»Helter Skelter« – Charles Manson und Family

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Vier niedergemetzelte Leichen in einem Haus in L.A., darunter Sharon Tate, hochschwangere Ehefrau des Filmregisseurs Roman Polanski. Aber das Massaker am Cielo Drive ist nur Teil eines Bürgerkriegs-Szenarios, das die durchgeknallten Anhänger des selbst ernannten Gurus Charles Manson befolgen. »Helter Skelter« ist der Stoff, aus dem amerikanische Albträume gewebt sind.

Charles Manson 1971
Charles Manson, Januar 1971

Gekappte Leitung

Das Erste, was ihr auffiel, war ein herabbaumelnder Telefondraht, der über dem verschlossenen Eingangstor hing. Es war 8.00 Uhr an einem Sonntagmorgen, dem 9. August 1969, als die Haushälterin Winifred Chapman das Grundstück von Sharon Tate und Roman Polanski betrat. Auf dem Weg zum Haus bemerkte sie einen weißen Rambler, der in der Auffahrt parkte. Sie hatte den Wagen nie zuvor hier gesehen.

Sie holte den Haustürschlüssel aus dem Versteck und schloss die Hintertür auf. In der Küche angekommen hob sie zunächst den Telefonhörer ab. Die Leitung war tot. Es war also tatsächlich das zerstörte Kabel der Telefonleitung gewesen, das sie draußen gesehen hatte. Was hatte das zu bedeuten?

Auf dem Weg ins Wohnzimmer bemerkte Winifred Chapman, dass die Haustür sperrangelweit offen stand. An den Wänden rote Flecken. Auf dem Boden rote Lachen. Ihr wurde speiübel. Sie realisierte plötzlich, dass dies Blut war, was sie sah.

Durch die geöffnete Tür konnte sie den Rasen erkennen. Dort lag ein Mensch. Tot. Winifred Chapman schrie entsetzt auf. Sie rannte, so schnell sie konnte, zur Hintertür hinaus, die Einfahrt hinunter. Sie kam wieder am Rambler vorbei. Sie sah noch eine Leiche. Sie lief zu den nächsten Häusern in der Nachbarschaft, die hundert Meter entfernt standen. Die hysterisch kreischende Frau hämmerte so lange gegen die Türen, bis endlich jemand reagierte.

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Das Eingangstor der Villa

Ein ordentlich gepflegter Rasen

Die ersten Beamten am Tatort waren die Officer Jerry DeRosa, William Whisenhunt und Robert Burbridge vom LAPD. Sie warfen zunächst einen Blick in den Rambler. Sie sahen einen blutüberströmten jungen Mann, der reglos auf dem Fahrersitz saß und dessen Oberkörper zur Beifahrerseite abgekippt war. Mit gezogenen Waffen durchsuchten sie die offene Garage und die übrigen Fahrzeuge darin.

Auf dem ordentlich gepflegten Rasen vor dem Hauseingang fanden die Polizisten zwei weitere Leichen. Das erste Opfer war ein etwa 30 Jahre alter Mann. Sein Gesicht war vollkommen zertrümmert, der Schädel eingeschlagen. Auch der Rest seines Körpers war mit Wunden übersät. Nicht weit von ihm lag eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die ein knöchellanges Nachthemd trug. Ihr Leichnam wies zahlreiche Stichwunden auf. Das ursprünglich weiße Hemd war unterhalb der Brüste völlig rot getränkt von ihrem Blut.

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Das Haus der Polanskis, Vordereingang

Die drei Beamten näherten sich vorsichtig dem Haus. Sie hatten keine Ahnung, was sie dort erwartete. Sie wussten nur, dass es komplett verrückt wäre, wenn sie alle drei aufgereiht wie die Osterlämmer auf dem Weg zur Schlachtbank die Tür hineinspazierten. Sie teilten sich auf. Whisenhunt und Burbridge suchten nach einem weiteren Zugang, während DeRosa die Eingangstür sicherte.

Zwei weitere Leichen

Burbridge und Whisenhunt verschafften sich schließlich über ein unverschlossenes Fenster Zutritt zum Haus. Die beiden Beamten rückten vorsichtig auf die Haustür vor. Auf der unteren Hälfte des Türblatts hatte jemand mit Blut ein Wort geschrieben – »Schwein«. Im Eingangsflur standen zwei große Reisekoffer. Auf dem Boden lagen eine Hornbrille und ein Holzstück herum. Der Holzsplitter schien von einem Waffenknauf zu stammen.

Als die Beamten das Wohnzimmer betraten, entdeckten sie zwei weitere Leichen. Zwischen einem Sessel und einem Sofa lag ein an den Händen gefesselter Mann. Über seinen Kopf war ein leerer Kissenbezug gestülpt. Um seinen Hals war ein Seil geknüpft. Das Seil war um einen Sparren an der Decke geschlungen.

Das andere Ende des Seils schnürte einer jungen blonden Frau die Luft ab, deren Leichnam sich direkt vor der Couch befand. Sie war offensichtlich hochschwanger. In ihrem Rücken und ihrer Brust waren mit bloßem Auge zahlreiche tiefe Stich- und Schnittverletzungen zu erkennen.

Ein Verdächtiger

Die Polizisten durchsuchten die übrigen Räume des Hauses sowie ein Nebengebäude, das unweit vom Tatort stand. Dort hörten sie Stimmen. Ein Hund. Schließlich eine Männerstimme. Der etwa 25-jährige Mann wirkte verschlafen, war jedoch vollkommen unverletzt. Er behauptete, William Garretson zu heißen und bei den Polanskis als Hausverwalter beschäftigt zu sein. Die Beamten legten Garretson Handschellen an und verhafteten ihn.


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»Helter Skelter« – Charles Manson und Familie
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Am Morgen des 9. August 1969 entdeckt die Haushälterin Winifred Chapman im Haus der Polanskis die Leichen von Sharon Tate und vier weiteren Opfern.
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4 Kommentare

  1. Hallo,

    die Darstellung von Sharon Tates Leichnam ist nicht korrekt. Wie so oft, werden Tatsachen und Gerüchte verdreht. Sharons Baby und somit auch ihr Bauch, waren völlig unversehrt.
    Woher ich das weiß? Nun,ich bin Autor und arbeite seit Jahren an einem Buch über Sharon Tate.
    Ich stehe daher auch mit ihrer hinterbliebenen Schwester in Kontakt. Ich habe alle Autopsieberichte etc. gelesen.
    Sharon Tate wurde mit 16 Messerstichen ( in Brust und Rücken) ermordet.

    Liebe Grüße

  2. Keine Ursache!

    Es ist erschreckend, welche Gerüchte in den letzten, knapp 50 Jahren in diesem Zusammenhang entstanden sind.
    Erst kürzlich habe ich mich mit einem amerikanichen Zeitungsverleger auseinandergesetzt, der öffentlich behauptete, dass Sharon Tate seinerzeit beide Brüste abgetrennt wurden.
    Den Artikel hat er dann ganz schnell wieder entfernen lassen.

    Im Übringen setze ich mich, ebenso wie Debra Tate dafür ein, dass Sharon nicht immer nur als Opfer dargestellt wird.
    Sie war so viel mehr als das.
    Vor allem war sie eine wunderbare Frau – ein ganz toller Mensch.

    Liebe Grüße
    Benjamin Cook

  3. Hallo Herr Cook,

    wissen sie was mit dem kleinen Hund von Sharon passiert ist? Auf ihren letzten Bildern posiert sie mit einem kleinen Hund. Darum gehe ich davon aus, dass er zum Zeitpunkt des Verbrechens auch auf dem Grundstück war. Ist dem so? Was ist mit dem Hund passiert?
    So ein unfassbares Verbrechen. Wie sind Frauen in der Lage einer hochschwangeren Frau das anzutun?

    Beste Grüße
    Caro

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