(7) Die Bundy-Connection

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Den Sarg mit der Leiche von Arlis Dykema Perry überführte man nach dem Gedenkgottesdienst in der Stanford Memorial Church in ihre Heimatstadt Bismarck. Dort ereigneten sich nach der Bestattung der Leiche zwei weitere seltsame Vorfälle, für die es keine befriedigende Erklärung gab. Zum einen verschwand wenige Tage nach ihrer Beerdigung ein Marker von ihrem Grab. Es war unwahrscheinlich, dass es sich dabei um einen zufälligen Akt von Vandalismus gehandelt hatte. Denn an keinem der anderen Gräber ließen sich irgendwelche Beschädigungen feststellen.

Klar, möglicherweise hatte sich ein verrückter Souvenirjäger an der Grabstätte vergriffen. Arlis Dykema Perry war durch den Mord unfreiwillig zur Berühmtheit in der Kleinstadt geworden. Aber auch ihr Mörder hatte bereits nachweislich mehrere persönliche Gegenstände von Arlis Perry an sich genommen. Aller Voraussicht betrachtete er sie als seine Trophäen. Man konnte nicht ausschließen, dass ihr Grab erneut seine Begehrlichkeiten geweckt hatte.

Gerüchte über einen satanischen Kult

Schließlich machten in Bismarck Gerüchte die Runde, die auch den Eltern von Arlis Dykema Perry zu Ohren kamen. Angeblich sei ihre Tochter mit einer Bekannten eines Tages nach Mandan gefahren, einer Nachbarstadt von Bismarck. Das habe sich in einer Zeit zugetragen, als ihr späterer Mann Bruce bereits in Stanford studiert habe, sie selbst aber noch in North Dakota gelebt habe. Arlis Dykema Perry und ihre Freundin hätten in Mandan einige Anhänger eines satanischen Kults zum rechten Glauben bekehren wollen. Das hätte zu Arlis Perry gepasst.

Bedauerlicherweise wusste aber niemand, wer die Bekannte gewesen war. Man vermutete, dass es sich um ein Mitglied von »Young Life« handelte, der Vereinigung evangelischer Studenten. Man befragte Angehörige von »Young Life« nach dem Gerücht. Sie hatten ebenfalls davon gehört, hielten es prinzipiell auch für möglich, dass zwei Mitglieder ihres Vereins solche Personen missionieren wollten, aber konnten keine konkreten Angaben zu dem Geschehen machen. Kurzum: Die Geschichte blieb ein Gerücht.

Damit konnten die Ermittlungsbeamten nichts anfangen. Genauso wenig führte sie allerdings die Suche nach dem Triebtäter zum Erfolg. So wanderte der Fall nach einigen Monaten auf den Aktenstapel mit den ungelösten Fällen. Von Zeit zu Zeit kramte ein Beamter die verstaubte Akte hervor und legte sie alsbald wieder zur Seite. Nur die Eltern von Arlis Perry und ihr Ehemann blieben hartnäckig und erkundigten sich alle sechs Monate im Sheriffbüro von Santa Clara County nach den neuesten Erkenntnissen in dem Fall. Vergeblich.

Ted Bundy kannte Stanford

Als man den Serienmörder Ted Bundy verhaftete, flackerte vorübergehend Hoffnung auf, den Mordfall Arlis Perry doch noch klären zu können. 1974 hatte Bundy in verschiedenen Bundesstaaten der Westküste mindestens zwölf Morde verübt. Er hatte einen konkreten Bezug zu San Francisco, das nicht weit entfernt von Stanford lag. Dort lebte seine vermeintlich große Liebe, die für ihn unerreichbar schien. Nach Meinungen einiger Experten war sie quasi der Auslöser für die Mordserie. Die meisten von Bundys Opfern ähnelten dieser Frau äußerlich sehr stark.

Bundy hatte sich nachweislich mehrfach in San Francisco aufgehalten und war dort auch unangemeldet aufgekreuzt. Noch besser: 1968 hatte er ein Stipendium erhalten, ein Sommersemester lang an der Universität von Stanford zu studieren. Zudem fand man in Ted Bundys VW-Käfer neben Handschellen und einem Brecheisen einen Eispickel, als man ihn festnahm. Bundys sprach seine Opfer bevorzugt auf dem Campus von Universitäten an oder im direkten Umfeld dazu. Es gab also einige Indizien, die auf Ted Bundy als potenziellen Mörder von Arlis Perry hindeuteten.

Aber so weit sich das nach dem Erkenntnisstand der Ermittler sagen ließ, weilte Bundy im Oktober 1974 in Salt Lake City, Utah. Am 2. Oktober 1974 tötete er dort die 16-jährige Nancy Wilcox, am 18. Oktober die 17-jährige Melissa Smith. Für den 11. Oktober existierte ein Kreditkartenbeleg, aus dem hervorging, dass er an diesem Tag in Salt Lake City getankt hatte. Am 13. Oktober wiederum hatte er in den frühen Morgenstunden ein Telefonat geführt – ebenfalls von einem Anschluss in Salt Lake City. Die Entfernung zwischen Stanford und Salt Lake City beträgt rund 1.200 Kilometer. Mit seinem Käfer hätte er für diese Strecke mehr als zwölf Stunden benötigt. Es war also ein Ding der Unmöglichkeit, dass er um Mitternacht Arlis Perry umgebracht hatte und keine vier Stunden später in Salt Lake City telefonierte.

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