(13) Was man heute über die Tate-Morde weiß

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Was geschah in der Tatnacht? Darüber geben zum einen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Aufschluss. Zum anderen haben sich mehrere Tatbeteiligte zu dieser Frage in Interviews oder Büchern geäußert. Die Aussagen weichen zwar hinsichtlich einiger Details voneinander ab, doch der grobe Tatablauf ist bekannt.

Hexenkram

Am Abend des 8. August 1969 unterhielt sich Charles Manson mit »Tex« Watson. Manson gab ihm zu verstehen, dass Watson sich zusammen mit Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Linda Kasabian zu dem Haus begeben solle, »in dem Melcher gewohnt hat«. Dort solle er »ausnahmslos jeden töten, auf die grausamste Art und Weise«, die ihm einfiele. Den Frauen sagte Manson nur, dass sie den Anweisungen von Watson Folge leisten sollten. Außerdem gab er ihnen mit auf den Weg, am Tatort »irgendwelchen Hexenkram« zurückzulassen, der möglichst unheimlich wirke.

Die vierköpfige Gruppe parkte den Wagen vor dem Tor zum Polanski-Anwesen. Charles Watson kannte das Haus. Er hatte Terry Melcher dort mindestens einmal besucht. Watson kletterte den Telefonmast neben dem Eingangstor hoch und kappte die Leitungen. Da er befürchtete, dass das Tor eventuell unter Strom stand oder mit einem Alarm gekoppelt war, kletterten die vier Täter eine Böschung neben der Einfahrt hinauf. Kurz nach Mitternacht betraten sie das Polanski-Grundstück.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Just in diesem Augenblick erhellte ein Paar Autoscheinwerfer die verwinkelte Zufahrt. Watson wies die Frauen an, sich in den Büschen zu verstecken. Er selbst versperrte dem Fahrzeug den Weg und zwang den Fahrer anzuhalten. Watson zog seinen Revolver hervor. Er zielte auf Steven Parent, der das Gelände nach seinem Besuch bei Garretson gerade verlassen wollte. Der verängstigte Junge flehte Watson an, ihm nichts zu tun. Parent versprach, niemanden etwas über die Begegnung zu verraten.

Charles Watson interessierte das nicht. Er zückte ein Messer und stach auf den Teenager ein. Parent riss die Hände hoch, um die Stiche abzuwehren. Watson durchtrennte dem Jungen mehrere Sehnen und durchschnitt das Armband von Parents Uhr. Dann feuerte Watson vier Schüsse ab, die den Jungen in der Brust und im Bauch trafen. Danach befahl er den Frauen, den Wagen mit der Leiche die Einfahrt hochzuschieben. Linda Kasabian sollte draußen beim Rambler von Parent bleiben, um Schmiere zu stehen.

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Linda Kasabian

Das Werk des Teufels

Die Hausbewohner hatten von den Schüssen nichts mitbekommen. Watson hielt nach einem offenen Fenster Ausschau und stieg ins Haus ein. Anschließend ließ er Atkins und Krenwinkel durch die Vordertür hinein. Wojciech Frykowski schlief auf der Couch im Wohnzimmer und wurde wach, als Watson mit Susan Atkins flüsterte. Frykowski wollte wissen, was die Fremden im Haus zu suchen hatten. Watson antwortete ihm: »Ich bin der Teufel und ich bin gekommen, um das Werk des Teufels zu verrichten.«

Watson fesselte Frykowski mit einem Handtuch die Hände auf den Rücken. Er schickte Atkins und Krenwinkel los, die anderen Räume nach weiteren Personen zu durchsuchen. Die Frauen waren mit Messern bewaffnet und führten Sharon Tate, Jay Sebring sowie Abigail Folger ins Wohnzimmer. Charles Watson schwang ein Seil über einen Deckenbalken und legte Tate und Sebring die beiden Schlingen am Seilende um den Hals.

Eskalation

Die Situation eskalierte, als sich Jay Sebring zur Wehr setzte. Der Hair Stylist besaß einen schwarzen Gürtel in Karate und griff Watson an. Watson schoss ihn nieder. Sebring krümmte sich vor Schmerzen. Die übrigen Geiseln gerieten endgültig in Panik. Watson schrie den Frauen zu, sie sollten Folger und Frykowski rausschaffen. Watson stach sieben Mal auf den am Boden liegenden Sebring ein.

Frykowski konnte sich von seinen Fesseln befreien und rang mit Atkins um das Messer. Susan Atkins stach ihn mehrfach ins Bein. Er befreite sich von ihr und humpelte zum Ausgang. Charles Watson setzt ihm nach und holte ihn an der Haustür ein. Er schlug Frykowski mit dem Revolver auf den Kopf. Dabei ging die Griffschale zu Bruch. Frykowski erreichte noch den Rasen, bevor Watson ihn niederstach. Schließlich schoss er noch zweimal auf ihn.

Linda Kasabian hörte den Lärm und eilte zum Haus. Sie sei über den Anblick schockiert gewesen, äußerte sie später vor Gericht. Sie habe versucht, Watson zu stoppen, indem sie ihm erzählte, sie habe jemanden sich dem Haus nähern sehen.

Im Blutrausch

Im Innern des Hauses hatte sich inzwischen auch Abigail Folger von Patricia Krenwinkel losreißen können. Sie rannte zum Schlafzimmer hinaus in Richtung Swimmingpool. Krenwinkel jagte ihr hinterher und erwischte sie im Garten. Erst warf sie Folger zu Boden, dann stach Krenwinkel auf sie ein. Watson kam hinzu und versetzte dem wehrlosen Opfer weitere Messerstiche.

Nun lebte nur noch Sharon Tate. Sie flehte die Täter verzweifelt an, ihr Leben und das des Kindes zu verschonen, wie es Atkins bereits beschrieben hatte. Wer letztlich der Mörder von Sharon Tate war – Susan Atkins oder Charles Watson – konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. Möglicherweise stachen beide auf sie ein.

Schließlich schnappte sich Atkins das Handtuch, mit dem man zuvor Frykowski gefesselt hatte, tauchte es in das Blut von Tate und schrieb »Pig« an die weiße Haustür. »Hexenkram«, wie Manson es ihr aufgetragen hatte. Auf dem Rückweg zur Spahn Ranch zogen sich die Mörder um und warfen die Tatkleidung zusammen mit den Waffen in ein Gestrüpp.

 

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Die Mörder von Sharon Tate und ihren Gästen waren Charles Watson, Susan Atkins und Patricia Krenwinkel. Eine Rekonstruktion der Tatnacht.
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