(4) Das Spiel ist aus

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Jeffrey Rignall nahm die Dinge selbst in die Hand, weil die Polizei ihm nicht weiterhelfen konnte oder wollte. Dies zahlte sich tatsächlich aus. Während Rignall an der Autobahnauffahrt lauerte, brauste eines Abends der schwarze Oldsmobile vorbei. Rignall nahm die Verfolgung auf. Er folgte dem Mann bis zu dessen Haustür. Dann schaute er auf dem Klingelschild nach, wer hier wohnte: John W. Gacy. Rignall stellte sofort Anzeige gegen ihn. Nach Lektüre der Akte Rignall hatte Lieutenant Kozenczak nun eine Vorstellung davon gewonnen, was dem bedauerlichen Robert Piest vermutlich widerfahren war.

Am 16. Dezember hatte Gacy bemerkt, dass die Polizei ihn beschattete. Er ließ sich davon nicht einschüchtern. Er wusste, dass die Polizisten ihn kaum wegen irgendwelcher Bagatellvergehen verhaften würden. Also brach er die Verkehrsregeln. Mal überfuhr er ein Stoppschild, mal raste er seinen Verfolgern davon.

Bei anderen Gelegenheiten lud er die Beamten ein, ihm beim Essen Gesellschaft zu leisten, wenn er in ein Restaurant oder eine Bar einkehrte. Erneut bestritt er, etwas mit dem Verschwinden von Robert Piest zu tun tu haben. Seiner Ansicht nach war eine politische Intrige Grund für die Ermittlungen gegen ihn.

Am 17. Dezember luden die Ermittler Michael Rossi zu einem Verhör auf das Revier vor. Sie wollten von ihm erfahren, wie er in den Besitz von Szycs Wagen gekommen war. Rossi sagte aus, dass ihm Gacy erzählt habe, der Junge benötige dringend Geld, weil er sich nach Kalifornien absetzen wolle.

Am selben Tag untersuchte die Polizei die beschlagnahmten Fahrzeuge von Gacy. Im Kofferraum des Oldsmobile Delta fand die Spurensicherung Haare, die man zu weiteren Untersuchungen ins Kriminallabor brachte. Ein Leichenspürhund legte sich auf dem Beifahrersitz des Oldsmobile ab. Der Hundeführer unterrichtete die Ermittler, die Signale des Schäferhundes seien eindeutig. Hier habe die Leiche von Robert Piest gelegen.

Am Morgen des 18. Dezember verließ John Gacy sein Haus unrasiert und sichtlich übermüdet. Tagsüber betrank er sich heftig. Die coole Fassade des Bauunternehmers bröckelte. Allmählich hinterließ die Tatsache, dass gegen ihn in einem Mordfall ermittelt wurde, sichtbare Spuren. Am Nachmittag suchte er das Büro seines Anwalts auf.

Die Ermittler erfuhren währenddessen mehr über die Filmquittung aus der Apotheke, die sie bei Gacy sichergestellt hatten. Kim Byers, eine Kollegin von Robert Piest, hatte sie ursprünglich ausgestellt und in die Jacke ihres Parkas gesteckt. Byers hatte Piest den Parka geliehen, bevor er nach draußen ging, um sich mit dem Bauunternehmer zu unterhalten. Byers hatte sich Sorgen gemacht, dass sich der Junge ansonsten einen Schnupfen holen würde.

Nun hatten die Beamten einen Beweis dafür, dass Gacy offensichtlich gelogen hatte. Er musste sich mit Piest unterhalten haben, nachdem er die Apotheke verlassen hatte. Anders hätte er nicht in den Besitz der Quittung kommen können.

Am Abend verhörte Lt. Kozenczak ein zweites Mal Michael Rossi. Der Zeuge sagte aus, dass er im Sommer 1977 auf Anweisung von Gacy den Inhalt von zehn Säcken Kalk in dessen Kriechkeller verteilt habe. Daraufhin bereiteten die Beamten einen zweiten Durchsuchungsbeschluss vor. Dieses Mal würden sie auch den Kriechkeller einer genaueren Untersuchung unterziehen.

Am 19. Dezember reichte Gacys Anwalt Sam Amirante Zivilklage gegen die Polizei von Des Plaines ein. Gacy verlangte 750.000 US-Dollar wegen rufschädigenden Verhaltens der Behörden. Eine Anhörung wurde für den 22. Dezember angesetzt. Es blieb eine Nebelkerze.

Denn am nächsten Tag tauchte Gacy erneut bei seinem Anwalt in Park Ridge auf. Ungepflegt, nach Alkohol stinkend. Gacy verlangte zunächst nach Whiskey. Dann deutete er auf die Titelgeschichte des »Daily Herald«, der auf dem Schreibtisch des Anwalts lag. Sie handelte vom verschwunden Robert Piest. Gacy sagte: »Der Junge ist tot. Er liegt in einem Fluss.«

In den folgenden Stunden legte er gegenüber Amirante ein wirres Geständnis ab. Mal nannte er Namen, mal sprach er nur von »Strichern«, »Abzockern« oder »Lügnern«. Eines kapierte der Anwalt dennoch: Gacy hatte mehrere Menschen umgebracht. Viele Menschen.

Mitten in seiner Beichte schlief der heillos betrunkene Gacy ein. Amirante machte sich hektisch auf die Suche nach einem Psychiater, der seinen Klienten am anderen Morgen untersuchen würde. Der Bursche würde in der Todeszelle enden, wenn ihm nicht jemand alsbald attestieren würde, dass er komplett irre war.

Doch als der verkaterte Gacy am nächsten Morgen erwachte, wollte er nichts von einem Besuch beim Psychiater wissen. Das Geschäft ginge vor. Er habe wichtige Termine einzuhalten. Gacy äußerte später über diesen letzten Tag in Freiheit, dass er zu diesem Zeitpunkt gewusst habe, dass seine Verhaftung unausweichlich war. Er habe geplant, sich von seinen Freunden zu verabschieden.

Nachdem er die Kanzlei seines Anwalts verlassen hatte, fuhr er jedoch zunächst zu einer Tankstelle. Während er den Leihwagen auftankte, übergab er der Aushilfskraft Lance Jacobson eine Tasche randvoll mit Marihuana. Sobald Gacy verschwunden war, händigte Jacobson den Beutel sofort an die Polizisten aus, die den Verdächtigen beschatteten. Er berichtete, Gacy habe ihm gesagt: »Das Ende naht. Diese Burschen werden mich umbringen.«

John Gacy fuhr anschließend zu dem Bauunternehmer Ronald Rhode. Im Wohnzimmer umarmte er seinen Freund und brach in Tränen aus: »Ich habe 30 Menschen getötet. Vielleicht auch ein paar mehr oder weniger.« Gacy ließ den verdutzten Rhode zurück und fuhr weiter. Seine Beschatter beobachteten, dass er während der gesamten Fahrt einen Rosenkranz ans Kinn drückte. Er suchte anschließend das Grab seines Vaters auf.

Das Observationsteam erstattete Kozenczak laufend Bericht. Angesichts der Irrfahrt befürchtete der Lieutenant, Gacy könne sich das Leben nehmen. Er veranlasste, dass die Beamten ihn wegen Drogenbesitz und -handel vorläufig in Gewahrsam nahmen. Das würde ihnen genügend Zeit verschaffen, den zweiten Durchsuchungsbeschluss zu erwirken, der immer noch in der Mache war.

Um 16.30 Uhr am 21. Dezember 1978 war es endlich soweit. Ein Richter unterschrieb den Beschluss. Nun würde sich das Rätsel um den verschwundenen Robert Piest und mögliche weitere Morde, die Gacy begangen hatte, endlich klären lassen.

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John Wayne Gacy

 

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John Wayne Gacy wird verhaftet
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John Wayne Gacy wird verhaftet
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Seit dem 13. Dezember 1978 beschattete die Polizei den Verdächtigen rund um die Uhr. Am 21. Dezember 1978 nahm man John Wayne Gacy in Haft.
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1 Kommentar

  1. Also von allen Serienmördern ist Gacy der, für mich, abscheulichste und widerwärtigste.
    Selbst Ed Gein und Ted Bundy haben nicht diesen Abscheu hervorgerufen wie dieser Päderast, obwohl die Taten durchaus genau so widerwärtig und verabscheuungswürdig waren. Ein furchtbarer Verbrecher.

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