Seine erste Straftat beging John Wayne Gacy im August 1967. Das Opfer war der 15-jährige Donald Vorhees, Sohn eines »Jaycees«, mit dem Gacy befreundet war. Gacy lockte den Jungen mit der Aussicht, ihm einen Film aus seiner Pornosammlung vorzuführen. Dann füllte er ihn mit Alkohol ab. Schließlich nötigte der 25-jährige Gacy den Teenager dazu, ihn oral zu befriedigen.
In den kommenden Monaten missbrauchte er nach einem ähnlichen Schema weitere Jugendliche. Eines seiner Opfer ermunterte Gacy dazu, mit seiner Frau zu schlafen. Anschließend erpresste er den Jungen und zwang ihn zu Oralsex. Anderen erzählte er, er führe »im Auftrag der Wissenschaft« homosexuelle Studien durch und bot ihnen eine »Aufwandsentschädigung« von 50 US-Dollar an.
Ein Opfer sagt aus
Im März 1968 vertraute sich Donald Vorhees seinem Vater an. Vorhees senior schaltete sofort die Polizei ein. Man verhaftete John Gacy und klagte ihn wegen Missbrauch und Unzucht mit Minderjährigen an. Gacy stritt die Vorwürfe ab. Er verlangte, dass man ihn an einen Lügendetektor anschloss, während man ihn verhörte. Die Polizei führte den Test durch, das Ergebnis war jedoch nicht eindeutig.
John Gacy behauptete, der Vater von Donald Vorhees habe eine Intrige gegen ihn angezettelt. Gacy hatte angekündigt, sich für das Präsidentenamt der Junior Chamber International in Iowa zu bewerben. Vorhees hatte sich kritisch gegenüber der Kandidatur von Gacy geäußert. Etliche »Jaycees« hielten diese Argumentation für glaubhaft.
Nichtsdestotrotz wurde der Klage am 10. Mai 1968 stattgegeben. Die örtliche Tageszeitung berichtete über die Vorwürfe und erwähnte John Gacy namentlich. Er würde sich in einem öffentlichen Prozess verantworten müssen. Gacy erlebte in Waterloo (Iowa) sein höchstpersönliches Waterloo.
Misslungene Vertuschung
Am 30. August 1968 stiftete Gacy seinen Angestellten Russell Schroeder (18) an, Donald Vorhees eine Abreibung zu verpassen. Er hoffte, dem Jungen dadurch so viel Angst einzujagen, dass er eine Aussage vor Gericht verweigerte. Gacy drückte Schroeder zehn Dollar bar in die Hand und versprach ihm 300 weitere Dollar, sollte er erfolgreich sein. Anfang September lockte Schroeder Vorhees in einen abgelegenen Park, sprühte ihm Pfefferspray ins Gesicht und prügelte auf ihn ein.
Donald Vorhees zeigte den Vorfall umgehend bei der Polizei an. Mithilfe seiner präzisen Beschreibung ließ sich der Schläger rasch identifizieren. Die Beamten nahmen Russell Schroeder am folgenden Tag in Gewahrsam. Der Übeltäter legte ein Geständnis ab und gab den Namen seines Auftraggebers preis. Nun hatte John Gacy eine weitere Klage am Hals und den letzten Rest an Glaubwürdigkeit eingebüßt.
Der Richter ordnete eine psychiatrische Begutachtung an. John Gacy musste 17 Tage in der psychiatrischen Abteilung der staatlichen Uniklinik von Iowa verbringen. Die Ärzte diagnostizierten eine antisoziale Persönlichkeitsstörung, deren Heilungschancen sie als äußerst gering einstuften. Sie prognostizierten, dass Gacy eine dauerhafte Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellen würde. Darüber hinaus hielten sie den Patienten aber für geistig zurechnungsfähig.
Höchststrafe
Gacys Anwalt riet seinem Klienten, ein teilweises Schuldanerkenntnis abzulegen. Wenn er den sexuellen Verkehr mit einem Minderjährigen zugeben würde, würden vielleicht die weitaus schwerer wiegenderen Anklagepunkte Nötigung und Vergewaltigung fallen gelassen. Gacy willigte ein. Der Anwalt beantragte daraufhin eine Bewährungsstrafe, da sich Gacy ansonsten als vorbildlicher Bürger, Steuerzahler und Familienvater erwiesen habe.
Doch beim Gericht verfing diese Argumentation nicht. Der Richter verhängte das härteste Strafmaß, das nach der damaligen Rechtssprechung möglich war. John Wayne Gacy wurde zu zehn Jahren Haft in einer Besserungsanstalt des Staates Iowa verdonnert.
Noch am Tag der Urteilsverkündung reichte seine Frau die Scheidung ein. Sie verlangte das gesamte während der Ehe erwirtschaftete Vermögen sowie das alleinige Sorgerecht für die Kinder. Das Familiengericht entschied zu ihren Gunsten. Die Scheidung trat am 18. September 1969 in Kraft. Gacy würde seine Frau und die Kinder niemals wiedersehen.
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Weitere Kapitel zum Fall John Wayne Gacy
- »Pogo der Killer-Clown« – John Wayne Gacy Jr.
- (2) Die Fassade bröckelt
- (3) Der dickliche Sadist
- (4) Das Spiel ist aus
- (5) Leichen im Keller
- (6) Archäologische Ausgrabungen
- (7) Eine Kindheit in Chicago
- (8) Ein Mann auf dem Weg nach oben
- (9) Flecken auf der weißen Weste
- (10) Neuanfang in Chicago
- (11) Gacys erste Morde
- (12) Ein entfesselter Serienkiller
- (13) Serienmörder mit Platzproblemen
- (14) Probleme bei der Identifizierung der Leichen
- (15) Hat Gacy noch weitere Opfer getötet?
- (16) Hatte Gacy Komplizen?
- (17) Das Ende von Pogo dem Killer-Clown
- Bücher zu John Wayne Gacy
- Filme zu John Wayne Gacy