(16) Robin Samsoe

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Nur eine Woche später schlug Rodney Alcala in Huntington Beach erneut zu. Am Nachmittag des 20. Juni 1979 befand sich die 12-jährige Robin Samsoe auf dem Weg zum Ballettunterricht. Sie war spät dran, also bat sie eine Freundin um deren Fahrrad, ein quietschgelbes Bonanza-Rad. Robin Samsoe kam niemals in der Ballettschule an. Sowohl das Mädchen als auch das Fahrrad blieben vorläufig spurlos verschwunden. Erst zwölf Tage nach ihrem Verschwinden fand man den Leichnam von Robin Samsoe an den Ausläufern der Sierra Madre.

Rodney Alcala - Dating Game Killer - Robin Samsoe
Robin Samsoe

Während Robin Samsoe noch als vermisst galt, meldete sich eine Zeugin bei der Polizei. Jackye Young war eine Nachbarin der Familie Samsoe und hatte am 20. Juni, dem Tag des Verschwindens, einen fremden Mann vor ihrem Haus beobachtet. Er hatte sich mit Robin und ihrer gleichaltrigen Freundin Bridget Wilvert unterhalten, als diese an den Klippen von Huntington Beach spielten. Jackye Young sprach den Mann an, was er von den Kindern wolle. Daraufhin suchte der Fremde das Weite.

Phantombild

Weitere Befragungen von Young und Bridget Wilvert ergaben, dass der Mann sich bereits geraume Zeit an diesem Tag in der Gegend herumgetrieben hatte. Er hatte mehrfach versucht, minderjährige Mädchen dazu zu überreden, sich von ihm in Badeanzügen ablichten zu lassen. Nach den Angaben der beiden Augenzeuginnen entstand ein Phantombild des Mannes. Ein Bewährungshelfer erkannte daraufhin Rodney Alcala wieder.

Rodney Alcala - Huntington Beach 1979 - Phantombild
Phantombild des mutmaßlichen Entführers von Robin Samsoe, Juli 1979

Weitere Zeugen meldeten sich bei der Polizei. Joanne Murchland (14) und Tony Esparza (15) berichteten, dass ein Mann, auf den die Beschreibung passe, sie bereits am Vortag, dem 19. Juni, an derselben Stelle in Huntington Beach angesprochen habe. Der Fremde habe behauptet, er mache Fotos für einen Bikini-Wettbewerb und suche geeignete Models. Er habe ihnen Marihuana angeboten, falls sie mitmachten. Andere Zeuginnen hatten Ähnliches am 20. Juni erlebt.

Die Waldhüterin

Dana Crappa arbeitete als Waldhüterin im Los Angeles National Forest. Sie berichtete der Polizei, dass sie am 20. Juni, dem Tag des Verschwindens von Robin Samsoe, einen Mann mit einem Mädchen beobachtet habe. Nach Ansicht des Fotos sei sie sehr sicher, dass es sich bei dem Kind um Robin Samsoe gehandelt habe. Der Mann habe das Mädchen entlang eines Bachlaufs im Waldgelände geführt. Dana Crappa erinnerte sich auch an den Wagen, den der Mann fuhr: einen Datsun F10. Genau solch ein Auto benutzte Rodney Alcala im Jahre 1979.

Entdeckung der Leiche

Anfang Juli 1979 wurde Dana Crappa erneut zu einer wichtigen Zeugin. Zusammen mit ihrem Kollegen William Poepke durchstreifte sie wie üblich die Wälder des Naturparks. Poepke entdeckte dabei eine Leiche, die bereits sehr stark verwest war. Er hielt die Überreste zunächst für einen Hirschkadaver. Er warf seiner Kollegin sogar noch einen Knochen des Leichnams zu. Erst dann bemerkten die beiden ihren Irrtum. Sie hatten die Leiche der vermissten Robin Samsoe gefunden.

Der linke Fuß und Teile der Hände fehlten. Der Schädel war vom Kopf abgetrennt. In der unmittelbaren Umgebung entdeckten die Beamten ein Küchenmesser und einen der Schuhe von Robin Samsoe. Das Messer war dreckverkrustet. Die Labortechniker bemerkten später einen winzigen Blutfleck auf der Klinge. In etwa einem Kilometer Entfernung vom Tatort fanden die Beamten zudem ein Badetuch, das Robin Samsoe gehörte. Das Tuch war blutverschmiert. Die Blutspuren waren verwischt und deuteten daraufhin, dass jemand mit dem Handtuch einen scharfen, flachen Gegenstand gesäubert hatte – wie zum Beispiel ein Messer.

Die Verwesung war bereits so weit fortgeschritten, dass der Gerichtsmediziner nicht mehr feststellen konnte, ob das Mädchen vor seinem Tod vergewaltigt oder gefoltert wurde. Angesichts Alcalas üblicher Vorgehensweise war dies allerdings zu befürchten. Es ließ sich auch nicht mehr eindeutig klären, ob die Verstümmelungen des Leichnams auf Alcala zurückgingen oder ob Wildtiere den Schaden verursacht hatten.

Festnahme von Rodney Alcala

Inzwischen waren der Polizei so viele Indizien bekannt, die auf Rodney Alcala als Täter hindeuteten, dass man den Verdächtigen am 24. Juli 1979 im Haus seiner Mutter in Monterey Park festnahm. Noch im selben Jahr klagte ihn die Staatsanwaltschaft offiziell wegen der Ermordung der 12-jährigen Robin Samsoe an. Das Verfahren stellte lediglich den Auftakt zu weiteren Ermittlungen dar, die mehrere Jahrzehnte andauern sollten und in deren Verlauf sich herausstellen sollte, dass es sich bei Rodney Alcala um einen Serienmörder handelte.

Rodney Alcala - 1979 - Festnahme
Rodney Alcala, 24. Juli 1979

Alcalas geheimer Schatz

Während der Hausdurchsuchung stießen die Beamten auf eine Quittung für eine Lagerbox in Seattle, Washington. Sie hatten außerdem ein Gespräch zwischen Alcala und seiner Schwester im Gefängnis aufgezeichnet, in dem Alcala sie bat, den Inhalt der Box zu vernichten. Den Beamten gelang es anhand dieser Angaben, die Lagerbox ausfindig zu machen.

Rodney Alcala - Seattle - Lagerbox
Lagerbox in Seattle

In der Box lagerten mehr als tausend Fotos. Auf den meisten waren junge Frauen oder Mädchen abgebildet, auf etlichen auch minderjährige Jungen. Die abgebildeten Personen posierten entweder spärlich bekleidet oder gänzlich nackt. Viele der Bilder hatten einen eindeutig sexuellen Charakter. Eines der Fotos war aus Sicht der Ermittler besonders interessant.

Ein verräterisches Foto

Anhand der Details erkannten sie die Strandpromenade von Sunset Beach wieder, die gerade einmal drei Kilometer von Huntington Beach entfernt lag. Sie veröffentlichten das Foto des unbekannten Mädchens in der Zeitung und hatten prompt Erfolg. Es meldeten sich die 15-jährige Lorraine Werts, das Mädchen auf dem Bild, und ihre Freundin Patty Elmendorf, die beide von Rodney Alcala am 20. Juni 1979 in Huntington Beach angesprochen worden waren. Bingo.

Rodney Alcala - Sunset Beach
Das Foto aus Sunset Beach, das Rodney Alcala schließlich überführte

Denn bisher hatte Rodney Alcala abgestritten, sich an diesem Tag dort aufgehalten zu haben. Und die Beamten hielten bisher nur lose Indizien gegen ihn in Händen, aber noch keine konkreten Beweismittel, die Alcala mit dem Verschwinden und der Ermordung von Robin Samsoe in Verbindung brachten. Mit dem Foto, das sich in Alcalas Besitz befand, waren sie diesem Ziel nun einen bedeutenden Schritt näher gekommen.

Trophäen eines Serienkillers

Die Lagerbox enthielt weitere Trophäen des Serienmörders. Dazu zählte ein Paar goldener Ohrringe, die eigentlich der Mutter von Robin Samsoe gehörten, welche sie aber ihrer Tochter am Tag ihres Verschwindens geliehen hatte. Rodney Alcala behauptete, das seien seine eigenen Ohrstecker, die sich bereits seit langer Zeit in seinem Besitz befänden. Weiterer, mit Rosen verzierter Ohrschmuck ließ sich erst viele Jahre später seinem ursprünglichen Eigentümer zuordnen. Dem Kriminallabor gelang es nämlich, darauf DNA zu isolieren, die eindeutig von der ermordeten Charlotte Lamb herrührte.

Rodney Alcala - Robin Samsoe - Ohrstecker
Ohrstecker von Robin Samsoes Mutter, die in Rodney Alcalas Lagerbox gefunden wurden
Rodney Alcala - Charlotte Lamb - Ohrring
Ohrring von Charlotte Lamb, dem noch DNA anhaftete

Geheimer Abstecher nach Seattle

Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass sich Rodney Alcala im Juli 1979 nur wenige Tage in Seattle aufgehalten hatte. Auffällig war aber, dass er aus dieser Reise offensichtlich ein Geheimnis zu machen versuchte. Im Sommer 1979 war Rodney Alcala mit Elizabeth Kelleher liiert. Ihr hatte er erzählt, dass er nach Dallas verreise, um dort ein Fotostudio zu eröffnen. Gegenüber anderen Freunden und Bekannten äußerte er, er würde nach Chicago umziehen. Sein Bezug zu Seattle ist insofern relevant, da er nach wie vor im Verdacht steht, dort mindestens zwei weitere Menschen getötet zu haben.

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