Als Bruce Perry sein Zimmer erreicht hatte, war der Ärger schon wieder verraucht. Inzwischen nagten tatsächlich die Gewissensbisse an ihm, die ihm seine Frau prophezeit hatte. Er tigerte unruhig hin und her. Schließlich entschloss er sich, Arlis entgegenzugehen und sich bei ihr zu entschuldigen. Das würde sie versöhnen.
Bruce Perry wusste, dass die Kirche um Mitternacht geschlossen wurde. Nach seiner Berechnung müsste er Arlis auf ungefähr halber Strecke begegnen. Zu seiner Überraschung war das nicht der Fall. Weder lief er ihr auf dem restlichen Weg in die Arme, noch stand sie vor der Kirche herum. Um 0.15 Uhr gelangte er vor dem Hauptportal der Memorial Church an. Die Türen waren verschlossen. Er überprüfte noch einen Seitengang, der ebenfalls verriegelt war, und ging einmal um die Kirche herum. Keine Spur von seiner Frau. Bruce Perry war ratlos. Er beschloss, den übrigen Campus abzusuchen.
Ein anderer Zeuge würde später aussagen, dass er in etwa in derselben Zeit, zwischen 0.15 Uhr und 0.30 Uhr, im Bereich des Kirchenchors einen unterdrückten Schrei vernommen habe. Er sei sich aber nicht sicher gewesen, ob es sich dabei um eine menschliche Stimme gehandelt habe. Deshalb habe er nichts unternommen.
Keine Spur von Arlis Perry
Bruce Perrys Suche auf dem Campusgelände verlief ergebnislos. Er kehrte in sein Zimmer in der Quillen Hall zurück. Auch dort fand sich keine Spur von Arlis. Da sie niemanden auf dem Unigelände kannte, konnte sie nirgendwo zu Besuch eingekehrt sein. Bruce Perry kämpfte die aufkeimende Panik nieder. Sie würde ihren Frust irgendwo da draußen weglaufen. So war Arlis Perry. Wenn sie irgendetwas bedrückte, musste sie sich bewegen. Er brauchte bloß zu warten, bis sie wiederkehrte. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig.
Keine besonderen Vorkommnisse
Um 2.00 Uhr stand für Wachmann Steve Crawford der nächste Kontrollgang zur Memorial Church auf dem Plan. Er überprüfte alle Türen, ob sie verschlossen waren. Seine Dienstanweisung sah vor, dass er zudem den Innenraum der Kirche inspizieren sollte. Er behauptete später, dem nachgekommen zu sein. Es sei ihm dabei nichts Ungewöhnliches aufgefallen. In der Memorial Church sei alles ruhig gewesen. Er habe keine Spur einer Verwüstung oder irgendein Anzeichen feststellen können, dass es hier zu einer Auseinandersetzung gekommen sei.
Um 3.00 Uhr verlor Bruce Perry den Kampf gegen die innere Unruhe. Er musste etwas unternehmen. Er rief bei der Polizei an und meldete seine Frau vermisst. Er beschrieb dem Beamten am Telefon, dass er Arlis das letzte Mal unweit der Memorial Church gesehen habe und sie geäußert habe, diese aufsuchen zu wollen. Er hielt es für möglich, dass sie möglicherweise in der Kirche eingeschlafen sei und nun wegen der verschlossenen Türen nicht mehr hinauskomme.
Die Stanford-Universität verfügte über eine eigene Polizeiwache. Der Beamte in der Telefonzentrale schickte zwei Kollegen los, nach dem Rechten zu sehen. Die Streife rüttelte an den Türen. Sie waren alle verschlossen. Allerdings begaben sich die Polizisten nicht in das Innere der Kirche. Logischerweise wäre das die einzige Möglichkeit zu gewesen, Arlis Perry zu finden, sofern sie dort versehentlich eingeschlafen war. Stattdessen zogen die Beamten wieder ab.
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