Bücher zum Fall Elizabeth Short (Weitere Verdächtige)

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Romane (deutsch)

James Ellroy: Die schwarze Dahlie (1987)

Ellroys Roman »Die schwarze Dahlie« hat den Fall Elizabeth Short weltweit bekannt gemacht und bedeutete für James Ellroy den Durchbruch als Schriftsteller. Nach wie vor ein empfehlenswerter Krimi, der Teil eines mehrbändigen Werks über die 1940er/1950er Jahre in Los Angeles ist (»Blutschatten«, »Stadt der Teufel«, »White Jazz«).

Das Buch basiert zwar auf Fakten, Ellroy hat jedoch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich nicht sklavisch an die Tatsachen gehalten hat und seine Auflösung des Falls ist eine komplette Erfindung.

 

James Ellroy: Die Rothaarige (1997)

Ebenfalls lesenswert: Ellroys Reportage über die Suche nach dem Mörder seiner Mutter. Geneva Hilliker Ellroy kam 1958 ebenfalls in Los Angeles unter ungeklärten Umständen ums Leben. 35 Jahre später arbeitete Ellroy gemeinsam mit einem befreundeten Kriminalbeamten die Hintergründe des Verbrechens auf.

Die Rothaarige

Price: 19,99 €

24 used & new available from 2,08 €

 

Sachbücher (englisch)

Jack Anderson Wilson

Jack Anderson Wilson galt nie als Verdächtiger im Mordfall Elizabeth Short, bis ihn Autor John Gilmore 1994 in seinem Buch »Severed« in die Diskussion einführte. Wilson war zeit seines Lebens ein Kleinganove und Alkoholiker. Er behauptete, Elizabeth Short gekannt zu haben und bei ihrer Ermordung anwesend gewesen zu sein. In seiner Beichte ist der Mörder zunächst namenlos, dann heißt er Arnold Smith und schließlich klärt uns Gilmore auf, dass Arnold Smith und Jack Arnold Wilson identisch seien.

Wilson beziehungsweise Gilmore haben auch als erste die Geschichte verbreitet, dass Elizabeth Short unterentwickelte Genitalien besessen habe, die ihr Geschlechtsverkehr unmöglich gemacht hätten. Das Gerücht geht auf einen Reporter zurück, der immerzu damit prahlte, der erste Pressefotograf am Fundort gewesen zu sein – »noch vor der Polizei«. Die Storys des Fotografen entpuppten sich jedoch als bloße Aufschneiderei. Nachdem John Gilmore und Mary Pacios in ihren Büchern die angeblich verkümmerten Geschlechtsorgane erwähnt hatten, gestand der Reporter ein, die Geschichte frei erfunden zu haben.

Wilson behauptete auch, dass Elizabeth Short mit Georgette Bauerdorf, Opfer eines weiteren berühmten Mordfalls der 1940er, bekannt gewesen sei. Die beiden hätten als Hostessen in einem angesagten Nachtklub gearbeitet. Doch 1944, als Bauerdorf für die »Hollywood Canteen« tätig war und getötet wurde, hielt sich Elizabeth Short nicht in Los Angeles auf.

»Severed« ist vermutlich das nach wie vor bekannteste Sachbuch zum Fall Elizabeth Short. Das Buch ist gut geschrieben, in einigen Details erlaubt sich der Autor aber »schriftstellerische Freiheiten«. Das Buch beginnt zum Beispiel mit einem Zeitungsjungen, der den Täter angeblich dabei beobachtet hat, wie er die Leiche ablegt. Diesen Zeugen hat es in Wirklichkeit nie gegeben.

Eine Sache hat mich an dem Buch wesentlich mehr gestört. Der zweite Teil widmet sich der Figur Jack Arnold Wilson und seinem Geständnis. Aber es fehlt durchgängig eine Zeitangabe. Der Leser erfährt also nicht, wann Gilmore Wilson trifft, wann Wilson stirbt usw. (dieser Teil der Story spielt in den 1970ern und 1980ern).

John Gilmore: »Severed« (1994)

Severed: The True Story of the Black Dahlia

Price: 13,05 €

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George Knowlton

Es existieren wenige verlässliche Informationen über George Knowlton. Man weiß, dass er im Großraum Los Angeles gelebt hat, als Elizabeth Short ermordet wurde. 1962 starb er bei einem Autounfall. Anfang der 1990er Jahre äußerte sich seine Tochter Janice erstmals öffentlich und behauptete, sie hätte mit angesehen, wie ihr Vater Elizabeth Short ermordet habe. Die Erinnerungen seien durch eine Therapie wieder wachgerufen worden.

Der zuständige Detective vom LAPD, John St. John, unterhielt sich mit Janice Knowlton, einer ehemaligen Sängerin, die inzwischen als PR-Beraterin arbeitete. Er war danach aber sicher, dass ihr Vater nicht als Täter infrage kam. »Wir bekommen viele Hinweise von Personen, die ihren Vater oder andere Verwandte der Tat bezichtigen«, sagt St. John. »Die Dinge, die sie erzählt hat, stimmen einfach nicht mit den Fakten in der Ermittlungsakte überein.«

Bei der Polizei von Westminster, einer Stadt im Orange County, hatte Knowlton mehr Glück. Die Beamten suchten das Grundstück des Hauses ab, in dem Janice Knowlton aufgewachsen war. Die Untersuchung brachte jedoch keine Beweise für ihre Anschuldigungen zutage.

Sie ließ nicht locker. 1995 veröffentlichte sie in Zusammenarbeit mit dem professionellen True-Crime-Autor Michael Newton ein Buch, in dem sie ihre Geschichte ausführlich darlegte. Demzufolge habe ihr Vater eine Affäre mit Elizabeth Short gehabt. Er habe ihr in seiner Garage ein provisorisches Schlafzimmer eingerichtet, in dem sie eine Fehlgeburt erlitten habe, an deren Folgen sie verstorben sei. George Knowlton habe ihre Leiche danach zerstückelt und verstümmelt, um ein anderes Motiv für den Tod von Elizabeth Short nahezulegen.

Janice Knowlton behauptete, dass ein früherer Beamter des Sheriffbüros des Los Angeles County ihr verraten habe, ihr Vater sei im Mordfall Short von den Behörden als Verdächtiger eingestuft worden. In den offiziellen Dokumenten, die inzwischen veröffentlicht worden sind, findet sich jedoch kein Hinweis.

Janice Knowlton starb 2004, nachdem sie eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt hatte. Die Polizei des Orange County geht von Selbstmord aus.

Janice Knowlton: Daddy Was The Black Dahlia Killer (1995)

 

Norman Chandler

Norman Chandler war unter anderem der Herausgeber der »Los Angeles Times« und der Gegenspieler von William Randolph Hearst im großen Zeitungskrieg, der in den 1940ern in Los Angeles herrschte. Donald Wolfe entwirft in seinem Buch »The Mob, the Mogul, and the Murder That Transfixed Los Angeles« ein kompliziertes Verschwörungskonstrukt, in dem Norman Chandler der Oberbösewicht ist, der alle Fäden in der Hand hält.

Wolfe behauptet, Chandler habe Elizabeth Short geschwängert, als sie als Callgirl für die berüchtigte Agenturbetreiberin Brenda Allen tätig war. Short musste sterben, weil sich Norman Chandler keinen öffentlichen Skandal leisten konnte. Als Mörder habe er keinen Geringeren als die berüchtigte Mafiagröße Bugsy Siegel angeworben. Die Theorie hat mindestens zwei Makel: Laut den offiziellen Dokumenten zum Fall war Elizabeth Short niemals schwanger und hat sich auch nie als Callgirl verdingt.

Das Buch ist aber dennoch lesenswert, wenn man sich für das Hollywoodmilieu der 1940er interessiert. Donald Wolfe entstammt selbst so einer »halbseidenen« Jetset-Familie aus Los Angeles. Sein Stiefvater war angeblich ein Mafiaanwalt und Quasi-Nachbar von Bugsy Siegel.

Donald Wolfe: Black Dahlia Files: The Mob, the Mogul and the Murder (2006)

 

Dr. George Hodel

Dr. George Hodel ist aus zwei Gründen eine interessante Figur im Mordfall Elizabeth Short. Erstens wurde er in den 1940ern von der Polizei und der Staatsanwaltschaft offiziell als Tatverdächtiger eingestuft. Zweitens behauptet auch sein Sohn, sein Vater sei der wahre Mörder gewesen. Und Steve Hodel war selber jahrelang Mordermittler des LAPD, der unter anderem gegen Rodney Alcala ermittelt hat.

Das Buch erschien erstmals 2003, inzwischen ist auch eine überarbeitete Fassung erhältlich. Steve Hodel warf seinem Vater nicht nur den Mord an Elizabeth Short vor, sondern weitere Verbrechen, die er über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten begangen haben soll. Unter anderem soll er der berüchtigte Zodiac Killer gewesen sein.

Steve Hodel schöpfte erstmals Verdacht, als er zwei Fotos in einem Album seines verstorbenen Vaters entdeckte, die seiner Wahrnehmung nach Ähnlichkeiten mit Elizabeth Short aufwiesen. Allerdings bestreiten bis heute unter anderem die noch lebenden Familienangehörigen von Elizabeth Short, dass die Bilder die Verstorbene zeigen.

Für die Ermittler im Mordfall Elizabeth Short geriet Dr. George Hill Hodel Jr. im Oktober 1949 unter Verdacht, als seine 14-jährige Tochter Tamar ihn wegen sexuellen Missbrauchs anzeigte. Hodel wurde zwar im Dezember 1949 vor Gericht von den Vorwürfen freigesprochen, aber das LAPD beschloss, den Mann für geraume Zeit zu observieren. Vom 18. Februar bis zum 27. März 1950 installierte die Polizei zwei Mikrofone in Hodels Haus und setzte insgesamt 18 Beamte auf den Verdächtigen an.

Im Abschlussbericht von Lieutenant Frank Jemison vom 20. Februar 1951 heißt es dazu:

Doktor George Hodel, 5121 Fountain [Franklin] Avenue, führte zum Tatzeitpunkt eine Klinik in der East First Street nahe Alameda. Lillian DeNorak [Leonrak], die im Haus des Doktors lebte, sagte aus, dass er die meiste Zeit in der Umgebung des Biltmore Hotel verbracht habe. Sie identifizierte das Opfer Short auf einem Foto als eine der Freundinnen von Hodel. Tamar Hodel, die 15-jährige Tochter, sagte aus, dass ihre Mutter Dorothy Hodel ihr erzählt habe, dass ihr Vater während der gesamten Tatnacht nicht zu Hause gewesen sei und angeblich eine Party besucht habe. Hodel habe zudem geäußert: »Die werden mir den Mord nie nachweisen können.«

Zwei Mikrofone wurden im Haus des Verdächtigen installiert (siehe das Transkript der Aufzeichnungen, das ungefähr drei Wochen umfasst und eher für seine Unschuld spricht; siehe auch Aussage seiner früheren Frau Dorothy Hodel).

Die Informantin Lillian DeNorak [Lenorak] wurde inzwischen in die psychiatrische Klinik in Camarillo eingeliefert. Joe Barrett, ein Untermieter in Hodels Haus, kooperierte ebenfalls als Informant. Eine Fotografie, die den Verdächtigen nackt mit einem ebenfalls nackten farbigen weiblichen Modell zeigt, wurde beschlagnahmt. Das Model wurde als Mattie Comfort, 3423½ South Arlington, Republic 4953, identifiziert. Sie sagte aus, dass sie irgendwann vor dem Mord mit dem Verdächtigen Hodel zusammen gewesen sei. Sie wisse nichts davon, dass er in irgendeiner Weise mit dem Opfer in Verbindung gestanden habe.

Rudolph Walthers, von dem wir wissen, dass er sowohl das Opfer als auch Hodel kannte, behauptete, er habe das Opfer nie zusammen mit Hodel gesehen. Er glaube auch nicht, dass Hodel jemals das Opfer getroffen habe.

Die folgenden Bekannten von Hodel wurden befragt, ohne dass jemand den Verdächtigen mit dem Mord in Verbindung bringen konnte: Fred Sexton, 1020 White Knoll Drive; Nita Moladero, 1617½ North Normandy [Normandie]; Ellen Taylor 5121 Fountain Avenue; Finlay Thomas, 616½ South Normandy [Normandie]; Mildred B. Colby, 4029 Vista Del Monte Street, Sherman Oaks – diese Freundin war die Lebensgefährtin von Charles Smith, einem Abtreibungsarzt und Freund von Hodel – Turin Gilkey, 1025 North Wilcox; Irene Summerset, 1236¼ North Edgemont; Norman Beckett, 1025 North Wilcox; Ethel Kane, 1033 North Wilcox; Annette Chase, 1039 North Wilcox; Dorothy Royer, 1636 North Beverly Glenn.

Siehe auch angehängte Berichte, Transkripte der Abhöraktion, die alle darauf hindeuten, dass Hodel nicht als Verdächtiger infrage kommt.

Steve Hodel ist fleißig im Zusammentragen von Indizien, die seinen Vater belasten sollen, teilweise regelrecht detailversessen. Er hat mit dieser Vorgehensweise auf jeden Fall viele Originaldokumente ans Tageslicht geholt. Dennoch habe ich seinem Buch (ich habe nur die 1. Auflage gelesen) keinen hieb- und stichfesten Beweis entdecken können, dass George Hodel der Mörder von Elizabeth Short gewesen ist.

Wer noch mehr über Steve Hodels unermüdliche Kärrnerarbeit erfahren möchte, dem empfehle ich einen Besuch auf seiner Homepage. Dort sind viele seiner Rechercheergebnisse im Original nachzulesen.

Steve Hodel: Black Dahlia Avenger: A Genius for Murder: The True Story (2003)

Black Dahlia Avenger: A Genius for Murder: The True Story

Price: 20,23 €

27 used & new available from 9,33 €

Steve Hodel: Black Dahlia Avenger II 2014: Presenting the Follow-Up Investigation and Further Evidence Linking Dr. George Hill Hodel to Los Angeles’s Black Dahlia and other 1940s LONE WOMAN MURDERS (2014)

Steve Hodel: Most Evil: Avenger, Zodiac, and the Further Serial Murders of Dr. George Hill Hodel (2009)

 

Orson Welles

Ja, der Orson Wells. Wirkliche Beweise führt Pacios für diese steile Theorie nicht an, lediglich Details, die man mit gutem Willen als Indizien bezeichnen könnte. So drehte Welles gemeinsam mit seiner Ex-Frau Rita Hayworth zum Zeitpunkt des Mordes an dem Film »Die Lady von Shanghai«. Dazu entwarf er Kulissenbilder und Requisiten, die unter anderem einen Spiegelsaal voller zerstückelter Schaufensterpuppen umfasste. Pacios will bei den Verstümmelungen deutliche Parallelen zum realen Mordfall Elizabeth Short ausgemacht haben. Die Szenen wurden im späteren Film nie gezeigt, weil Produzent Harry Cohn sie rausschmiss.

Als zusätzliches Indiz dient Pacios ein Brief von Elizabeth Short an ihre Schwester Virginia, in dem sie davon spricht, zu Probeaufnahmen bei einem Filmregisseur eingeladen zu sein, den sie aber nicht namentlich erwähnt.

In einer Zaubershow, die Welles während des Zweiten Weltkriegs für amerikanische Soldaten aufführte, sei die »Zersägte Jungfrau« immer fester Bestandteil gewesen. Welles beantragte zudem am 24. Januar 1947 einen neuen Reisepass. Am selben Tag wurde das Päckchen mit den persönlichen Gegenständen von Elizabeth Short an den »Los Angeles Examiner« aufgegeben.

Zehn Monate nach dem Verbrechen verließ Welles die USA, ohne seinen Film »Macbeth« fertigzustellen. Obwohl die Produktionsfirma Druck ausübte, weigerte sich der Filmregisseur, aus Europa zurückzukehren.

Pacios behauptet außerdem, Orson Welles habe sich in der Gegend, in der man Shorts Leiche fand, sehr gut ausgekannt. Pacios will schließlich noch erfahren haben, dass sowohl Orson Welles als auch Elizabeth Short zur gleichen Zeit regelmäßig Gäste des Restaurants »Brittingham‘s« waren. Einige der Kellnerinen erinnerten sich, dass Short mit jemandem vom Studio Columbia Pictures ausging.

Wenn auch die Theorie hinsichtlich des Täters etwas gewagt erscheint, enthält das Buch von Mary Pacios auch viele positive Aspekte. Die Autorin wuchs gemeinsam mit den Shorts in Medford auf, kannte Elizabeth Short persönlich und war mit ihren jüngeren Schwestern befreundet. Dieses Buch enthält also sehr viel Wissen aus erster Hand.

Mir erscheint Pacios Darstellung der Person Elizabeth Short weitaus realistischer zu sein als die anderer Autoren, die sich vor allen Dingen auf Zeitungsartikel über sie beziehen. Außerdem hat Mary Pacios auch gute Recherchearbeit im Hinblick auf die verschiedenen Aufenthaltsorte von Elizabeth Short vor ihrem Tod geleistet.

Mary Pacios: Childhood Shadows: The Hidden Story of the Black Dahlia Murder (1998)

 

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