(2) Die Lösegeldübergabe

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Um 17.24 Uhr informierten die Behörden Cooper, dass sie alle seine Forderungen erfüllt hatten. Um 17.39 Uhr landete Flug 305 endlich auf dem Seattle-Tacoma Airport. Cooper wies den Piloten William Scott an, den Flieger zu einem hell erleuchteten Abschnitt auf dem Flugfeld zu manövrieren. Er sollte die Lichter in der Kabine löschen, um den Scharfschützen der Polizei kein Schussfeld zu bieten.

Der Bezirksmanager Al Lee von Northwest Orient Airlines näherte sich der Maschine mit dem Lösegeld in normaler Straßenkleidung. Er dachte, es sei klüger, in diesem Fall auf die Uniform der Fluggesellschaft zu verzichten, damit der Entführer ihn nicht fälschlicherweise für einen Polizeibeamten hielt. Das Lösegeld befand sich verpackt in einem Rucksack, wie von Cooper gewünscht. Außerdem lieferte Lee die vier Fallschirme ab. Er übergab alle Gegenstände der Stewardess Mucklow an der hinteren Treppe.

Passagiere dürfen gehen

Nach der erfolgten Übergabe erlaubte Cooper allen Passagieren, das Flugzeug zu verlassen. Außerdem durften auch die Flugbegleiterinnen Schaffner und Hancock gehen. An Bord blieben somit neben Cooper nur noch der Pilot Scott, sein Co-Pilot William Rataczak, der Flugingenieur H.E. Anderson und die Stewardess Tina Mucklow zurück.

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William Rataczak, Pilot Bill Scott, Tina Mucklow (v.l.n.r.)

Der Kursplan

Während die Maschine aufgetankt wurde, skizzierte Cooper der Cockpit-Besatzung seinen Kursplan. Er verlangte, dass die Maschine südöstlichen Kurs auf Mexiko City nahm. Der Pilot sollte eine Höhe von maximal 3.000 Meter und eine möglichst geringe Geschwindigkeit von etwa 100 Knoten einhalten.

Das Fahrwerk sollte in der Start-/Landeposition verharren, die Flügelklappen um 15 Grad gesenkt werden und die Kabine drucklos bleiben. Copilot William Rataczak wendete ein, dass der Sprit bei dieser Flugkonfiguration höchstens für 1.600 km ausreichen würde. Man müsste also zwischenlanden, um die Maschine neu zu betanken. Cooper und die Besatzung diskutierten die Optionen. Der Entführer entschied sich schließlich für Reno in Nevada als Zwischenstopp.

Die geöffnete Hintertür

Außerdem verlangte Cooper, dass die hintere Ausgangstür des Flugzeugs geöffnet und die Treppe ausgezogen werden sollte. Damit war das Management von Northwest Orient Airlines allerdings nicht einverstanden. Sie fürchtete um die Sicherheit der Maschine. Cooper entgegnete, dass eine ausgefahrene Treppe am Heck die Sicherheit nicht gefährden würde. Doch er wolle nicht über diesen Punkt diskutieren. Er würde die Treppe einfach absenken, sobald sie in der Luft seien.

D.B. Cooper - Boeing 727 Hecktür
Eine Besonderheit des Typs Boeing 727-100 ist die Tür am Heck.
Foto © Piergiuliano Chesi / Wikipedia

Ein Beamter der nationalen Flugsicherheitsbehörde wollte sich mit Cooper persönlich an Bord des Flugzeugs austauschen. Doch der Entführer lehnte die Anfrage ab. Schließlich kam es zu einer Verzögerung bei der Betankung. Wegen einer Dampfsperre blockierte der Pumpmechanismus am Kraftstofftanklastzug. Cooper wurde misstrauisch. Aber er erlaubte, dass ein Ersatztanklastzug vorfuhr und die Betankung fortsetzte. Schließlich folgte noch ein dritter Wagen, nachdem der zweite leer gepumpt war.

Niemals fliegt man so ganz allein

Gegen 19.40 Uhr startete die 727 zu ihrem Flug Mexiko City via Reno. Zeitgleich stiegen zwei F-106-Kampfjets von der nahe gelegenen McChord Air Force Base in die Luft auf. Sie verfolgten das Verkehrsflugzeug außerhalb des Sichtfelds von Cooper. Ein Kampfjet hielt sich auf gleicher Höhe hinter der Boeing, der andere Flieger blieb unterhalb des Jumbos. Außerdem nahm auch noch eine Lockheed T-33 von der Nationalgarde die Verfolgung auf. Allerdings musste diese Maschine an der Grenze von Oregon und Kalifornien wegen Treibstoffmangels abdrehen.

Nach dem Start forderte Cooper die Stewardess Mucklow auf, sich zum Rest der Crew ins Cockpit zu begeben. Sie sollte die Tür verschlossen halten. Mucklow kam der Aufforderung nach und bemerkte im Weggehen, wie sich Cooper etwas um die Taille band.

Der Sprung

Um ca. 20.00 Uhr blinkte ein Warnlicht im Cockpit auf. Es zeigte an, dass jemand die rückwärtige Treppe an der Boeing betätigt hatte. Über die Intercom-Funkverbindung bot die Crew Cooper ihre Hilfe an, was dieser ablehnte. Die Besatzung bemerkte bald darauf eine Veränderung des Luftdrucks – ein Hinweis darauf, dass die hintere Tür endgültig offen war.

Gegen 20.13 Uhr spürte die Crew, dass sich das Heck des Flugzeugs plötzlich nach oben bewegte. Der Pilot musste die Maschine nachtrimmen, um das Flugzeug wieder in den Horizontalflug zu bringen. Um 22.15 Uhr landeten Scott und Rataczak die 727 schließlich auf dem Flughafen von Reno. Die Treppe war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor ausgefahren.

Keine Spur von Cooper

Die Maschine wurde sofort von FBI-Agenten, Staatspolizisten und Kräften der örtlichen Polizei umstellt. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt sagen, ob sich Cooper nicht möglicherweise doch noch an Bord befand. Eine Reihe von Beamten betrat mit gezückten Waffen das Flugzeug. Doch die Suche verlief ergebnislos. Dan Cooper war offensichtlich mit dem Geld aus dem Flieger gesprungen.

 

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