(14) Das Geständnis

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Das Verhör in den frühen Morgenstunden des 11. August 1977 dauerte nur eine Stunde. David Berkowitz gestand sofort alle Überfälle und jeden Mord. Ja, er habe die beiden Briefe an die Polizei und Jimmy Breslin verfasst. Ja, er sei der »Son of Sam«. David Berkowitz ließ durchblicken, dass er bereit wäre, vor Gericht auf schuldig zu plädieren. Das würde das Verfahren ungemein beschleunigen und den überlebenden Opfern sowie den Angehörigen einen langwierigen, schmerzhaften Prozess ersparen.

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David Berkowitz: Ein Hund namens Harvey war schuld

Während der Vernehmung gab David Berkowitz an, dass der Hund eines seiner Nachbarn ein Grund für die Morde gewesen sei. Er behauptete, der Hund habe ihm den Floh ins Ohr gesetzt, dass er das Blut junger Frauen benötige. Berkowitz behauptete, dass dieser Hund ein Labrador-Retriever namens Harvey sei, dem ein uralter Dämon innewohne. Besitzer von Harvey war ein gewisser Sam Carr, ein Nachbar von Berkowitz, der in der Warburton Avenue lebte. Der Dämon habe ihm, David Berkowitz, vor jedem Überfall den Befehl erteilt, zu töten. Den Befehlen habe er sich nicht widersetzen können. Einmal habe er tatsächlich versucht, den Dämon – also den Labrador Harvey – umzubringen. Vergeblich. Übernatürliche Kräfte hätten das zu verhindern gewusst.

Ein paar Wochen nach der Festnahme erlaubte die Polizei David Berkowitz, mit der Presse in Kontakt zu treten. In einem Brief vom 19. September 1977 an die »New York Post« wiederholte Berkowitz, was er in seinem Geständnis gesagt hatte: Er sei von Dämonen besessen gewesen. Aber er fügte eine Anmerkung hinzu, die von einigen Leuten später als Bestätigung gesehen wurde, dass Berkowitz noch weitere Komplizen hatte: »Da draußen laufen noch andere Söhne von Sam herum. Gott stehe uns bei.« War David Berkowitz ein Psychopath? Oder tatsächlich psychisch schwer krank und damit unzurechnungsfähig im Sinne des Gesetzes? Zahlreiche psychiatrische Gutachten versuchten diese Frage zu klären.

David Berkowitz‘ Lebenslauf / Biographie

David Berkowitz war ursprünglich unter dem Namen Richard David Falco am 1. Juni 1953 in Brooklyn, New York, zur Welt gekommen. Die Geburtsurkunde vermerkte als Eltern das Ehepaar Tony und Betty Falco. Der Geburtseintrag entsprach aber nicht ganz den Tatsachen. Tony Falco hatte seine Frau bereits längere Zeit vor der Zeugung des Sohnes verlassen und war mit einer Geliebten durchgebrannt. Der Fischladen, den die beiden gemeinsam führten, ging noch im Jahr der Trennung pleite.

Betty Falco stand nun alleine mit der gemeinsamen Tochter aus dieser Ehe da. Ohne Job und ohne finanzielle Rücklagen. Sie ließ sich auf eine Liebesbeziehung mit dem verheirateten Immobilienmakler Joseph Kleinman ein. Richard David Falco entstand aus dieser Verbindung. Als Betty Falco schwanger war, stellte Kleinman klar, dass er sie verlassen würde, falls sie das gemeinsame Kind behalte. Betty wägte ihre Zukunftschancen ab und gab den Jungen schließlich zur Adoption frei. Obwohl Joseph Kleinman der leibliche Vater war, trug der Beamte in der Geburtsurkunde Tony Falco als Erzeuger  ein. Es waren andere Zeiten.

Adoptiert

Pearl und Nathan Berkowitz aus der Bronx adoptierten den Säugling wenige Tage nach seiner Geburt. Das jüdische Paar betrieb einen kleinen Eisenwarenladen. Die Ehe war kinderlos geblieben und David Richard Berkowitz, wie sie ihren Adoptivsohn umbenannten, sollte das einzige Kind des Paares bleiben.

David Berkowitz - Pearl Berkowitz - Nathan Berkowitz
Pearl und Nathan Berkowitz

Berkowitz war zwar überdurchschnittlich intelligent, wie Tests der psychologischen Gutachter ergaben. David Berkowitz‘ IQ lag bei 118. Während seiner Schulzeit war davon allerdings nichts zu merken. Er verlor bereits frühzeitig das Interesse am Unterricht. Eine Rolle spielte dabei, dass er nie in der Lage war, Freunde zu gewinnen und immer als Außenseiter galt. Die einzigen »Freunde«, die er als Kind hatte, waren in der Regel deutlich jünger und kleiner als der früh entwickelte, bullige Berkowitz. Seine Freundschaft erschöpfte sich darin, diese kleineren Jungs herumzuschubsen und zu schikanieren. So reagierte er seinen Frust darüber ab, wie die gleichaltrigen Kinder mit ihm umsprangen.

David Berkowitz - Kind
David Berkowitz als Kind

Ein schwieriges Kind

Mit diesem Verhalten erarbeitete sich David Berkowitz frühzeitig den Ruf, als schwierig und verzogen zu gelten. Noch bevor er in die Pubertät kam, beging er seine ersten kleineren Diebstähle und Zündeleien. Seine Adoptiveltern sahen sich gezwungen, einen Psychotherapeuten einzuschalten. Trotz aller Auffälligkeiten bekam er nie Probleme mit der Schule oder gar mit der Polizei.

Als David Berkowitz 14 Jahre alt war, starb seine Adoptivmutter Pearl Berkowitz an Brustkrebs. Die zweite Frau seines Adoptivvaters konnte er nicht ausstehen, was zu regelmäßigen Spannungen innerhalb der Familie führte. 1971 meldete sich David Berkowitz freiwillig zur Armee. In der Folge war er in den USA und in Südkorea stationiert. Er diente bei einer Scharfschützeneinheit. 1974 erfolgte seine ehrenhafte Erlassung.

David Berkowitz - Militär
David Berkowitz während seiner Militärzeit

Suche nach der leiblichen Mutter

David Berkowitz kehrte nach New York zurück und begab sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter Betty Falco. Sein Vater Nat Berkowitz hatte ihm inzwischen offenbart, dass er als Kind adoptiert wurde. Der Kontakt zu Betty Falco kam im April 1975 zustande und er lernte darüber auch seine Halbschwester Roslyn und deren Familie kennen. Aus der Bekanntschaft entwickelte sich ein herzliches Verhältnis. Ein Jahr lang besuchte David Berkowitz die beiden Frauen regelmäßig. Den Kontakt brach er erst im Herbst 1976 ab, als er bereits seine ersten Attentate verübt hatte.

Betty Falco versuchte ihrem Sohn zu erklären, was genau dazu geführt hatte, dass sie ihn zur Adoption freigegeben hatte. David Berkowitz reagierte verstört auf die Enthüllungen. Vor allen Dingen traf ihn die Tatsache, dass sein leiblicher Vater Joseph Kleinman bereits verstorben war und er keine Gelegenheit bekam, mit ihm zu reden. Der forensische Anthropologe Elliot Leyton wertete die Entdeckung Berkowitz’, dass er adoptiert war und unehelich geboren wurde, als ein Schlüsselerlebnis, das ihn in eine tiefe Identitätskrise stürzte. Die Enthüllung zerstörte mit einem Schlag das gesamte Selbstbildnis von David Berkowitz, mit dem es ohnehin nicht zum Besten gestanden hatte.

Tatorte waren Berkowitz vertraut

David Berkowitz hatte von 1968 bis 1971 mit seinen Eltern in Co-Op City gelebt. Dort hatte er an Heiligabend 1975 seinen ersten Mordversuch unternommen. Die Bronx war ihm aus seiner Kindheit und der Zeit nach der Army vertraut. Er hatte sich dort mit verschiedenen Gelegenheitsjobs als Bauarbeiter und Taxifahrer durchgeschlagen. Im Frühjahr 1977 hatte er eine Festanstellung bei der Post gefunden. Zum Zeitpunkt der Festnahme hatte David Berkowitz einen Job als Briefsortierer. In Queens wiederum lebte seine leibliche Mutter Betty Falco und seine Halbschwester Roslyn. Deren Häuser befanden sich nur ein paar Blocks entfernt von den Tatorten, an denen David Berkowitz Christine Freund und Virginia Voskerichian umgebracht hatte.

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