(5) Die Ermittlungen

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Als Bruce Perry den Ermittlern die Tür öffnete, trat er ihnen in einem blutverschmierten T-Shirt entgegen. Harmlos und unschuldig geht anders. Zunächst setzten die Polizisten ihn davon in Kenntnis, dass man die Leiche von Arlis Perry gefunden hatte. Bruce Perry zeigte sich schockiert und brach in Tränen aus. Er erzählte den Beamten seine Version der Ereignisse am letzten Abend. Als er ihnen von dem Streit berichtete, schauten sich die Beamten unwillkürlich an.

Das wurde ja immer besser. Die typische Schutzbehauptung eines Schuldigen. Falls zufällig ein Zeuge den Streit beobachtet hatte. Bruce Perry merkte, dass die Polizisten ihn zunehmend kritisch beäugten. Er schwor, dass es sich bei dem Streit wirklich nur um eine Lappalie gehandelt habe. Und das Blut auf seinem Hemd? Das Verschwinden habe ihn emotional aufgewühlt. Und er bekäme immer Nasenbluten, wenn er gestresst sei. Da könnten sie jeden fragen, der ihn kenne.

Das machten die Ermittler natürlich auch. Und die befragten Zeugen bestätigten unisono seine Angaben. Wenn bei anderen die Pumpe auf Hochtouren lief, spritzte bei Perry das Blut aus der Nase. Sachen gibt‘s. Die Beamten gaben sich damit nicht zufrieden und ließen die Blutflecken auf dem T-Shirt im Kriminallabor untersuchen. Arlis Perry und Bruce Perry hatten unterschiedliche Blutgruppen. Und erstaunlicherweise fand sich auf dem T-Shirt nur Blut, das mit der Blutgruppe von Bruce Perry übereinstimmte. Die Polizei musste nach einem neuen Verdächtigen Ausschau halten.

Ein knallharter Whodunit

Nummer zwei auf der Liste der verdächtigen Personen war der Wachmann Steve Crawford. Allerdings hatten ihn Zeugen nach Mitternacht mehrfach auf seinem Patrouillengang gesehen. Es fanden sich auch keinerlei Hinweise, dass er in der Vergangenheit jemals eine Sexualstraftat begangen hatte oder überhaupt mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Die Ermittlungsbeamten bekamen es dann schließlich quasi amtlich, dass Crawford nicht ihr Mann sein konnte. Die Spurensicherung hatte auf der Kerze, die in Arlis Perrys Körper steckte, Fingerabdrücke entdeckt, die mutmaßlich vom Täter stammten. Sie gehörten weder zu Steve Crawford noch zu Bruce Perry. Die beiden waren bis auf Weiteres aus dem Schneider.

Somit hatten die Beamten des Santa Clara County es plötzlich mit einem knallharten Whodunit zu tun. Sie jagten nun einen unbekannten sexuellen Psychopathen – die klassische Nadel im Heuhaufen. Man überprüfte rund hundert Personen, die Zutritt zu dem Stanford-Gelände hatten und zum Zeitpunkt des Mordes anwesend waren. Darunter befanden sich Studenten, Lehrkräfte, aber auch Personen aus dem Kirchenumfeld. Die Polizei checkte Alibis. Ob die Leute bereits vorbestraft waren. Außerdem ging man die Register mit den verurteilten Sexualstraftätern durch, die in der Umgebung des Tatorts lebten.

Hokuspokus

Die Ermittler hielten etliche Details über den Mord zurück, damit man potenzielle Geständnisse verifizieren konnte. So wusste die Öffentlichkeit zum Beispiel nicht, wie Arlis Perry genau gestorben war und welche Tatwaffe der Mörder benutzt hatte. Ebenso enthielt man den Medien vor, dass der Täter den Leichnam manipuliert hatte. Weder die Kerzen noch die Hosen wurden in den Presseberichten erwähnt.

Allerdings interpretierte die Polizei auch wenig in diese Details hinein. Dass der Mord ausgerechnet in einer Kirche geschehen war? Dass der Täter das Opfer mit Altarkerzen geschändet hatte? Dass die sorgfältig drapierte Leiche möglicherweise Symbolen ähnelte, wie sie unter Satanisten verbreitet waren? Für die Polizisten klang das nach allzu viel Hokuspokus, der allenfalls vernebeln sollte, worum es dem Verbrecher in Wahrheit ging. Sie waren der Überzeugung, dass der Täter ein handfestes Motiv hatte, Arlis Perry zu töten. Entweder handelte es sich um persönliche Rache oder er wollte die Frau vergewaltigen.

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