst in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung untergebracht wurde. Sollten die Ärzte dort zu der Überzeugung gelangen, dass der Mann geheilt war, durfte er seine Haftstrafe von 15 Jahren antreten. Andernfalls würde er den Rest seines Lebens in der Psychiatrie verbringen.

Fritz Honka verbrachte die nächsten Jahre im Haus 18 der ehemaligen Allgemeinen Klinik Hamburg-Ochsenzoll (heute: Asklepios Klinik Nord), die bekannt für ihre Psychiatrie war. Eine Düsseldorferin namens Petra nahm Briefkontakt zu Honka auf. Die beiden tauschten alsbald feurige Liebesbriefe aus.

Petra war 22 Jahre jünger als Honka und nächtigte in einem Sarg aus Eiche, der ihr Wohnzimmer zierte. Tagsüber verschloss Petra den Sarg, legte eine Häkeldecke drüber und stellte eine Vase auf den Deckel.

Eines Tages strangulierte Petra ihren Ehemann mit einem Gürtel und legte ihn in den Eichensarg. Man verhaftete sie wegen Mordes. Ein glückliches Händchen in Beziehungen war Fritz Honka nicht beschieden.

Die letzten Jahre

Nach rund 16 Jahren Aufenthalt in der psychiatrischen Anstalt Ochsenzoll entließ man Fritz Honka 1993 in aller Stille aus der Klinik. Er nahm einen neuen Namen an, von den Behörden abgesegnet. Die letzten Lebensjahre verbrachte Fritz Honka unter dem Alias Peter Jensen in einem Altenheim in Scharbeutz, einer Kleinstadt in der Lübecker Bucht. Niemand dort kannte seine wahre Identität.

Zu dieser Zeit war Honka bereits an Demenz erkrankt. Der jahrzehntelange Alkohol- und Nikotinmissbrauch forderte seinen Tribut. Angeblich plagten ihn Wahnvorstellungen. Er habe sich beim Pflegepersonal häufiger darüber beschwert, dass es in seinem Zimmer nach Verwesung stinke. Möglicherweise war einem Reporter auch nur die Fantasie durchgegangen.

Im Spätsommer 1998 lieferte man den schwer kranken Honka wieder auf die Station 3 des Klinikums Ochsenzoll ein. Das Ende nahte. In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1998 verstarb er an Organversagen. Fritz Honka wurde 63 Jahre alt.

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