Mehrere Zeugenaussagen führten unmittelbar nach dem dritten Mord, noch im März 1991, auf die Spur eines Tatverdächtigen. Bereits im Dezember 1990 hatte sich eine Straßenprostituierte an zwei Streifenbeamte gewandt und behauptet, sie sei bei der Ermordung von Mary Pratt zugegen gewesen. Der Mörder habe auch sie töten wollen, sie sei aber in letzter Sekunde entkommen.
Die Prostituierte war für die Polizei keine Unbekannte. Sie war seit Jahren abhängig von Crack und die meiste Zeit unzurechnungsfähig. Darüber hinaus stand sie im Ruf, eine notorische Lügnerin zu sein. Die Polizisten maßen ihrer Aussage zum damaligen Zeitpunkt keine Bedeutung zu. Vor allen Dingen enthielt ihre Schilderung auch keinen Hinweis auf eine konkrete Person, dem man hätte nachgehen können.
Ein Phantombild
Nach der Ermordung von Shirley Williams meldeten sich zwei ihrer Kolleginnen vom Straßenstrich bei der Polizei. Ihre Beobachtungen waren von beträchtlicher Relevanz für die weiteren Ermittlungen. Eine der beiden Frauen führte die Polizeibeamten an den mutmaßlichen Tatort, an dem der Mörder Shirley Williams getötet hatte. Die Polizei konnte dort eine Reihe von Spuren sichern, die später im Prozess eine wichtige Rolle spielen sollten.
Die zweite Prostituierte berichtete von einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit einem Freier, die sich kurz zuvor zugetragen hatte. Einige Details ihrer Schilderung ließen die Beamten glauben, dass es sich dabei durchaus um ihren gesuchten Serienmörder handeln könnte. Die Zeugin wirkte glaubwürdig und konnte den Angreifer sehr präzise beschreiben, sodass die Polizei ein Phantombild anfertigen ließ. Die lokalen Medien veröffentlichten die Zeichnung.
Ein konkreter Name
Eine Anruferin, die sich daraufhin bei der Polizei meldete, weil sie den Mann auf dem Bild wiederzuerkennen glaubte, lieferte dann einen konkreten Namen: Charles Albright. Albright sei ihr Ex-Geliebter gewesen, äußerte sich die Frau gegenüber dem Polizeibeamten am Telefon. Sie berichtete von seinen seltsamen sexuellen Vorlieben und seinem Kontrollwahn, der nahe an Stalking grenzte.
Eine erste Überprüfung ergab, dass Charles Albright bereits vorbestraft war und als verurteilter Sexualstraftäter geführt wurde. Die Ermittler legten dann den Augenzeuginnen die Fotos mehrerer Männer vor, darunter auch das von Albright. Die Frauen hatten keinen Zweifel. Das war der Mann. Auch andere Prostiuierte aus dem Rotlichtbezirk waren sicher, dass sie Charles Albright in Oak Cliff häufig auf dem Straßenstrich gesehen hatten. Daraufhin durchleuchtete die Polizei das Leben von Charles Albright und befragte Zeugen aus seinem Umfeld.
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