(5) John Berger

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Während die Polizei in Los Angeles weiterhin vergeblich nach Rodney Alcala fahndete, stellte sich im Herbst 1968 ein Mann namens John Berger im Zulassungsbüro der New York University vor. Berger bewarb sich um einen Studienplatz für den Masterstudiengang der Kunsthochschule. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Denn solch ein Studienplatz war extrem begehrt. Das lag unter anderem daran, dass Persönlichkeiten wie Roman Polanski, der mit »Rosemary‘s Baby« just einen der prägendsten Filme der 1960er Jahre abgedreht hatte, zu den Lehrkräften dieser Hochschule gehörten. Zudem hatte das Studiensemester bereits begonnen.

Doch John Berger wickelte die Entscheidungsträger mit seinem Charme und einer überzeugenden Bewerbungsmappe dermaßen ein, dass sie in seinem Fall eine Ausnahme machten. Und Berger schien den Vertrauensvorschuss zu rechtfertigen. In jedem Kurs, den er belegte, gehörte er stets zu den Notenbesten. Nach drei Jahren hatte er das Studium mit Bravour abgeschlossen. Bei diesem brillanten Studenten handelte es sich natürlich um niemand anderes als Rodney Alcala, der unter falschem Namen im Großstadtdschungel von New York untergetaucht war.

Highlife im Greenwich Village

John Berger alias Rodney Alcala baute sich in New York in Windeseile eine neue Existenz auf. Er lebte mitten im Greenwich Village, einem der angesagtesten Plätze auf dem gesamten Planeten zur damaligen Zeit. Er war gesellig, beliebt bei anderen und knüpfte fleißig Kontakte für seine berufliche Zukunft. Tagsüber brütete er mit seinen Kunstspezis neue Projekte aus, abends hing er in den Bars des Village mit Stars wie Bob Dylan, Jimi Hendrix, Art Garfunkel und den Musikern von Velvet Underground ab. Der falsche Mann am rechten Ort.

Washington Square, Greenwich Village, 1968

Der Vater von Alcalas Opfer Tali Shapiro hatte auch mal so ein Leben auf der gesellschaftlichen Überholspur geführt. Er war ein erfolgreicher Musikmanager, der sich ständig in der Umgebung von Musikgrößen wie den Stones oder Dylan aufhielt. Aber der Überfall auf seine Tochter hatte sein Leben und das seiner Familie komplett auf den Kopf gestellt. Der Vater von Tali schmiss seinen Job hin und vergrub sich mit Frau und Kindern in der tiefsten Provinz, nur um der Erinnerung an die schreckliche Tat zu entkommen. Währenddessen ließ Rodney Alcala in New York die Korken knallen.

Alcalas Studium dauerte von 1968 bis 1971. Bisher weiß man von keinen weiteren Straftaten, die er in dieser Phase verübt hat. Das bedeutet in seinem Fall allerdings nicht viel. Denn bei seinem nächsten Verbrechen dauerte es vierzig Jahre, bis ihm ein Gericht seine Schuld nachweisen konnte. Und dieses Mal war Alcalas Opfer nicht mit dem Leben davongekommen.

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