Der »Billionaire Boys Club« – Joe Hunt

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Anfang der 1980er Jahre zieht Joe Hunt mit dem »Billionaire Boys Club« einen gewaltigen Anlagebetrug auf. Die Kinder reicher Eltern bilden seine Drückerkolonne. Er blendet sie mit Statussymbolen, einem Yuppie-Lifestyle und pseudo-philosophischem Geschwurbel. Über allem steht der Profit. Dafür geht Joe Hunt sogar über Leichen. Und das ist bei ihm nicht bloß als Redensart zu verstehen.

Biografie Joe Hunt

Joseph Gamsky alias Joe Hunt kam 1959 in Los Angeles zur Welt. Schon frühzeitig war klar, dass der Sohn von Kathy und Larry Gamsky hochbegabt war. Eine Lehrerin von Joe beschrieb ihren ehemaligen Schüler als einen der aufgewecktesten Schüler, den sie jemals unter ihren Fittichen hatte. Joseph Gamsky wirkte für sein Alter ungewöhnlich reif und blieb bereits als Kind selbst in Stresssituationen extrem ruhig.

Dass der Junge weit überdurchschnittlich intelligent war, merkte man spätestens, wenn man sich mit ihm unterhielt. Gamsky zeichnete als Schüler eine außergewöhnliche Sprachgewandtheit aus. Mit dieser naturgegebenen Zungenfertigkeit gab er sich nicht zufrieden. Er fertigte Wortlisten an, um sich für jeden Begriff unzählige Synonyme einzuprägen. Er wollte nicht nur gut, er wollte perfekt sein. Sein schier unerschöpflicher Wortschatz hinterließ bleibenden Eindruck bei seinen Gesprächspartnern – eine Fähigkeit, von der er später als Erwachsener profitieren sollte. Joseph Gamsky war der geborene Verkäufer.

Gewinnen um jeden Preis

Wer wollte, konnte aber hinter all der Brillanz auch Charakterschwächen ausmachen. So war Joseph Gamsky außerordentlich viel daran gelegen, bei anderen Menschen Eindruck zu schinden. Der zur Selbstverliebtheit und Arroganz neigende Junge legte frühzeitig ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken an den Tag. Da er von der Außenwelt als Perfektionist wahrgenommen werden wollte, musste er um jeden Preis gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, scheute er nicht davor zurück, zu schummeln oder zu lügen, wenn es ihm nötig erschien. Und gerne bauschte er ein bescheidenes Erfolgserlebnis dank seiner rhetorischen Fähigkeiten zu einer wahren Heldentat auf. Diese Aufschneiderei sollte zu seinem Markenzeichen werden.

Der Vater trug sein Scherflein dazu bei, dass Joes Charakterfehler prächtig gedeihen konnten. Larry Gamsky war der Auffassung, dass Begabung ein nettes Zubrot sei, aber nicht das Wesentliche auf dieser Welt, um im Leben voranzukommen. Entscheidend waren aus seiner Sicht die richtigen Beziehungen und das dazu passende Image. So schickte er seinen Sohn auf eine prestigeträchtige Privatschule, obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte. Auf der »Harvard School« waren die Kinder der Hollywoodgrößen und des Geldadels von Los Angeles zu Hause. Dieses Umfeld sollte sich tatsächlich als prägend für Gamskys Sohn erweisen. Joseph Gamsky strebte in seinem Leben nur eines an: So zu werden wie diese Kids. Der Schlüssel dazu war Geld. Viel Geld.

Billionaire Boys Club - Joe Hunt - Elternhaus
Elternhaus von Joe Hunt

Der Vater wusste auch hier Rat: Der Glaube versetzt Berge. Larry Gamsky arbeitete für ein Hypnoseinstitut, das Entwöhnungsprogramme für Raucher anbot. Er lehrte seinen Sohn die Grundzüge der Suggestion und Selbstprogrammierung. Joe wusste dieses Rüstzeug später für seine Zwecke einzusetzen.

Aus Joseph Gamsky wird Joe Hunt

Nach Abschluss der High School schickte Larry seinen Sohn auf eine Wirtschaftshochschule. Mit 19 legte er dort die Prüfung zum amtlich zugelassenen Buch- und Rechnungsprüfer ab. Schneller hatte das noch kein Student der Schule geschafft. Wie üblich schmückte Joseph Gramsky das Ganze mit erfundenem Beiwerk aus. Er erzählte jedem, er sei der jüngste Absolvent in der Geschichte des Staates Kalifornien, dem dieses Kunststück gelungen sei.

1980 ließen sich Joes Eltern scheiden. Larry Gamsky zog nach Chicago und legte sich einen neuen Namen zu: Ryan Hunt. Das hatte Klasse. Das klang nach »Mayflower«, Neuengland und Reichtum. Joseph Gamsky eiferte seinem Vater nach und nannte sich von nun an Joe Hunt. Sein Vater hatte die Namensänderung auf legalem Wege beantragt. Joe hingegen war der Papierkram zu lästig. Er lebte in den kommenden Jahren einfach unter falschem Namen.

Warentermingeschäfte

In Chicago ergatterte Joe Hunt einen Job als Broker an der Börse. Das würde sein Ticket zum Reichtum sein. Er spezialisierte sich auf Warentermingeschäfte. Ein hochriskanter Handel, der jedoch die Aussicht auf rasche und hohe Gewinne bot. Genau die Kragenweite von Joe Hunt. Und der freche, unerschrockene Jungbroker spielte das Spiel zunächst gut. Er machte unter dem Strich Gewinne.

Die Kollegen wurden auf den Newcomer aufmerksam. Joe Hunt schmeichelte die Aufmerksamkeit. Er musste seinen Kollegen nun unbedingt beweisen, dass er ein Gewinnertyp war. Hunt setzte größere Beträge ein und ging waghalsigere Wetten ein. Er verlor. Er ging noch höhere Risiken ein, um die Verluste wieder auszugleichen. Er ging richtig baden.

Am Ende hatte Joe Hunt 14 Millionen Dollar in den Sand gesetzt. Die Börsenaufsicht wurde auf ihn aufmerksam. Hunt hatte seine Anleger über die Risiken getäuscht und anderweitig gegen die Regeln verstoßen, um seine Verluste zu kaschieren. Joe Hunt war raus aus dem Spiel. Die Börsenaufsicht entzog ihm die Brokerlizenz für die Dauer von zehn Jahren.

Rückkehr nach Los Angeles

Hunt kehrte nach zwei Jahren Chicago wieder zurück nach Los Angeles. Er hatte gerade noch vier Dollar in der Tasche. Doch Hunt war nicht der Typ, der eine Niederlage akzeptierte. Er traf seine Schulfreunde Dean Karny und Ben Dosti wieder, die ihn immer schon bewundert hatten. Sie hatten fasziniert zugehört, wenn er ihnen von seinen Erfolgen an der Chicagoer Börse vorgeschwärmt hatte. Nun musste er ihnen sein Scheitern erklären. Er erledigte das auf seine Art.

Joe Hunt erzählte seinen Freunden, sein Erfolg habe Neider auf den Plan gerufen. Er sei den alteingesessenen Brokerfirmen aufgrund seiner unkonventionellen Strategien ein Dorn im Auge gewesen. Sie hätten die Börsenaufsicht geschmiert und ihn eiskalt abserviert. Aber er würde es diesen fetten, alten Bonzen heimzahlen. So leicht lasse er sich nicht unterkriegen. Und er wisse auch schon, wie er sich rächen könne.

Der Investmentclub

Dean Karny und Ben Dosti hörten gebannt zu, als Joe Hunt ihnen seinen Geschäftsplan präsentierte. Er hatte vor, einen Investmentclub zu gründen. Normalerweise ist ein Investmentclub so etwas wie die aufgemotzte Version eines Sparclubs. Die Mitglieder zahlen ein paar Tausender Grundeinlage ein und berappen jeden Monat einen festgesetzten Sparbetrag. Dann wird basisdemokratisch darüber abgestimmt, wie der Club dieses Geld anlegt.

Joe Hunt hatte anderes Sinn. In dem Klub würde nur einer entscheiden, was mit dem Geld passierte: er selbst. Im Prinzip wollte Hunt einen Investmentfonds aufziehen ohne all die lästigen Kontrollen durch staatliche Behörden und unabhängige Wirtschaftsprüfer. Um aber an das Geld heranzukommen, brauchte er Jungs wie Karny und Dosti. Sie stammten aus reichen Familien und verfügten über Kontakte zu einem Netzwerk, zu dem Hunt ansonsten keinen Zutritt gehabt hätte.

Nun musste er diese »Jungs«, wie er sie beharrlich nannte, auf seine Seite ziehen, damit sie sich für ihn ins Zeug legten. Als Hunts Schwindel eines Tages aufflog und das Ausmaß seiner Verbrechen bekannt wurde, fragten sich die Beobachter: Wie konnten die jungen Menschen bloß auf diesen Blender hereinfallen? Sie waren gebildet, stammten aus wohlbehüteten Familien und hatten nicht die geringsten finanziellen Sorgen. Warum fielen sie auf Hunts Lügenkonstrukte herein, die unmöglich stimmen konnten? Noch schwieriger war für die Öffentlichkeit nachzuvollziehen: Weshalb wendeten sie sich nicht sofort von Hunt ab, sobald sie durchschauten, was gespielt wurde?

Kinder aus reichem Elternhaus

Joe Hunt war mit den Kids aus reichem Elternhaus seit seiner Schulzeit vertraut. Er kannte sie in- und auswendig. Er wusste über ihre Sehnsüchte ebenso wie über Ängste Bescheid. Dieses Wissen nutzte er schamlos aus, um sie in seinem Sinne zu manipulieren. Die größte Sorge dieser jungen Erwachsenen war, dass sie eines Tages als nichtsnutzige Schmarotzer vor ihren Eltern daständen, die für ihren Wohlstand nie gearbeitet hatten.

Joe Hunt bot ihnen scheinbar eine Perspektive. Unter seiner Anleitung konnten sie selbst ein Vermögen aufbauen. Sie würden ihren Eltern damit beweisen, dass sie würdig waren, das Familienerbe anzutreten. Wie sie dahin gelangten? Joe Hunt skizzierte ihnen einen Plan, wie man mit Warentermingeschäften schnell Reichtümer anhäufte. Seine Insiderkenntnisse beeindruckten Karny und Dosti.

Der »Billionaire Boys Club«

Die Mitglieder des Investmentclubs sollten ausschließlich aus reichen, angesehenen Familien kommen. Das würde dem Club einen elitären Touch verleihen. Die Anleger standen auf elitär. Joe Hunt hatte sich auch bereits einen Namen für das Unternehmen überlegt: BBC. Die Inspiration war ein Restaurant in Chicago, welches Hunt häufiger aufgesucht hatte und das sich »Bombay Bicycle Club« nannte. Bald stand das Kürzel BBC für drei sehr viel passendere Worte: »Billionaire Boys Club«.

Den drei jungen Männern in ihren schicken Anzügen fiel es nicht schwer, rasch Freunde und Bekannte für ihren exklusiven Klub zu gewinnen. Hunts Kalkül ging auf. Die neuen Mitglieder warben Investoren aus ihrem direktem Umfeld an. Die Kassen des Investmentclubs füllten sich. Der »Billionaire Boys Club« war am Start.

Die Macht der Statussymbole

Hunt zahlte seinen Mitarbeitern kein wirkliches Gehalt. Die zukünftigen Börsenstars erhielten von ihren Eltern regelmäßig Schecks und vertrauten auf Hunts Versprechen, eines Tages fette Provisionen auf das vermittelte Anlagevermögen zu erhalten. Joe Hunt hielt seine »Jungs« anderweitig bei Laune. Er kaufte ihnen schicke Dinge, beglich die Rechnung fürs Abendessen in einem teuren Lokal, schmiss ausgefallene Partys und drückte ihnen zuweilen dicke Geldscheinbündel in die Hand, die er immer zusammengerollt in seiner Jacke mit sich herumtrug.

Joe Hunt schuf bei seinen »Jungs« ein tiefes Verlangen nach Statussymbolen: Schicke Wagen, schöne Models als Freundinnen, Luxuswohnungen, eine Rolex oder ein Armani-Anzug für 4.000 Dollar. Joe Hunt verhielt sich wie ein wohltätiger Vater zu ihnen, indem er ihnen das eine oder andere davon besorgte. Um Teil dieses Jetset-Lebens zu bleiben, würden sie ihm bedingungslos folgen.

Lange bevor das Wort »Yuppie« zum Bestandteil des allgemeinen Wortschatzes wurde, führten die Mitglieder des »Billionaire Boys Club« ein entsprechendes Leben. Sie fielen selbst in einer Metropole wie Los Angeles auf und gehörten bald zur angesagtesten Szene der Stadt. Das schmeichelte den Jungs ungemein.

Die »Paradox-Philosophie«

Joe Hunt beließ es nicht bei Taten, sondern dachte sich noch ein philosophisch angehauchtes Konstrukt aus, das die strikt materialistische Lebenseinstellung rechtfertigen sollte. Er nannte es die »Paradox-Philosophie«. Alles war eine Sache der Einstellung und Perspektive. Wie man auf etwas blickte, entschied darüber, wie man etwas wahrnahm. Weiß konnte schwarz sein, und schwarz konnte weiß sein. Das Ziel war das Wesentliche, der Weg dorthin unerheblich. Wenn man zum Erreichen eines lohnenden Ziels Dinge tun musste, die unter anderen Umständen als schlecht oder schädlich galten, dann tat man sie einfach. Denn sie waren in diesem Fall per se positiv, weil sie zu einem guten Ende führten.

Alles klar? Er hätte auch vereinfacht sagen können: Der Zweck heiligt alle Mittel. Joe Hunt besaß das notwendige Charisma, um diese simple Botschaft wie eine Offenbarung erscheinen zu lassen. Seine »Jungs« saugten jedes Wort von ihm auf, als würde Moses persönlich zu ihnen sprechen. Dann skizzierte er die konkreten Pläne und welche Formen das Unternehmen annehmen sollte. Die meisten Schlüsselbegriffe klaute er aus der Science-Fiction-Literatur, von der er ein großer Fan war.

Science-Fiction

Die Mitglieder würden nahezu autark in kleinen »Zellen« arbeiten, die nur aus wenigen Personen bestanden. Die »Zellen« würden durch einen »Nexus« verbunden sein, der die Kommunikation zwischen den unabhängigen Gruppen koordinierte. Jede »Zelle« würde ein eigenständiges »Format« entwickeln – mit anderen Worten: ein Anlageprojekt. Alle Mitglieder des Investmentclubs würden dann darüber entscheiden, ob dieses »Format« realisiert wurde. Am Ende des Prozesses stand der »Output« – der Profit, den die »Zelle« mit dem »Format« erwirtschaftete. In wessen Taschen dieser »Output« fließen sollte, darüber schwieg sich Joe Hunt aus.

BBC würde von den drei Gründern Joe Hunt, Dean Karny und Ben Dotsi geleitet werden. Sie waren die »Grauen Eminenzen«. Eine »Graue Eminenz« qualifizierte sich für die Führungsposition, weil sie – wie es der Begriff bereits ausdrückte – im Schattenbereich zwischen Schwarz und Weiß operierte. Die »Graue Eminenz« hatte die Paradox-Philosophie verinnerlicht. Sie würden tun, was immer notwendig war, um die »Unternehmensphilosophie« zu schützen. Sollte es innerhalb des Unternehmens zu Disputen kommen, würden die »Grauen Eminenzen« eine Entscheidung fällen.

Keine Moral

Der »Billionaire Boys Club« wollte mehr als bloß ein Arbeitgeber sein. Joe Hunt vermittelte seinen »Jungs« das Gefühl, Teil einer verschworenen Bruderschaft zu sein. Bevor Hunt Neumitglieder in den erlauchten Kreis aufnahm, unterzog er sie einem Test. Eine der typischen Testfragen lautete wie folgt: »Stellen Sie sich vor, Sie bekämen eine Million Dollar gezahlt, wenn Sie eine bestimmte Person umbringen würden. Würden Sie es tun?«

»Nein, ganz sicher nicht.«

»Und wenn nun Ihr Leben davon abhinge, die Million zu bekommen?«

»Nein, auch dann nicht.«

»Und wenn es der einzige Weg, wäre, um das Leben Ihrer Mutter zu retten?«

»Also … ja, dann wohl schon.«

»Dann können Sie nicht für sich in Anspruch nehmen, dass für Sie eine moralische Linie existiert, die Sie niemals überschreiten würden.« Wenn es keine absoluten moralischen Werte gebe, so argumentierte Joe Hunt weiter, dann hingen alle Entscheidungen lediglich davon ab, dass man genügend an sein Ziel glaube.

Teure Fassade

Joe Hunt hatte eine Vision, so verkaufte er es zumindest seinen »Jungs«. Eines Tages würde er ein riesiges Anwesen für den »Billionaire Boys Club« schaffen, in dem alle Mitglieder gemeinsam arbeiten und leben würden – wie eine Familie. Um den Traum zu verwirklichen, musste sich der »Billionaire Boys Club« jedoch zunächst in ein hochprofitables Unternehmen verwandeln. Davon war die Firma momentan noch weit entfernt.

Billionaire Boys Club - Büro - Wells Fargo Building
Bürogebäude des „Billionaire Boys Club“

Hunts Idee, durch die richtigen Mitglieder seines Clubs eine zahlungskräftige Kundschaft anzusprechen, funktionierte zwar. Die Anwerbung hatte jede Menge Anlagevermögen in die Kassen gespült. Aber eine wirklich vielversprechende und einzigartige Anlagestrategie hatte Hunt nicht in petto. Er probierte es zu Beginn mit Warentermingeschäften, mit denen er sich am ehesten auskannte. Wegen seiner schmerzlichen Erfahrungen in Chicago setzte er zunächst auf wenigere riskante Varianten und vermehrte das Geld.

Natürlich übertrieb er in den Schilderungen seinen Erfolg maßlos. Das Ergebnis war, dass seine »Jungs« noch mehr an ihn glaubten. Er war ihr Börsenguru, der sie ins Gelobte Land führen würde. Sie überzeugten naive Anleger, weiteres Geld nachzuschießen. Der Haken an der Sache war, dass bei diesen Geschäften nicht genügend Rendite hängen blieb, um einen Laden, wie ihn Hunt aufgezogen hatte, auf Dauer zu finanzieren.

Gemäß dem Familienmotto der Gamskys/Hunts »Image ist alles« hatte er teure Geschäftsräume im Wells Fargo Gebäude angemietet. Er erzählte den Investoren, dass der »Billionaire Boys Club« gerade irrsinnig viel Geld scheffeln würde. Aus steuerlichen Gründen wären sie gezwungen, die Einnahmen zu investieren, sonst käme die satten Profite ja nur dem Staat zugute. In Wahrheit hoffte Hunt, mit dem edlen Ambiente neue Anleger und sonstige Geschäftspartner zu blenden.

Heiße Luft

Wenn potenzielle Investoren die Büros des »Billionaire Boys Club« betraten, empfing sie geschäftiges Treiben. Alle Mitarbeiter waren unglaublich busy, die Telefone bimmelten in einem fort, die Faxe spuckten Papier um Papier aus. Was sie nicht ahnten: Das war alles nur Show. Denn in Wirklichkeit riefen sich die Mitarbeiter gegenseitig an oder schickten sich Faxe zu, um sich den Anschein von Geschäftigkeit zu geben.

Abgesehen von den gelegentlichen Werbeversuchen bei Verwandten und Bekannten hatten die »Jungs« kaum etwas zu tun. Oder wie es eine Sekretärin des BBC umschrieb: »Das waren reiche Bengel, die die Businessanzüge ihrer Papis auftrugen und den ganzen Tag Manager spielten. Nichts als heiße Luft.«

Das teure Büro verschlang aber jeden Monat eine ordentliche Stange Geld, ebenso wie die opulenten Abendessen, die ausschweifenden Partys und die Fahrzeugflotte, bestehend aus Luxusmodellen der Marken BMW und Mercedes, die Hunt für den »Billionaire Boys Club« angeschafft hatte. Joe Hunt bediente sich längst beim Anlagevermögen, um die Rechnungen zu begleichen.

Dass diese Art der »Finanzstrategie« nicht lange gut gehen konnte, war selbst einem skrupellosen Lügner wie Hunt klar. Er brauchte dringend frisches Geld. Da lief ihm Ron Levin über den Weg. Man weiß gar nicht, wer von beiden in dieser Auseinandersetzung zweier ausgekochter Ganoven seinen Meister fand. Nur eines steht fest: Levin kostete die Begegnung am Ende das Leben.

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