(8) Cheri Jo Bates

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Im Oktober 1969 meldeten sich Beamte des südkalifornischen Riverside Police Department bei ihren Kollegen vom Napa County, die im Fall Cecelia Shepard und Bryan Hartnell ermittelten. Sie sahen Parallelen zu einem ungeklärten Mordfall, der sich mehrere Jahre zuvor in Riverside zugetragen hatte.

Cheri Jo Bates
Cheri Jo Bates

Ein Besuch in der Bibliothek

Opfer war die 18-jährige Cheri Jo Bates, eine Erstsemestlerin am Riverside Community College, die bei ihrem Vater lebte. Am 30. Oktober 1966 wollte Cheri Jo die Bibliothek des Colleges aufsuchen, um dort zu lernen. Sie telefonierte mit einigen Freunden. Aber keiner von ihnen hatte Lust oder Zeit, sie zu begleiten. Schließlich machte sie sich am späten Nachmittag alleine auf den Weg.

Zeugen sagten später aus, dass sie den hellgrünen VW der Studentin noch um 16.30 Uhr vor dem Elternhaus gesehen hatten. Als ihr Vater um 17.00 Uhr nach Hause zurückkehrte, war der Wagen jedoch verschwunden. Er fand am Kühlschrank eine Nachricht seiner Tochter vor: „Paps, ich bin in der Bibliothek.“

Manipulationen am Fahrzeug

Cheri Jo Bates hielt sich mehrere Stunden in der Bücherei auf. Während dieser Zeit machte sich jemand an ihrem Wagen zu schaffen. Der Unbekannte zog den Verteiler und den Kühlerschlauch ab. Der Wagen ließ sich dadurch nicht mehr starten.

Die Bibliothek schloss um 21.00 Uhr. Cheri Jo gehörte zu den letzten Studenten, die das Gebäude nach Schließung verließen. Anschließend muss sie sich alleine zu ihrem Wagen begeben haben, der nicht mehr ansprang. Ein Mann näherte sich ihr und bot ihr an, sie in seinem Fahrzeug mitzunehmen. Auf dem Weg zu dem Wagen attackierte der Fremde plötzlich die Studentin.

Es gab zwei Zeugenberichte, die zwischen 22.15 und 22.45 Uhr weibliche Schreie gehört hatten. Ob es sich dabei um die verzweifelten Hilferufe von Cheri Jo Bates handelte, blieb unklar. Denn eine Erklärung, was sie zwischen 21.00 Uhr und 22.30 Uhr gemacht haben soll, gibt es nicht.

Messer als Tatwaffe

Der Mörder hatte ein Messer mit einer kurzen Schneide als Tatwaffe benutzt. Cheri Jos Gurgel war mit einem einzigen Schnitt durchtrennt worden, der auch die Halsschlagader gekappt hatte. Der Schnitt verlief so tief, dass das Mädchen nahezu enthauptet wurde. Es gab drei weitere Schnittwunden am Hals und Verletzungen am Kehlkopf. Zudem hatte der Täter ihr zweimal in die Brust gestochen. Als die Frau mit dem Gesicht nach unten auf den Kiesweg gefallen war, stieß der Mörder die Klinge mit großer Kraft in ihr linkes Schulterblatt.

Zwei Spuren am Tatort

Am Tatort fand die Polizei zwei Spuren, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom Täter stammten. Zum einen konnten die Beamten Abdrücke eines Schuhabsatzes sicherstellen. Das Profil deutete auf einen Schuh hin, wie er von Soldaten getragen wurde. In der Nähe gab es mit der March Air Force Base einen Luftwaffenstützpunkt.

Zum anderen lag neben dem Leichnam eine Armbanduhr der Marke Timex.  Das Armband war an einer Seite gerissen. Die Ermittler gingen davon aus, dass sich Cheri Jo Bates zur Wehr gesetzt hatte und dabei das Lederarmband zu Packen bekam. Die Herkunft der Uhr ließ sich bis zu einem Militärposten in England zurückverfolgen. Wer jedoch vor dem Mord der aktuelle Eigentümer war, ließ sich nie klären.

Die Timex-Uhr am Tatort
Die Timex-Uhr am Tatort

Anonymes Geständnis

Etwa einen Monat nach dem Verbrechen, am 29. November 1966, gingen bei der Polizei von Riverside und der örtlichen Tageszeitung „Riverside Press-Enterprise“ zwei nahezu identische Briefe ein. Beide waren auf einer Schreibmaschine vom Fabrikat Royal Typewriter getippt worden. Dem Schreiben war die Überschrift „Das Geständnis“ vorangestellt. Der Verfasser erwähnte mehrere Tatdetails, die der Öffentlichkeit nicht bekannt waren. Zudem kündigte er weitere Morde an.

Geständnisbrief des Täters
Geständnisbrief des Täters

Ein Gedicht in der Bibliothek

Im Dezember 1966 entdeckte man in der College-Bibliothek an der Unterseite eines Pults ein Gedicht, das mit den Worten „Des Lebens müde/Nicht zum Sterben bereit“ überschrieben war. Die Wortwahl und die Handschrift ähnelten dem Schriftbild einiger späteren Zodiac-Briefe. Zumindest kam Sherwood Merrill zu dem Schluss. Merrill war 1970 in dem Zodiac-Fall als Schriftgutachter für die Ermittlungsbehörden tätig. Das Gedicht war mit den Initialen rh signiert.

Gedicht in der Bibliothek
Gedicht in der Bibliothek

Nachricht von Z

Sechs Monate nach dem Mord an Cheri Jo Bates brachte der „Riverside Press-Enterprise“ nochmals einen ausführlichen Artikel über den ungeklärten Fall. Am Tag darauf erhielten die Polizei, die Zeitung und der Vater Joseph Bates einen nahezu identischen Brief mit dem Inhalt: „Bates musste sterben. Weitere werden folgen.“ Zwei der Briefe enthielten eine Signatur, die einem Z ähnelten.

Brief vom 30. April 1967
Brief vom 30. April 1967

Der Zodiac äußert sich zu Riverside

Über den Riverside-Fall hatten lange Zeit nur die örtlichen Medien berichtet. Doch im November 1970 griffen die „Los Angeles Times“ und der „San Francisco Chronicle“ den ungelösten Mord an Cheri Jo Bates auf und berichteten über die möglichen Verbindungen zum Zodiac-Fall. Am 13. März 1971 wendete sich der Zodiac in einem Brief an die „Los Angeles Times“ und behauptete indirekt, der Mörder von Bates zu sein.

So gratulierte er der Polizei, die Verbindung nach Riverside entdeckt zu haben. Gleichzeitig unterstellte er den Ermittlungsbehörden, quasi nur das Offensichtliche wahrzunehmen. Doch in Wahrheit habe er dort im Süden des Bundesstaates noch weitaus öfters zugeschlagen.

Bis heute ist umstritten, ob es sich beim Mord an Cheri Jo Bates möglicherweise um das erste Verbrechen des Zodiac-Killers handelte. Die Polizeibehörden gehen inzwischen nicht mehr von einem Tatzusammenhang aus.

 

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