(4) Das Kettensägen-Massaker

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Anfang Februar 1987 hatte Gary Heidnik Sandra Lindsay in die Grube gesperrt. Als er in den Keller zurückkehrte, bemerkte er, dass sie die Sperrholzplatte verschoben hatte. Heidniks Strafe fiel besonders übel aus. Er kettete sie zunächst wie gehabt mit einem Arm an die Decke. Doch dieses Mal ließ er Sandra dort nicht nur Stunden, sondern mehrere Tage am Stück baumeln. Sandra Lindsay erkrankte infolge dieser unmenschlichen Tortur. Sie bekam Fieber, Schüttelfrost und so starke Halsschmerzen, dass sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnte.

Gary Heidnik hing immer noch seiner Wahnidee nach, dass Sandra Lindsay schwanger sei. Sie durfte nicht sterben. Sie musste sein Baby zur Welt bringen. Heidnik stopfte Sandra Essen in den Mund und hielt ihren Kiefer geschlossen, bis sie es hinunterschluckte. Sandra Lindsay erbrach sich daraufhin. In der folgenden Nacht stieg ihr Fieber dramatisch an. Sie fiel in ein Koma. Heidnik wollte das nicht wahrhaben. Er schüttelte sie. Er schlug sie. Er trat sie. Er schmiss sie in die Grube. Er sagte, sie simuliere bloß. Am nächsten Morgen fühlte er ihren Puls. Sandra Lindsay war tot.

Kettensägen-Massaker

Gary Heidnik verschwand kurz und kaufte für die übrigen Frauen Eiscreme. Sandra Lindsay sei an ihrem Erbrochenem erstickt, rechtfertigte sich Heidnik. Seine Opfer wussten es besser. Ihr Peiniger hatte inzwischen jedes Maß verloren. Der machte vor Mord nicht halt. Heidnik schaffte Sandras Leichnam nach oben. Kurz darauf hörten die Gefangenen im Keller das unverwechselbare Geräusch einer Kettensäge. Sie brauchten keine Fantasie, um sich auszumalen, was Gary Heidnik gerade in seiner Wohnung veranstaltete.

Wenig später trottete einer von Heidniks Hunden in den Keller. Er trug einen großen Knochen mit Fleischresten im Maul und nagte ihn direkt vor den Augen der entsetzten Frauen ab. Die Ermittler der Mordkommission fanden später heraus, dass Heidnik Sandra Lindsays Leiche in der Tat zunächst mit der Kettensäge grob zerstückelt und danach verschiedene Körperteile in der Küchenmaschine zerhäckselt hatte. Mit den Resten fütterte er dann die Hunde. Heidniks Perversität kannte keine Grenzen. Er mischte Fleischreste von Sandra Lindsay unter das Hundefutter, mit dem er seine Gefangenen ernährte.

Üble Gerüche

In den folgenden Tagen zog ein übler Verwesungsgeruch durch Heidniks Haus. Der Gestank war nicht nur im Gebäude selbst, sondern auch in der Nachbarschaft wahrzunehmen. Mehrere Anwohner beschwerten sich bei der Polizei. Eine Streife klingelte bei Heidnik, um der Sache auf den Grund zu gehen. Der Mörder erwies sich wieder einmal als geschickter Manipulator. Er reagierte freundlich, vernünftig und zerknirscht auf das Erscheinen der Beamten.

Er bitte die Geruchsbelästigung vielmals zu entschuldigen, die Sache sei ihm unglaublich peinlich. Er habe gekocht und mittendrin einen Anruf seiner Mutter erhalten. Da habe er den Topf auf dem Herd völlig vergessen und das Essen sei fürchterlich angebrannt. Die Polizisten gaben sich mit der Erklärung von Mamis selbst ernanntem Liebling zufrieden. So etwas war ihnen doch auch schon passiert. Die Beamten zogen wieder ab und die Polizei hatte nach wie vor keinen blassen Schimmer, welche fürchterlichen Dinge in 3520 North Marshall Street vor sich gingen.

Verfolgungswahn

Der den Polizisten so vernünftig erscheinende Gary Heidnik steigerte sich in Wahrheit zunehmend in einen Verfolgungswahn hinein. Er glaubte, seine Gefangenen wollten sich gegen ihn verschwören. Er verlangte von den Frauen, sich gegenseitig auszuhorchen und ihm Bericht zu erstatten. Wer dem nachkam, sollte mit besseren Haftbedingungen belohnt werden. Tatsächlich beratschlagten die vier verbliebenen Frauen, wie sie Heidnik überwältigen und anschließend fliehen konnten. Jacquelyn Askins sagte später aus, der Plan habe nicht funktioniert, weil Josefina Rivera ihn Heidnik verraten habe.

Gary Heidnik sah seine Ängste dennoch bestätigt. Die Mädchen lauerten nur darauf, ihn in eine Falle zu locken. Er musste handeln. So tüftelte Heidnik einen eigenen Plan aus, wie er die Verschwörung verhindern könnte. Dazu fesselte er jede Frau an Händen und Füßen, knebelte sie und hängte sie mit den Armen an dem Deckenträger auf. Dann stieß er ihnen einen Schraubenzieher ins Ohr, um ihr Trommelfell zu zerstören. Wenn sie taub wären, so sein Kalkül, könnten sie sich auch nie sicher sein, ob er sich im Haus befinde oder nicht. Heidnik ließ wirklich keine Grausamkeit aus. Die Einzige, die er von dieser Tortur verschonte, war Josefina Rivera.

Leichenblass

Deborah Dudley hatte ihren Kampfgeist noch nicht verloren. Sie rebellierte offen gegen Heidniks Wahnsinn. Statt sie wie üblich zu verprügeln, führte Heidnik sie dieses Mal nach oben in die Wohnung. Als die beiden zurückkehrten, war Deborah leichenblass und ungewöhnlich still. Die anderen wollten wissen, was passiert sei.

Sie erzählte ihnen, dass Heidnik sie in die Küche geführt habe. Er habe ihr einen Topf auf dem Ofen gezeigt. Darin sei Sandra Lindsay Kopf gewesen. Er habe die Ofenklappe geöffnet. Da habe der Brustkorb von Sandra gelegen – gegrillt. Schließlich habe Heidnik noch den Kühlschrank geöffnet. Er habe ihr einen Unterarm und andere Körperteile, die in Plastik eingepackt waren, vors Gesicht gehalten. Dann habe er ihr gedroht, wenn sie ihm nicht endlich gehorchen würde, wäre sie die Nächste, die so endete.

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