(2) Lynda Ann Healy

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Die 21-jährige Lynda Ann Healy studierte Psychologie an der University of Washington in Seattle. Sie arbeitete ehrenamtlich in einer Einrichtung, die sich um geistig behinderte Kinder kümmerte. Sie war eine talentierte Sängerin. Und Lynda Healy verdiente sich das Geld für ihr Studium selbst, obgleich sie aus einer wohlhabenden Familie stammte. Sie war als Ansagerin für einen Radiosender in Seattle tätig. Dort las sie die Wetterberichte vor. Im Januar 1974 interessierten sich ihre Zuhörer vor allen Dingen dafür, wie sich die Bedingungen in den beliebten Skigebieten im Osten von Seattle entwickelten.

Ted Bundy - Lynda Ann Healy
Lynda Ann Healy

Am Abend des 31. Januar 1974 besuchte die groß und schlank gewachsene Lynda Healy zusammen mit Freunden die angesagte Studentenkneipe »Dante‘s« im Univiertel von Seattle. Danach kehrte sie in ihre WG zurück, einem Haus in der 5517 NE 12th Street, das sie zusammen mit vier weiteren Mitbewohnerinnen bezogen hatte. Sie verabschiedete sich sogleich von ihren Freundinnen und ging in ihr Zimmer. Es war das letzte Mal, dass Zeugen die attraktive Studentin mit glänzend langem, braunen Haar und einem einladenden Lächeln sehen sollten. Denn gemäß den offiziellen Ermittlungen war Lynda Ann Healy die erste Frau, die der Serienmörder Ted Bundy tötete.

Ted Bundy - Lynda Ann Healy - Haus
Wohnhaus, in dem Lynda Ann Healy 1974 lebte

Spurlos verschwunden

Am nächsten Morgen summte wie üblich um 5.30 Uhr Lynda Healys Wecker. Um kurz nach sechs sollte sie ihre erste Radioansage machen. Ihren Mitbewohnerinnen raubte der Wecker an diesem Morgen aber ebenfalls den Schlaf. Denn Lynda Healy schaltete das Alarmsignal einfach nicht ab. Irgendwann war eine der Freundinnen so genervt von dem Krach, dass sie aufstand, um ihrer Zimmernachbarin die Meinung zu geigen.

Just in dem Moment, als sie das Zimmer von Lynda Healy betreten wollte, klingelte das Telefon. Jemand aus dem Radiosender wollte wissen, wo Lynda bliebe. Die Mitbewohnerin schaute in Lyndas Zimmer nach. Die kleine Studentenbude wirkte aufgeräumt. Fast schon zu ordentlich, denn Lynda Healy hatte selbst das Bett gemacht, was sie sich normalerweise sparte. Die Zimmernachbarin war ratlos. Alles deutete daraufhin, dass Lynda Healy an diesem Morgen das Haus verlassen hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich bloß verspätet und würde gleich beim Sender eintrudeln. Die Freundin schaltete den nervigen Wecker aus und legte sich wieder schlafen.

Am Nachmittag desselben Tages riefen Lynda Healys Eltern in der WG an. Sie wollten wissen, warum ihre Tochter nicht wie verabredet zum Mittagessen erschienen war. Lyndas Freundinnen hatten sie an diesem Tag nicht gesehen. Im Sender war sie nie aufgetaucht. Sie war einfach verschwunden. Die Eltern machten sich nun Sorgen und verständigten die Polizei.

Blutflecken

Die Beamten nahmen das Zimmer der Vermissten genauer unter die Lupe. Als sie das sorgsam gemachte Bett inspizierten, stellten sie fest, dass der Kopfkissenbezug fehlte. Auch die Tagesdecke, die Lynda Healy normalerweise verwendete, war nicht mehr da. Bei genauerem Hinsehen entdeckten die Polizisten auf dem Kissen einen kleinen Blutfleck. Die späteren Untersuchungen im Kriminallabor sollten ergeben, dass der Fleck Lyndas Blutgruppe entsprach. Im Kleiderschrank fand man das akkurat aufgehängte und gleichfalls blutbefleckte Nachthemd der verschwundenen Studentin. Stattdessen fehlten aber aus dem Schrank verschiedene andere Kleidungsstücke: eine blaue Jeans, eine weiße Bluse und Stiefel.

Den Mitbewohnerinnen war zudem aufgefallen, dass die Hintertür, die sonst immer verschlossen war, an diesem Morgen nur angelehnt gewesen war. Die Tür verfügte über eine Besonderheit. Sie ließ sich nur von innen öffnen. Hatte Lynda Healy spät in der Nacht noch jemanden hereingelassen? Bedeutete das nicht im Umkehrschluss, dass sie den Besucher dann vermutlich gekannt hatte?

Ted Bundy - Lynda Ann Healy - Hintertür
Unverschlossene Hintertür zu Lynda Ann Healys Haus

Vorläufig keine Ermittlungen

Die Polizisten waren jedenfalls noch nicht überzeugt, dass hier tatsächlich eine Straftat geschehen war. Sie nahmen zwar eine Vermisstenanzeige auf, riefen aber nicht die Spurensicherung zu Hilfe. So suchte man am 1. Februar nicht nach Fingerabdrücken, Textilfasern, Haaren oder sonstigem Spurenmaterial. Eine Entscheidung, die die Ermittlungsbehörden bald bereuen sollten. Denn während des darauffolgenden Frühlings und Sommers sollten weitere junge Frauen aus dem Raum Seattle auf mysteriöse Weise verschwinden.

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