Der Fall Elizabeth Short wirbelte in der Presse reichlich Staub auf. Als nach zwei Jahren Ermittlungen immer noch keine Lösung in Sicht war, witterten die Reporter Vertuschung. Der Mörder sei ein einflussreicher Mann, der von korrupten Behörden und Politikern geschützt würde.
Das County berief einen Untersuchungsausschuss ein, der die Ermittlungsarbeit im Mordfall Elizabeth Short kritisch hinterfragen sollte. Zudem beauftragte man den Sonderermittler Lieutenant Frank Jemison mit der Aufgabe, die Untersuchungsergebnisse der Kriminalbeamten zu überprüfen und gegebenenfalls neue Ermittlungen anzustellen.
Diese Arbeit mündete in einer Liste mit 22 Personen, die nach Meinung der Polizei und des Sonderermittlers als Tatverdächtige infrage kamen. Da die Staatsanwaltschaft sich in jüngerer Vergangenheit nicht so bedeckt hielt wie das LAPD, sind diese Namen inzwischen bekannt.
- Herman Carl Balsiger
- George W. (Claude) Welsh II
- Sergeant “Chuck” (genauer Name unbekannt)
- John D. Wade
- Joe Scalis(e)
- James Nimmo
- Maurice Clement
- Ein Polizeibeamter aus Chicago
- Salvador Torres Vera
- Dr. George Hodel
- Marvin Margolis
- Glenn Wolfe
- Michael Anthony Otero
- George Bacos
- Frances/Francis Campbell
- „Lesbische Chirurgin“
- Dr. Paul DeGaston
- Dr. A. E. Brix
- Dr. M. M. Schwartz
- Dr. Arthur McGinnis Faught
- Dr. Patrick S. O’Reilly
- Mark Hansen/Hanson
Der Sonderermittler grenzte die Liste am 28. Oktober 1949 auf 6 Personen ein. Er empfahl, in diesen Fällen nochmals intensiver zu ermitteln. Zu diesen Tatverdächtigen zählten:
- Leslie Dillon
- Mark Hanson
- Carl Balsiger
- Glenn Wolfe
- Henry Hubert Hoffman
- Dr. George Hodel
Außerdem der unbekannte Arzt des Opfers. Elizabeth Short hatte mehrfach gegenüber Bekannten erwähnt, dass sie bei einem Arzt in Los Angeles wegen „Frauenproblemen“ und Asthma in Behandlung sei. Bei diesem unbekannten Arzt handelte es sich wohl um jenen Dr. Arthur McGinnis Faught, der bereits auf der ersten Liste auftaucht.
Ich werde nun in naher Zukunft zu jeder dieser Personen einen kleinen Artikel schreiben, wieso sie unter Verdacht geraten sind. Wenn ich einen Beitrag hochgeladen habe, verlinke ich ihn auf der Liste. Einzige Ausnahme ist Dr. George Hodel. Zu ihm werden Sie Näheres auf der Seite »Bücher zu Elizabeth Short« finden. Denn sein Sohn Steve Hodel, ein ehemaliger Mordermittler des LAPD, hat zwei Bücher über die Verwicklungen seines Vaters in den Mordfall Elizabeth Short verfasst.
Tat eines Serienmörders?
Abgesehen von der wahren Identität des Mörders beschäftigten sich etliche Autoren mit einer zweiten Frage: Hat der Mörder von Elizabeth Short noch weitere Verbrechen begangen? Kriminalisten wie der zuständige Ermittler Harry Hansen oder die ehemaligen FBI-Agenten John Douglas und Rob Ressler waren sich darin einig, dass viele Tatumstände auf einen erfahrenen Täter schließen ließen.
Es war extrem unwahrscheinlich, dass ein zuvor unbescholtener Bürger plötzlich anfing, Frauen auf eine Art und Weise zu zerstückeln und zu verstümmeln, wie es im Fall Elizabeth Short geschehen war. Alleine die Tatsache, dass der Mörder sein Opfer vermutlich mehrere Stunden misshandelt hatte, bevor er es zersägte, ausbluten ließ und anschließend noch wusch, dürfte einen Anfänger überfordert haben.
So psychopathisch und bar jeder Empathie dieser Tätertypus auch veranlagt sein mochte, er war mit realem Blut, Innereien, den damit verbundenen Gerüchen und vor allen Dingen einem leidenden Opfer konfrontiert. Allerdings gab John Douglas zu bedenken, dass viele der Kriegsheimkehrer vergleichbare Erfahrungen wenige Jahre zuvor auf dem Schlachtfeld gemacht hatten.
Wenn es sich um einen Serientäter gehandelt hatte, musste es andere ungeklärte Mordfälle geben, die deutliche Parallelen zum Fall Elizabeth Short aufwiesen. Einige Autoren spekulierten, dass solch eine Verbindung existierte. Nach ihrer Ansicht ähnelte das Verbrechen den sogenannten »Cleveland-Torso-Morden«, einer ungeklärten Mordserie, die sich zwischen 1934 und 1938 ereignete. Das LAPD ging dieser Spur 1947 nach, kam jedoch zu dem Schluss, dass die Verbrechen keine Gemeinsamkeiten aufwiesen.
Andere Autoren wie Steve Hodel oder William Rasmussen wollten Parallelen zum Mordfall Suzanne Degnan erkannt haben. Das 6-jährige Mädchen war am 7. Januar 1946 aus der Wohnung ihrer Eltern verschwunden. Die Familie erhielt in der Folge Nachrichten von einem Erpresser. Etwa einen Monat später fand man Teile der zerstückelten Leiche des Mädchens.
Die Behörden klagten den 17-jährigen William Heirens des Mordes an. Man hatte ihn geschnappt, als er in ein Gebäude einbrechen wollte, das sich in der Nachbarschaft von Suzanne Degnans Elternhaus befand. Ob Heirens tatsächlich der Mörder des Mädchens war, ist bis heute umstritten. Der Beschuldigte behauptete, er sei von der Polizei gefoltert und zu einem Geständnis gezwungen worden. Immerhin habe die Polizei damals unter hohem öffentlichen Druck gestanden, weil sie mehrere Monate ergebnislos ermittelt habe. William Heirens sah sich als Sündenbock, der den Polizisten gelegen kam.
Die Verbindung zum Mordfall Elizabeth Short? Dem Päckchen, das die persönlichen Gegenständen von Short beinhaltete, war ein Bekennerschreiben des Täters beigefügt. Er hatte es mit »Black Dahlia Avenger« unterzeichnet. Der Schreiber mischte munter Groß- mit Kleinbuchstaben. Der Verfasser der Erpresserbriefe im Fall Suzanne Degnan machte sich einen ähnlichen Schreibstil zueigen. Das sah in der Praxis dann wie folgt aus: »BuRN This FoR heR SafTY«.
Die Theorie hat zwei Haken. Erstens schnitt der »Black Dahlia Avenger« die Buchstaben für den Text seiner Botschaft aus Zeitungen aus. Da lag es nahe, dass er wenig Rücksicht auf Groß- und Kleinschreibung nahm. Zweitens stand nicht fest, ob das Bekennerschreiben tatsächlich authentisch war. Das Päckchen hätte auch von einem der Reporter stammen können.
Wem diese Parallele schon arg weit hergeholt erscheint, wird sich mit der nächsten Theorie noch weniger anfreunden können. Drei Querstraßen entfernt von der Stelle, an der man Elizabeth Shorts Leiche fand, verläuft der Degnan Boulevard. Richtig. Degnan Boulevard wie in Suzanne Degnan (natürlich nicht nach dem ermordeten Mädchen benannt).
Die Journalisten, die in den 1940ern über den Fall Elizabeth Short berichteten, erkannten eher Verbindungen zu anderen ungelösten Frauenmorden, die sich wenige Jahre zuvor oder danach in Los Angeles ereigneten. Dazu zählte beispielsweise der Mord an Georgette Bauerdorf, Tochter aus wohlhabendem Hause. Der Gedanke lag nahe, dass ein Serienmörder für alle diese rätselhaften Verbrechen verantwortlich war.
Doch die Vorgehensweise des Täters wich in der Mehrzahl der Fälle deutlich voneinander ab. Zudem behaupteten einige Autoren, dass sich beispielsweise die Mordopfer Georgette Bauerdorf und Elizabeth Short gekannt hatten und deshalb einen Zusammenhang bestünde. Dies entspricht aber nicht den Tatsachen.
Bauerdorf starb im August 1944 in ihrem Haus in West Hollywood – eine Immobilie, die im Übrigen Lindsay Lohan 2007 gekauft haben soll. Elizabeth Short war Anfang 1943 rund zwei Wochen in Los Angeles. Damals lebte sie mit ihrem Vater zusammen, der seinerzeit von Vallejo nach L.A. umgezogen war. Sie verkehrte zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit nicht in den gleichen Kreisen, in denen Georgette Bauerdorf zu Hause war. Das nächste Mal tauchte Short in Los Angeles erst wieder im Sommer 1946 auf, also zwei Jahre nach der Ermordung von Bauerdorf.
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Weitere Kapitel zum Fall Elizabeth Short
- Elizabeth Short – Die »schwarze Dahlie«
- (2) Fleischgewordenes Drama
- (3) Ein unstetes Leben
- (4) Gerüchte
- (5) Eine Frau voller Widersprüche
- (6) Die Ermittlungen
- (7) Das Rätsel der letzten Tage
- (8) Die offiziellen Verdächtigen
- Bücher zum Fall Elizabeth Short (Weitere Verdächtige)
- Filme zu Elizabeth Short
- Aufenthaltsorte von Elizabeth Short
Die einzige Möglichkeit oder Unmöglichkeit dem /der Täter/i/n heute noch auf die Spur zu kommen ist die Handschrift?gab es Jemanden der eine genau solche Keilexeszion/Schnittflächen später beruflich durchführte wie es das Opfer aufwies unter de/n/r Verdächtigen möglicherweise?eine solche Tat lässt keine Ruhe,guter Artikel!