Georgia Weckler

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Die 8-jährige Georgia Weckler wurde zuletzt am 1. Mai 1947 gegen 15.30 Uhr in der Nähe der elterlichen Farm in Fort Atkinson, Wisconsin, gesehen. Eine Nachbarin hatte sie von der Oakland Center Schule in ihrem Auto mitgenommen und an der Einfahrt zu ihrem Elternhaus abgesetzt. Von dort hatte Georgia allerdings noch einen Fußweg von rund 750 Metern bis zum Farmgebäude zurückzulegen. Georgia Weckler erzählte der Nachbarin auf der Heimfahrt, dass sie vielleicht noch in den Wald gehen würde, um ein paar Blumen zu pflücken.

Normalerweise legte Georgia den Schulweg wie ihre Geschwister mit dem Fahrrad zurück. Doch an diesem Tag hatte es geregnet und die Wege waren matschig. Deshalb hatte der Vater die drei Kinder am Morgen mit dem Auto zur Schule gefahren. Georgia hatte eine halbe Stunde früher Schulschluss als ihre älteren Geschwister und hatte dankbar das Angebot der Nachbarin angenommen, die ihre eigene Tochter an der Schule abgeholt hatte.

Die Nachbarin beobachtete noch, dass Georgia Weckler ein Bündel Briefe aus dem Briefkasten an der Straße herausnahm und den Weg in Richtung Elternhaus einschlug. Dort kam sie jedoch nicht an. Auch die Briefe, die sie bei sich trug, wurden niemals gefunden. Georgias Mutter war an dem Nachmittag zunächst nicht besorgt, als ihre jüngste Tochter nicht auftauchte. Sie nahm an, dass sie mit ihrem Vater heimkehren würde. Doch als dieser gegen 18.00 Uhr ohne Georgia zu Hause eintraf, machten sich die Eltern auf die Suche nach der verschollenen Tochter und verständigten schließlich die Polizei.

Ed Gein - Georgia Weckler
Georgia Weckler 1947

Mehrere Zeugen melden sich

Es meldeten sich daraufhin mehrere Zeugen. Ernie Simdon berichtete, dass ihm gegen 15.40 Uhr eine schwarze Ford-Limousine aufgefallen sei. Zu diesem Zeitpunkt sei er auf dem Highway 12 in Richtung Fort Atkinson unterwegs gewesen. Der Wagen sei vor ihm aus einem Feldweg auf die Landstraße eingeschert. Er glaube, dass es sich dabei um den Weg gehandelt habe, der zur Weckler-Farm führe. Später fand die Polizei an der Stelle, die Simdon beschrieben hatte, tiefe Reifenabdrücke. Es wirkte so, als hätte der Fahrer den Ort mit hoher Geschwindigkeit verlassen.

Gegen 15.50 Uhr hatte ein Lehrer der Ives Schule, die sich rund vier Kilometer südwestlich vom Haus der Wecklers befand, ein Auto beobachtet, das sehr langsam an der Schule vorbeigefahren war. Der Lehrer verließ den Klassenraum und ging vor die Tür. In diesem Moment beschleunigte das Fahrzeug und fuhr davon. Die Beschreibung des Wagens deckte sich mit Simdons Schilderung: ein dunkler, viertüriger Ford, vermutlich Baujahr 1936 mit einem Scheinwerfer aus grauem Plastik und einem Reservereifen am Heck. Die Augenzeugen beschrieben den unbekannten Fahrer übereinstimmend als jungen Mann zwischen 20 und 25 Jahren mit blonden Haaren.

Einem dritten Zeugen war gegen 16.00 Uhr ein älteres Fahrzeug an der Post in Fort Atkinson aufgefallen. Der Wagen hatte dort geparkt und ein Mann und eine Frau waren ausgestiegen. Das Paar überquerte bereits die Straße, als ein kleines Mädchen auf dem Rücksitz des Autos zu schreien begann: »Lasst mich raus! Ich will nach Hause!« Laut dem Zeugen sei der Mann zum Wagen zurückgekehrt und habe sich in den Wagen gebeugt. Er habe das Kind entweder geschlagen oder ihm etwas über den Kopf gezogen. Der Vorfall war auch von zwei weiteren Augenzeugen beobachtet worden. Die Beschreibung des Mädchens ähnelte Georgia Weckler. Die Polizei konnte den Fahrzeughalter jedoch niemals ermitteln.

Zunächst gingen die Ermittler davon aus, dass Georgia das Opfer einer Entführung geworden war. Ihr Vater war im Staatsdienst tätig und in der Gegend eine bekannte Persönlichkeit. Kurioserweise hatte Georgia mehrfach vor ihrem Verschwinden Bemerkungen gemacht, dass sie Angst davor habe, entführt zu werden. Doch die Tage verstrichen, ohne dass eine Lösegeldforderung bei den Eltern eintraf. Die Polizei musste nun annehmen, dass Georgia Weckler einem Sexualstraftäter zum Opfer gefallen war. Doch die Beamten tappten vorläufig völlig im Dunkeln, wer der Gesuchte sein könnte.

Geständnis eines verurteilten Mörders und Vergewaltigers

Im Herbst 1947 wandte sich dann ein Gefängnisinsasse an die Ermittler im Vermisstenfall Weckler. Buford Sennett war ein verurteilter Vergewaltiger und Mörder, der kurz zuvor seine Haftstrafe angetreten hatte. Er behauptete, er habe Georgia Weckler zusammen mit einem Komplizen, dessen Namen er nicht nannte, entführt, um Lösegeld zu erpressen. Er habe dem Mädchen einige Schlaftabletten verabreicht, um sie ruhigzustellen. Dabei habe er versehentlich eine zu hohe Dosis gewählt, woran Georgia schließlich verstorben sei.

Senett sagte weiterhin aus, er habe ihre Leiche in den Blue River nahe der gleichnamigen Stadt geschmissen. Die Polizei suchte daraufhin den Fluss ab, ohne eine Spur von Georgia Weckler zu finden. Eine Bekannte von Senett gab der Polizei den Tipp, sich in einem Waldgebiet umzuschauen, wo sich der Mörder vor seiner Festnahme versteckt gehalten habe. Sie habe beobachtet, wie Senett dort den Leichnam des vermissten Mädchens verbrannt habe. Die Beamten entdeckten an dieser Stelle tatsächlich Asche. Aber die Untersuchungen im Kriminallabor ergaben keine Anhaltspunkte, dass die Asche menschlichen Ursprungs war.

Buford Senett wurde niemals der Entführung beziehungsweise Ermordung von Georgia Weckler angeklagt. Die Polizei war sich auch nicht sicher, ob er als Täter überhaupt infrage kam. Senett selbst widerrief sein Geständnis und beteuerte, nichts mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun zu haben. Er habe sich im Herbst 1947 nur wichtig machen wollen und auf einen Deal mit den Behörden gehofft. Senett wurde 1974 auf Bewährung entlassen, 1987 aber erneut wegen des sexuellen Missbrauchs zweier Mädchen zu einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren verurteilt. 2008 verstarb er.

Ed Gein unter Verdacht

Der Fall Georgia Weckler geriet erneut in die Schlagzeilen, als die Behörden 1957 Ed Gein verhafteten. Gein hatte 1947 einen schwarzen Ford Baujahr 1937 gefahren. Einen ähnlichen Wagen hatten die Zeugen nahe dem Tatort wahrgenommen. Doch die Täterbeschreibung passte nicht auf Gein, der damals bereits 41 Jahre alt war. Außerdem waren seine beiden nachweislichen Mordopfer Frauen um die 60, die er sofort umgebracht hatte, sobald er ihnen gegenübertrat. Es war also wenig plausibel, dass er sich zehn Jahre zuvor ein weitaus jüngeres Opfer ausgesucht hatte und dabei einen völlig anderen Modus Operandi angewandt hatte.

Neue Untersuchung 2013

2013 kam nochmals neue Bewegung in den nach wie vor ungeklärten Fall Georgia Weckler. Ein 82-jähriger Mann namens Norman Weitzel aus Edgerton meldete sich bei den Behörden des Rock County. Er sagte aus, dass er im Juli 1947 gemeinsam mit einem Freund in einem Waldstück Beeren gepflückt habe. Damals sei er 16 gewesen. Sie seien dabei über ein frisch ausgehobenes Stück Erde gestolpert. Die besagte Stelle habe in etwa die Größe eines Grabes gehabt. Plötzlich sei ein Mann aus dem Gebüsch hervorgetreten. Er habe sie angebrüllt, dass sie sich von seinem Grund und Boden scheren sollten. Er und sein Freund seien davongerannt.

Weitzel behauptete, den Mann lediglich vom Sehen gekannt zu haben. Er sei ihm gelegentlich in der Kirche der Nachbargemeinde Janesville aufgefallen. Er habe aber keine Ahnung, ob an dieser Stelle wirklich eine Leiche vergraben gewesen sei. Doch da ihm der Fall Weckler bekannt war, habe er irgendwann eins und eins zusammengezählt. Die Polizei überprüfte mehrere Tage lang das Areal, das Weitzel beschrieben hatte. Die Suche blieb jedoch ohne Erfolg.

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