(15) Hat Gacy noch weitere Opfer getötet?

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Es ist fraglich, ob heute tatsächlich das gesamte Ausmaß der Mordserie bekannt ist. Beamte der Polizei in Des Plaines und Chicago äußerten nach der Verhaftung von John Wayne Gacy, sie gingen von mindestens 45 Mordopfern aus. Doch nur 33 Leichen konnten geborgen werden.

Die Ermittler hatten Gacys Haus bis zu den Fundamenten abgetragen und den Boden bis zur Lehmschicht umgegraben. Sie waren sicher, dass sich auf dem Grundstück keine weiteren Leichen befanden. Wenn Gacy noch weitere Opfer getötet hatte, musste er sie anderswo versteckt haben.

Charles Hattula

John Gacy hatte selbst eingeräumt, dass er fünf Tote in den Des Plaines River geschmissen hatte. Die Behörden konnten Gacy jedoch nur vier Flussopfer zuordnen. Sie rätselten, ob Gacy möglicherweise für den Tod von Charles Hattula verantwortlich war. Der Mann war ebenfalls tot in einem Fluss aufgefunden worden, allerdings nicht im Des Plaines River.

Die Leiche des 24-jährigen Angestellten von Gacy hatte man am 8. Mai 1977 im Pecatonica River bei Freeport (Illinois) geborgen. Mehrere Zeugen hatten beobachtet, dass sich Hattula kurz vor seinem Verschwinden mit John Gacy gestritten hatte.

Im März 1977, als Charles Hattula verschwand, zog bei Gacy eine Frau ein, mit der er vorübergehend verlobt war. Aus Sicht der Ermittler konnte dies ein Grund gewesen sein, warum er die Leiche nicht wie gehabt in seinem Kriechkeller vergraben hatte. Doch die zuständige Polizei von Freeport stuft den Fall bis heute als Unfall ein. Die Tatsache, dass der junge Mann direkten Kontakt und Streit mit einem zigfachen Serienmörder hatte, hat an der Einschätzung nichts geändert.

John Gacy hatte zudem reichlich Gelegenheit, weit entfernt von seiner Heimatstadt Chicago zu morden. In seiner Eigenschaft als Subunternehmer war er 1977 und 1978 häufig in den gesamten USA und Kanada unterwegs. Hatte Gacy diese Ausflüge möglicherweise genutzt, um weitere Morde zu begehen? Als die Ermittler ihn danach fragten, antwortete Gacy: »Das ist euer Job, das herauszufinden.«

Bill Dorsch

Der pensionierte Polizist Bill Dorsch aus Chicago behauptete, Gacy habe möglicherweise weitere Opfer in einem Mietshaus auf der West Miami Avenue in Chicago vergraben. Der Bauunternehmer hatte mehrere Jahre lang vor seiner Verhaftung diese Liegenschaft betreut. Bill Dorsch erwischte John Gacy dort 1975 in den frühen Morgenstunden mit einer Schaufel in der Hand. Der Polizist wollte wissen, was Gacy dort zu schaffen habe. Gacy antwortete, er habe Arbeit zu erledigen, für die tags zuvor keine Zeit geblieben sei.

Bill Dorsch befragte in der Folge Anwohner des Gebäudes. Sie behaupteten, John Gacy habe mehrfach Anfang bis Mitte der 1970er Jahre Gräben auf dem Grundstück ausgehoben. Ein Nachbar hatte beobachtet, dass Gacy an diesen Stellen später Bäume gepflanzt habe.

In dieser Phase war John Gacy noch mit Carole Hoff verheiratet. Seinen ersten Mord beging Gacy im Januar 1972, kurz vor der Verlobung mit Hoff. Die Leiche von Timothy McCoy ließ er in seinem Keller verschwinden. Danach tötete er während seiner Ehe noch zwei weitere junge Männer, soweit der Polizei bisher bekannt war. Beide Opfer hatte er jedoch nicht im Keller, sondern in der Garage und im Garten vergraben. Hatte Gacy sich also in dieser Phase, als er unter Beobachtung seiner Frau stand, ein anderes Versteck gesucht?

Man befragte Gacys Ex-Frau, ob ihr irgendetwas Verdächtiges aufgefallen sei. Sie erinnerte sich, dass sie mehrere Ausweise und Brieftaschen fremder Männer in ihrem Haus in der Summerdale Avenue gefunden habe. Sie habe ihren Ehemann mit den Funden konfrontiert. Darauf habe er aggressiv reagiert und ihr gesagt, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.

Ausgrabungen an der West Miami Avenue

Im März 2012 beantragte das Sheriffbüro des Cook County, auf dem Grundstück West Miami Avenue Ausgrabungen vornehmen zu dürfen. Doch der zuständige Staatsanwalt verweigerte die Genehmigung. Er hielt die Indizien nicht für stichhaltig genug. Er verwies zudem darauf, dass bereits 1998 eine solche Untersuchung stattgefunden hatte.

In der Tat hatten Beamte der Polizei von Chicago 1998 das Gelände mit einem Radargerät abgesucht. Dabei war man auf 14 Stellen gestoßen, an denen organisches Material möglicherweise menschlichen Ursprungs vergraben war. Doch die Polizisten hatten lediglich zwei dieser Stellen probeweise untersucht und anschließend die Untersuchung abgebrochen. Die herbeigerufenen Experten hatten jedoch darauf hingewiesen, dass an vier der nicht näher untersuchten Orte mit hoher Wahrscheinlichkeit menschliche Skelettreste lagerten.

Im Oktober 2012 unternahm Sheriff Tom Dart einen erneuten Anlauf bei der Staatsanwaltschaft. Dieses Mal erhielt er die Genehmigung. Aber weder schlugen die Leichenspürhunde an, noch zeigte das Radargerät verdächtige Stellen im Boden an.

Die Umstände dieser zweiten Untersuchung riefen Kritik hervor. Zum einen war der Boden an jenem 20. März 2013, an dem man die Bodenanalyse durchführte, noch hart gefroren. Zum anderen informierte man die Presse erst viele Tage später von den Ermittlungen. Warum wollte man die Öffentlichkeit ausschließen? Dieses Verhalten gab Gerüchten Nahrung, an dieser Untersuchung sei etwas faul. Andererseits: Warum sollte sich der Sheriff Tom Dart zunächst für die Suche starkmachen, um anschließend die Ergebnisse verbergen zu wollen?

 

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Die Polizei geht davon aus, dass John Wayne Gacy mehr als 33 Menschen getötet hat. Bis heute sucht sie nach weiteren Leichenverstecken.
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