(6) Susan Atkins

2

Am 6. November war Susan Atkins erneut zum Plaudern aufgelegt. Dieses Mal erwähnte sie gegenüber Virginia Graham die rätselhaften Morde an Sharon Tate und ihren Gästen, über die nach wie vor ganz Los Angeles sprach. »Du ahnst, wer es war, oder?«, fragte Atkins. Graham schüttelte verwirrt den Kopf. »Du sitzt ihr direkt gegenüber.«

Graham wusste nicht, was sie von diesem Geständnis halten sollte. Meinte Atkins das ernst? Oder wollte sie sich nur wichtigmachen? Graham fragte sie, warum sie die Morde begangen habe. »Weil wir ein Verbrechen verüben wollten, das die Welt schockierte. Wo die Leute gar nicht anders konnten, als hinzusehen.«

Atkins erzählte weiter, sie hätten das Polanski-Haus ausgesucht, weil es so abgeschieden gelegen habe. Ihnen seien die Besitzer bekannt gewesen. Aber eigentlich habe es keine Rolle gespielt, wer sich konkret in der Tatnacht im Haus aufgehalten habe.

Komplizen

Atkins hatte die Tat offenbar nicht alleine verübt. Graham wollte wissen, wer ihre Komplizen gewesen waren. Sie seien zu viert gewesen, sagte Atkins. Drei Frauen und ein Mann. Sie hätten ihre Instruktionen direkt von Charles Manson erhalten.

Als sie zum Tor gekommen seien, habe der Mann im Team die Telefonleitung gekappt. Im nächsten Moment sei ihnen ein Fahrzeug entgegenkommen, das das Gelände habe verlassen wollen. Sie hätten den Fahrer töten müssen, weil er sie beobachtet habe. Dann seien sie ins Haus marschiert.

Im Wohnzimmer saßen ein Mann und eine Frau. Die Frau im Sessel las ein Buch. Ihre Begleiter hielten die beiden in Schach. Atkins ging nach oben. Im Schlafzimmer habe sie Sharon Tate und Jay Sebring vorgefunden. Tate und Sebring saßen auf dem Bett und unterhielten sich.

Sie habe ein präpariertes Seil dabei gehabt, dessen Enden jeweils mit einer Schlinge versehen waren. Diese habe sie Tate und Sebring schnell über den Kopf gezogen. Sobald sich die beiden bewegten, drohten sie, sich gegenseitig die Luft abzuschnüren.

Frykowski habe dann versucht, zur Haustür zu fliehen. Atkins behauptete, sie habe drei oder vier Mal auf ihn eingestochen. »Er blutete wie ein Schwein und lief dennoch weiter. Er brüllte um Hilfe. War das zu glauben? Wer sollte ihm denn noch helfen? Wir haben ihn dann kaltgemacht.«

Der Tod von Sharon Tate

»Tate starb als Letzte«, sagte Atkins. Sie lachte, als sie beschrieb, wie die werdende Mutter sie angefleht hatte. Atkins äffte sie nach: »Bitte, lasst mich am Leben. Bitte, bitte. Ich will nicht sterben. Lasst mir mein Kind. Oh Gott, mein Baby. Es hat euch doch nichts getan. Lasst mich doch mein Baby zur Welt bringen.«

Sie habe daraufhin Sharon direkt in die Augen geblickt zu ihr gesagt: »Hör zu, Schlampe. Du bist mir so was von scheißegal. Mir ist auch dein Baby völlig egal. Mach dich lieber fertig. Denn du wirst gleich sterben. Ich werde dir das Licht ausknipsen. Das macht mir nicht das Geringste aus.«

Einige Augenblicke später habe sie Tate umgebracht. Atkins sagte, als Nächstes habe sie vom Blut der toten Tate gekostet. »Wow. Was für ein abgefahrener Trip! Ich schluckte den Saft des Lebens und schmeckte den Tod auf meiner Zunge.«

Graham fragte, ob Susan Atkins wirklich nichts dabei empfunden habe, eine schwangere Frau zu töten. »Ich dachte, du hättest es kapiert. Ich habe sie geliebt. Und indem ich sie getötet habe, habe ich auch ein Stück von mir selbst getötet«, schwadronierte Atkins.

Spuren am Tatort

Sie habe ursprünglich vorgehabt, Tate das Baby aus dem Bauch herauszuschneiden. Sie hätten auch geplant, den Opfern alle Finger abzuschneiden und die Augen herauszutrennen, um sie danach an der Wand zu zerquetschen. Doch dafür habe die Zeit nicht gereicht.

In der Eile habe sie einen Fingerabdruck und ein Messer am Tatort zurückgelassen. »Doch mein Geist war stark. Er machte mich unsichtbar. Sonst hätten sie mich inzwischen längst geschnappt.« Atkins beendete ihre Geschichte mit dem Geständnis, dass sie in der folgenden Nacht auch die LaBiancas umgebracht habe. »Das war Teil des Plans. Und es werden weitere folgen.«

Embed from Getty Images
Manson Family: Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten (von links nach rechts)

Weitere Morde geplant

Sie nannte Graham die Namen von Prominenten, die von Mansons Bande als nächste Opfer auserkoren waren. Richard Burton und Elizabeth Taylor. Frank Sinatra. Steve McQueen. Tom Jones. Wer diese Menschen letztlich waren, spielte keine Rolle. Entscheidend war nur, dass alle Leute ihre Namen kannten und die Medien groß über die Morde berichten würden.

Susan Atkins schilderte detailliert, was sie diesen Opfern anzutun gedachte. Elizabeth Taylor würde sie mit einem glühenden Messer die Worte »Helter Skelter« ins Gesicht ritzen. Dann würde sie Richard Burton kastrieren, während sie Elizabeth Taylor zwang, zuzuschauen. Anschließend würde sie ihr die Augen herausmeißeln. Die Augäpfel würde sie zusammen mit Burtons Penis in eine Flasche stecken und an Eddie Fisher schicken, einen Ex-Mann von Elizabeth Taylor.

Sinatra sollte lebendig gehäutet werden, während er seiner eigenen Musik zuhören musste. Die Manson Family würde aus seiner Haut Geldbörsen nähen und in Hippie-Geschäften verkaufen. Tom Jones würde sie die Gurgel durchschneiden, aber erst nachdem Susan Atkins ihn gezwungen habe, mit ihr zu vögeln.

Erzählte Susan Atkins die Wahrheit?

Virginia Graham war immer noch nicht restlos überzeugt, dass Atkins die Wahrheit erzählte. Sie konnte die meisten Sachen in den Zeitungen aufgeschnappt haben und den Rest frei dazuerfunden haben.

Vor einigen Jahren hatte Graham das Haus der Polanski von außen gesehen. Damals hatte ein Makler einen Mieter für das Anwesen gesucht. Sie fragte Atkins nach Details hinsichtlich der Gebäudefassade aus, die man unmöglich auf den Zeitungsfotos erkennen konnte. Susan Atkins konnte die Fragen korrekt beantworten.

 

weiter zu —> (7) Weitere Zeugen

Summary
(6) Susan Atkins | True Crime Story
Article Name
(6) Susan Atkins | True Crime Story
Description
Susan Atkins plaudert im Gefängnis Details der Tate- und LaBianca-Morde aus. Die Schilderungen führen zur Verhaftung von Charles Manson
Author

2 Kommentare

  1. Hallo,
    Ich finde den Bericht über die Tate / la Bianca Morde in ihrer Ausführlichkeit sehr gut und habe schon sehr viel auf anderen Seiten im Internet über diesen Fall gelesen und mir auch so meine eigene Meinung zu den Ereignissen, speziell um den Tot von Sharon Tate gebildet.
    Ich hatte das erte mal in meiner Jugendzeit davon gehört, als es mir meine Mutter mal erzählte und da war ich so ungefähr 15, aber damals konnte ich mit dieser Geschichte wenig anfangen und habe erst im Internet Zeitalter mehr erfahren und war umso mehr schockiert von der Grausamkeit u. Brutalität der Morde.
    Ich denke mir und daß kann man aus anderen Berichten auch rauslesen, stand die Beziehung von Roman und Sharon seit Anfang an unter einem schlechten Stern und auch wenn es nach außen hin anders zu sein schien, hat er meiner Meinung nach einen schlechten Einfluß auf Sharon ausgeübt.
    Mann könnte sogar die etwas gewagte These aufstellen daß, wenn sie Roman nicht kennengelernt hätte, sie mit Sicherheit Heute noch leben wüde und auch die Übersiedlung in die USA fand ich gewagt, wenn man sich mal die Unruhigen Zeiten von damals ca. 1967 betrachtet und sie war meiner Meinung nach “ schlecht beraten “ aber darüber kann man Heute halt nur noch spekulieren was wäre wenn !
    Wenn man sich mal die ganze Vorgeschichte vor Augen führt und angefangen mit dem ersten Film von Sharon “ Eye of the Devil “ von 1965, in dem sie eine Hexe spielt und der auch gut von Roman Polanski hätte sein können bis hin zu “ Rosemary`s Baby “ von 1967
    und all die schauerlichen Ingredenzien die diese Filme enthielten mal sich vor Augen führt und wie es am Ende für Sharon Tate ausging und natürlich auch die anderen Personen, die zu Tode kamen, könnte man fast meinen, daß ihr Tod irgendwie schon vorgezeichnet war und daß all diese Ereignisse im Vorfeld, letztendlich unausweichlich dazu führen mußten.
    Es ist schon etwas seltsam, daß Sharon genau auf die brutale Art und Weise ums leben kam, wie Roman es in seinen Filmen in ähnlicher Weise dargestellt hat und in einigen Berichten war es auch nachzulesen,daß es kein Zufall sein konnte, daß Sharon genauso brutal ums leben kam und es sollte ja in den Augen der Family nach Ritualmord aussehen und Hexerei und wenn man da einen Haken schlägt zu “ Rosemary`s Baby “ dann weis ich nicht, ob alles am Ende so kommen mußte, wie es dann auch so war !
    Man hatte ja erst auch Roman unter Verdacht, daß er was mit den Morden zu tun haben könnte grad wegen seiner Filme und ob er sogar den Mord in Auftrag gegeben hatte.
    Man wußte von dem außschweifenden leben und den Partys und all den seltsamen leuten die im Hause Polanski verkehrten und bei denen sicherlich auch Drogen eine Rolle gespielt haben, obwohl es Polanski auf der Pressekonferenz nach den Morden dementiert hat.
    “ Sharon did only use Drugs “
    Ich glaube es gab im Vorfeld zu viele “ Negative “ Anzeichen, daß etwas passieren würde und gerade da, als Sharon Roman gebraucht hätte in tiefster Not war er nicht bei ihr und wer weis wie es sonst gekommen wäre !

Schreibe einen Kommentar zu Christian Würsig Antwort abbrechen

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein