John Wayne Gacy vertiefte sich während seiner Haftzeit in die einschlägige juristische Fachliteratur. In der Folge torpedierte er die Behörden mit Eingaben und Berufungsanträgen. In seinen Revisionsgesuchen zweifelte er zum Beispiel die Rechtmäßigkeit des ersten Durchsuchungsbeschlusses vom 13. Dezember 1978 an. Außerdem habe das Gericht seine Einwände gegen seinen Verteidiger nicht zur Kenntnis genommen.
Letzteres stimmte nicht. Gacy hatte sich schlecht beraten gefühlt und insbesondere dagegen protestiert, dass sein Verteidiger ihn als unzurechnungsfähig darstellen wollte. Er hatte vom Richter verlangt, in den Zeugenstand treten zu dürfen, um zu den Anklagepunkten aussagen zu dürfen. Selbstverständlich hatte der Richter ihm diese Möglichkeit eingeräumt. Doch Gacy hatte vor seinem Auftritt offensichtlich kalte Füße bekommen und schließlich aus freien Stücken auf sein Aussagerecht verzichtet.
Hinrichtung
Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA Gacys letztes Berufungsgesuch im Oktober 1993 abgewiesen hatte, wurde der Hinrichtungstermin auf den 10. Mai 1994 festgesetzt. Am Morgen des 9. Mai 1994 verlegte man John Gacy ins Stateville Correctional Center in Crest Hill, in dem die Hinrichtung stattfinden sollte. Die Gefängnisleitung erlaubte ihm ein letztes gemeinsames Picknick mit seiner Familie auf dem Gefängnishof.
Am Abend geleiteten ihn Wärter zum Hinrichtungsraum, wo er mittels einer Giftspritze hingerichtet werden sollte. Derweil versammelten sich draußen vor der Haftanstalt rund 1.000 Menschen. Ein Teil von ihnen nutzte den Anlass für eine Protestkundgebung gegen die Todesstrafe. Die Mehrzahl der Besucher zählte sich jedoch zu den Befürwortern der Todesstrafe, schwenkte Transparente, feixte und johlte.
Während der Exekution kam es zu Komplikationen. Die toxische Substanz verklumpte und verstopfte die Kanüle, die den Giftstoff in Gacys Venen pumpen sollte. Einige Ärzte führten die Probleme auf Schlamperei und Unwissenheit des verantwortlichen Gefängnispersonals zurück. Mitten während der Hinrichtung gingen also in der Exekutionskammer die Jalousien herunter. Die geladenen Zeugen sollten nicht mitbekommen, welche Szenen sich im Innern des Henkersraums abspielten.
Nach zehn Minuten öffneten sich die Blenden wieder. Das Personal hatte die verstopfte Kanüle durch eine neue ersetzt. Um 0.58 Uhr, nach einem 18 Minuten währenden Todeskampf, stellte der Arzt schließlich den Tod von John Wayne Gacy fest.
Gacy hatte bis zuletzt keine Reue für seine Taten erkennen lassen. Unmittelbar vor der Hinrichtung sprach er nochmals mit seinem Anwalt. Sinngemäß äußerte Gacy, dass sein Tod den Angehörigen niemals den Verlust ersetzen könne, den sie erlitten hatten. Der Staat würde sich stattdessen genau desselben Verbrechens schuldig machen, das man ihm vorwerfe: eiskalter Mord. John Gacys letzte Worte lauteten angeblich: »Ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken.«
»Goodbye Pogo«
John Gacy hatte während seiner Zeit im Gefängnis die Liebe für die Malerei entdeckt. Seine Bildmotive variierten, doch oftmals zeigten die Gemälde einen Clown. Etliche Bilder trugen den Titel »Pogo«. Bereits in den Monaten nach der Hinrichtung wurden Werke von Gacy in einer öffentlichen Auktion versteigert. Der Sammler Steve Koschal erwarb gleich 19 Stück.
Die Auktionspreise reichten von 195 Dollar für ein Acrylgemälde bis hin zu 9.000 Dollar für ein Bild, auf dem Comicfiguren im Stil von Walt Disney abgebildet waren. Sie spielten Baseball gegen das Team der »Chicago Cubs«. Koschal überredete einige Mitglieder der Baseball Hall of Fame, das Gemälde zu signieren. Die prominenten Ex-Profis ahnten allerdings nicht, wer der Schöpfer dieses Machwerks war.
2011 tauchten nochmals Bilder von Gacy in der Öffentlichkeit auf. Eine Galerie aus Las Vegas verkaufte ein Selbstporträt mit dem Titel »Goodbye Pogo« für 4.500 Dollar, daneben 73 weitere seiner Gemälde und Zeichnungen. Mit dem Verkaufserlös unterstützte die Galerie mehrere Wohltätigkeitsorganisationen.
Doch das »National Center for Victims of Crime«, eine Organisation vergleichbar dem »Weißen Ring« in Deutschland, hielt nicht viel von Spendengeldern dieser Art. Der Verein untersagte dem Galeristen, mit dem Namen der Organisation für den Verkauf von Bildern eines Serienmörders zu werben.
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Weitere Kapitel zum Fall John Wayne Gacy
- »Pogo der Killer-Clown« – John Wayne Gacy Jr.
- (2) Die Fassade bröckelt
- (3) Der dickliche Sadist
- (4) Das Spiel ist aus
- (5) Leichen im Keller
- (6) Archäologische Ausgrabungen
- (7) Eine Kindheit in Chicago
- (8) Ein Mann auf dem Weg nach oben
- (9) Flecken auf der weißen Weste
- (10) Neuanfang in Chicago
- (11) Gacys erste Morde
- (12) Ein entfesselter Serienkiller
- (13) Serienmörder mit Platzproblemen
- (14) Probleme bei der Identifizierung der Leichen
- (15) Hat Gacy noch weitere Opfer getötet?
- (16) Hatte Gacy Komplizen?
- (17) Das Ende von Pogo dem Killer-Clown
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