Denise Pilnak

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Denise Pilnak ist eine ambitionierte Langstreckenläuferin, die täglich ihre Trainingsrunden durch Brentwood dreht. Sie kennt Nicole Brown Simpson vom Sehen, da sie ebenfalls häufiger joggt. Denise Pilnak erfährt am Vormittag des 13. Juni 1994 vom Doppelmord, als sie am Tatort vorbeiläuft. Sie erzählt den Polizeibeamten vor Ort, dass sie Angaben zur Tatnacht machen könne. Um 10.15 Uhr wird ihre Aussage protokolliert. Am 11. Juli 1995 tritt sie als Zeugin der Verteidigung im Strafprozess auf.

Wo hat Denise Pilnak ihre Beobachtung gemacht?

Denise Pilnak lebt seit 1990 unter der Adresse 918 South Bundy Drive, etwa 70 Meter südlich vom Tatort. Dort hält sie sich auch während des fraglichen Tatzeitpunkts auf.

Denise Pilnak Karte
X = Tatort
DP = Standort Denise Pilnak ca. 22.20-22.25 Uhr
(Zum Vergrßern auf Karte klicken)

 

Was hat Denise Pilnak beobachtet?

An diesem Wochenende sind Pilnaks Eltern, die im Mittleren Westen wohnen, zu Besuch bei ihren Töchtern in Los Angeles. Denise Pilnak besucht um 19.30 Uhr zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrer Freundin Judy Telander das Restaurant »Louise‘s«, das sich auf dem San Vicente Boulevard befindet. Um 21.30 Uhr kehrt die vierköpfige Gruppe zu Denise Pilnaks Haus zurück. Die Eltern bleiben noch einige Minuten und verabschieden sich gegen 21.45 Uhr. Sie fahren zu Denise Pilnaks Schwester, die in Torrance lebt und bei der sie übernachten werden.

Judy Telander hat an diesem Tag den Computer ihrer Freundin Denise benutzen dürfen, um einen Brief an ihren Chef zu schreiben, und setzt ihre Arbeit fort. Um Punkt 22.18 Uhr schaut Denise Pilnak auf die Uhr und drängt Judy zum Aufbruch. Pilnak muss in den nächsten Tagen aus beruflichen Gründen verreisen und will noch etwas Zeit für sich haben. Judy Telander druckt zwei Kopien des Briefs aus und verlässt das Haus.

Zwischen 22.21 und 22.24 Uhr stehen die beiden Freundinnen vor dem Haus 918 South Bundy Drive. Denise Pilnak beobachtet, wie Judy in ihren Wagen steigt und das Fahrzeug an der Kreuzung Dorothy Street/Bundy Drive in unmittelbarer Nähe zum Tatort wendet.

Während dieser 4 Minuten vor der Haustür hört Denise Pilnak weder Hundegebell noch fallen ihr Passanten auf dem Bundy Drive auf. Der Abend ist der jungen Frau, die bereits seit vier Jahren in diesem Viertel lebt, bis dahin als »außergewöhnlich ruhig« in Erinnerung geblieben.

Denise Pilnaks Arbeitszimmer, in dem ihr Computer steht, hat Fenster zur Straße hinaus. Die Fenster haben den gesamten Abend offen gestanden. Sie ist deshalb sicher, dass auch vor 22.21 Uhr kein Gebell zu hören war.

Nachdem Denise Pilnak ins Haus zurückgekehrt ist, ruft sie umgehend ihre Schwester in Torrance an. Sie will erfahren, ob ihre Eltern wohlbehalten eingetroffen sind. Das Gespräch dauert laut Einzelverbindungsnachweis von 22.25 bis 22.28 Uhr. Direkt im Anschluss geht sie ins Bad, wäscht sich das Gesicht, putzt sich die Zähne und behandelt sie mit Zahnseide. Sie wechselt in die Küche, um von dort einen Packen Zeitungen in ihr Schlafzimmer zu bringen.

Anschließend kehrt sie nochmals ins Bad zurück. Erst in diesem Moment fällt Denise Pilnak zum ersten Mal das laute Kläffen eines Hundes auf. Es ist 22.33 Uhr. Das Bellen dauert lange Zeit an. Um 0.30 Uhr löscht Denise Pilnak das Licht und legt sich schlafen. Das Bellen hatte zuvor schon aufgehört. Wann genau, vermag Pilnak nicht sagen. Sie schätzt, dass es bis 23.15 oder 23.20 Uhr angedauert hat.

Welche Zweifel gibt es an ihrer Aussage?

Die Verteidigung inszeniert Denise Pilnak vor Gericht als Kontrollfreak mit ausgeprägtem Zeit-Tick. So behauptet sie, sie trage stets zwei Armbanduhren, wenn es »wirklich wichtig« sei. Am Ende eines jeden Tages führe sie zudem Protokoll über ihre sämtlichen Aktivitäten.

Die Zeugin ist ein gefundenes Fressen für Staatsanwältin Marcia Clark. Ein paar Fragen im Kreuzverhör reichen aus, um die vermeintlich superpräzise Zeugin als Luftnummer zu entlarven. Denise Pilnak kommt gehörig ins Schlingern, als sie genaue Zeitangaben zu bestimmten Vorgängen am Tag ihres Auftritts vor Gericht rekapitulieren soll. Es stellt sich außerdem heraus, dass sie etliche der Zeitangaben zum Tatabend erst im Nachhinein rekonstruiert hat.

Damit nicht genug. Am 13. Juni 1994 hat sie gegenüber der Polizei ausgesagt, dass sie den Hund zwischen 23.00 und 23.30 Uhr bellen gehört habe. Denise Pilnak behauptet, sie habe erst unmittelbar vor der Befragung von dem Mord erfahren und unter Schock gestanden. Sie sei in dem Moment viel zu verwirrt gewesen, um exakte Angaben machen zu können. Staatsanwältin Clark überzeugt die Argumentation nicht. Sie habe Nicole Brown doch nur vom Sehen gekannt. Warum solle man annehmen, dass ihr Tod Denise Pilnak so nahe gegangen sein sei?

Dann bringt Marcia Clark ein weiteres pikantes Detail zur Sprache. Am Dienstag, dem 14. Juni 1994, wurde die ach so »geschockte« Denise Pilnak auf der Rockingham Avenue in der Nähe von O.J. Simpsons Anwesen von einem Fernsehsender interviewt. Sie wiederholt vor laufender Kamera ihre Behauptung, die sie tags zuvor den Polizisten zu Protokoll gegeben hatte: Sie habe den Hund kurz vor Mitternacht gehört.

Pilnak widerruft ihre ursprüngliche Aussage erst am 25. Januar 1995, als die Eröffnungsplädoyers verlesen werden, also sieben Monate nach den Morden. Sie telefoniert zunächst mit Detective Phil Vannatter. Anschließend schickt sie ihm eine genaue Auflistung ihres Tagesablaufs für den 12. Juni 1994.

Eine Tatsache kann jedoch auch Marcia Clark nicht bestreiten: Denise Pilnak hat nachweislich von 22.25 bis 22.28 Uhr mit ihrer Mutter telefoniert. Bis dahin – und noch einige Minuten länger – war kein Hundegebell zu vernehmen, so Denise Pilnak. Ihre Freundin Judy Telander bezeugt dies. Diese Beobachtungen stehen also im deutlichen Widerspruch zu den Zeitangaben, die Pablo Fenjves, Eva Stein und Marc Storfer machen.

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