Das Valentinstag-Massaker

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Mauerschicksale

Zwischen 1930 und 1967 blieb die Garage im Besitz verschiedener Speditions- und Umzugsfirmen. Bei Umbauarbeiten fand ein Nachbesitzer in der Decke oberhalb der Mauer, an der die sieben Männer starben, noch eine Art Geheimtür. Die Polizei schaute sich die Stelle genau an. Doch scheinbar diente das kleine Kabuff nur als weiteres Versteck für Alkohol. Einen Zusammenhang mit dem Valentinstag-Massaker konnten die Beamten nicht herstellen.

Dann musste das alte Gebäude der Stadterneuerung weichen. Die Garage 2122 North Clark Street wurde 1967 abgerissen. Das Grundstück nutzt man nun als Parkplatz für ein Altersheim. Es gibt bekanntlich für alles einen Markt. So auch für Mauersteine, vor denen sieben Menschen kaltblütig niedergemetzelt wurden.


Von dem Schauplatz des berühmten Verbrechens ist nur eine Grünfläche und ein Parkplatz zurückgeblieben. Dort stand nämlich ursprünglich die Garage. Der Spähposten der Mörder war im Übrigen auf der linken Seite (4 Häuser weiter, das Gebäude mit der hohen Treppe).

 

Das Urinal

Der kanadische Geschäftsmann George Patey ersteigerte die Steine bereits 1967. Er überbot dabei drei oder vier Mitbewerber. Der Kaufpreis ist allerdings bis heute ein Geheimnis geblieben. Patey ließ die berüchtigte Wand Ziegel für Ziegel abtragen, jeden der 414 Mauersteine nummerieren und nach Kanada verfrachten.

Ursprünglich lautete der Plan von George Patey, die Wand einem Restaurantbesitzer aufzuschwatzen. Dieser hielt die Dekorationsidee jedoch für eher geschäftsschädigend. Also verwendete Patey die Mauer für einen Nachtklub, den er 1971 selber in Vancouver eröffnete. Der »Banjo Palace« ahmte das Design der wilden Zwanziger nach.

Die Mauer aus dem Lagerhaus in Chicago erhielt ihren »Ehrenplatz« auf der Herrentoilette. Sie bildete die Rückwand des Urinals und war zum Schutz mit einer Scheibe aus Plexiglas versehen. Die Gäste konnten vor dem Urinal auf die Einschusslöcher in der Mauer zielen. Dies behauptete zumindest George Patey 2001 in einem Interview mit einem argentinischen Journalisten.

Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht? Man weiß es nicht. Laut Patey seien auch James Stewart und Robert Mitchum unter seinen Gästen gewesen. James Stewart. Robert Mitchum. Vancouver. »Banjo Palace«. Nee, is‘ klar.

Ein unvollständiges Erbe

Auch über das weitere Schicksal der berüchtigten Mauer gibt es widersprüchliche Angaben. 1978 berichtete das »Time Magazine«, Patey habe die Mauer in einem Wachsfigurenkabinett ausgestellt. Mit Wachsfiguren habe man die berühmte Erschießungsszene nachgestellt. Immerhin druckte die Zeitschrift ein Beweisfoto ab.

Dann verschwanden die Steine bis 1997 in einem Lager. Ab diesem Zeitpunkt nahm George Patey Verhandlungen mit einem Internetauktionshaus namens Jet Set On The Net auf. Der Deal platzte jedoch wegen Unstimmigkeiten.

1999 setzte Patey dann eine eigene Webseite auf und verkaufte die Mauer Stück für Stück. Er schlug ungefähr 100 Einzelsteine los. George Patey verstarb am 26. Dezember 2004. Die verbleibenden 300 Steine vererbte er einer Nichte. Sie verkaufte die Mauer dann an ein Museum in Las Vegas, das am 14. Februar 2012 eröffnete und dem Thema Gangster der Prohibitionszeit gewidmet war.

Die Wand, an der sieben Menschen starben, ist nun zwar nicht mehr komplett, aber zumindest bestehen bis heute keine Zweifel an ihrer Echtheit.

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